Forchheim: Auf dem Bike konfliktfrei durch den Wald rasen
16.10.2020, 16:12 UhrDurch den Wald gefahren sind die Mountainbiker schon länger. "Das ist die artgerechte Haltung für so ein Gefährt", so Holger Ried. Immer mehr E-Bikes, mit denen selbst nicht trainierte Leute mit Leichtigkeit bergauf sausen können, und das veränderte Freizeitverhalten in Corona-Zeiten haben nun allerdings die Konflikte verschärft. Der Ton ist in den letzten Monaten schärfer geworden. Weil sich immer mehr Menschen in den Wäldern aufhalten. Den Mountainbikern wird dabei oft der Vorwurf gemacht, eine Schneise der Verwüstung zu schlagen.
"Es ist an der Zeit, eine offizielle Lösung zu finden", so Stefan Zieringer. Schließlich wolle er die Natur nicht zerstören, sondern sie im Sattel genießen. Mit Vandalen, die Bäume schädigen, Sprungschanzen anlegen oder durch das Befahren die Erosion der Hänge herbei führen, habe man nichts zu tun: "Wir wissen aber um die Probleme."
Im städtischen Forst
Damit meint David Krieg die Pedalritter, die Trampelpfade nutzen, die dafür gar nicht geeignet sind. Ein öffentlicher Trail-Park soll her. Am besten in einem der städtischen Forste in Burk, Buckenhofen oder am Kellerwald. Das hätte den Charme, dass man für die "Kopf-frei-Runde", wie es Holger Ried nennt, am Feierabend keine weiten Wege zurücklegen müsste.
Zugleich wäre man in ganz Deutschland einer der Pioniere, um bislang illegales oder schädigendes Mountainbiken in geordnete Bahnen zu bringen. Stefan Zieringer schätzt die Mountainbiker-Szene in der Umgebung auf rund 1000 Menschen. "Dazu gehören Wettkämpfer wie wir, aber auch der Papa, der mit dem kleinen Sohn unterwegs ist".
Nicht wie in Skigebieten
Es soll kein Bike-Park werden, wie man ihn aus Skigebieten wie in Steinach am Silbersattel in Thüringen, in Osternohe bei Schnaittach oder vom Ochsenkopf her kennt. Dort kann man im Sommer gemütlich mit dem Lift nach oben fahren, um dann downhill (bergab) zu kurven. Eher soll es eine Art Bolzplatz direkt vor der Haustür werden.
In Forchheim will die Initiative drei, möglichst nahe beieinander liegende Strecken von jeweils einigen hundert Metern Länge schaffen. Eine für die technisch anspruchsvollen Fahrer wie Stefan Zieringer, die mit Sprüngen viel Zeit in der Luft verbringen wollen. Wer weniger "Airtime" haben wolle, könne ein einfacheres Profil aussuchen. "Die Strecken sollen für alle ohne Gebühr zugänglich sein", so David Krieg. Die Region sei mit ihren Bergen und Wäldern ideal. Schließlich braucht es Höhenmeter, um hinabzufahren. Die natürlichen Gegebenheiten wie Felsen oder Wurzeln seien integrierbar.
In die Natur integrieren
Eher schon haben die Trail-Park-Freunde das Beispiel Treuchtlingen vor Augen. Dort ist die Strecke in die Natur integriert. Etwas ähnliches schwebt Holger Ried vor. Eine Beschilderung soll für Ordnung sorgen. Dann gebe es weniger aufgebrachte Diskussionen im Wald. Die Radsportler sollen wie bei Skipisten auf verschiedene Schwierigkeitsgrade hingewiesen werden: "Das vermindert auch die Unfallzahlen." Und wenn doch einer stürze, könnten festgelegte Rettungspunkte die rettungsdienstliche Bergung erleichtern. Ganz abgesehen davon, dass man anderswo im Wald dann etwas mehr Ruhe hätte.
Was die Kosten angeht, so möchte man sich noch nicht genau festlegen. Das hänge vom Aufwand ab, der nötig sei, das Gelände für die Mountainbiker zu gestalten. David Krieg kündigt aber schon einmal an, dass man einen Großteil davon auch in Eigenleistung stemmen werde: "Wir haben in unserer Gruppe Leute, die auch schon an Bike-Parks mitgebaut haben."
Die Instandhaltung werde von ehrenamtlichen Helfern geschultert. Mit Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, selbst in seiner Münchner Zeit bis zu einem Bike-Unfall ein begeisterter Downhill-Fahrer, haben die Aktivisten nach eigenen Angaben schon hoffnungsvolle Gespräche geführt. Nun suchen sie die Annäherung an den Bund Naturschutz, die Stadtförsterei und den Stadtrat.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen