Forchheim: Es wird eng auf der Baustelle der A 73

11.5.2017, 22:00 Uhr
Eng geht es auf der Autobahnbaustelle zu.

© Berny Meyer Eng geht es auf der Autobahnbaustelle zu.

Eine "sportliche Leistung mit wenig Spielraum" nennt Michael Probst, Sachgebietsleiter der Autobahndirektion Nordbayern, die im März begonnenen, neuerlichen Bauarbeiten, die sich entlang der A 73 auf rund 3,5 Kilometer zwischen den Anschlussstellen Forchheim-Süd und -Nord erstrecken.

Denn das Errichten der Lärmschutzwälle und -wände an der Ostseite ist der bei weitem aufwendigste Teil des Anfang 2016 gestarteten Projektes. Zudem wird, wie seit März täglich zehntausende Autofahrer zähneknirschend festgestellt haben, die Fahrbahn auf dem Streckenabschnitt saniert. Und auf selbigem wären ja auch noch sieben Brücken, die im Rahmen der Arbeiten gleich miterneuert werden. "Der Plan ist, noch bis vor Weihnachten mit der Ostseite komplett fertig zu sein", sagt Probst.

Dafür wurde die über 30 Jahre alte, arg verfallene Lärmschutzwand aus Blech und Schaumstoff abgerissen. Gleichwohl mussten unzählige, über Jahrzehnte gewachsene Bäume und Büsche weichen. "Ungefähr die Hälfte davon wurde entfernt", so Probst. "Wir haben es aber so abgesteckt, dass wir den vorhandenen Grünbewuchs zur Stadt hin stehen lassen."

Seither schaufeln die Bagger und treiben turmhohe Großbohrgeräte metertiefe Löcher ins Erdreich. In sie werden Stahlpfeiler eingebracht – die spätere "Aufhängung" für den Lärmschutz. Der ist auf der Westseite seit Ende 2016 fertiggestellt: Betonplatten mit einer wellenförmigen, lärmabsorbierenden Schalung. Bis zu sieben Meter ragt die Wand in den Himmel, auf der Ostseite wird diese Höhe sogar noch übertroffen, weil hier stellenweise eine Kombination aus Lärmschutzwand und -wall geplant ist. "Das ist natürlich eine Zumutung für die Anlieger", sagt Probst ganz offen.

Forchheim: Es wird eng auf der Baustelle der A 73

© Berny Meyer

Denn während sich bei den letztjährigen Arbeiten auf der Buckenhofener/Burker Seite der A 73 allenfalls Schiffskapitäne auf dem Main-Donau-Kanal vom Baulärm belästigt fühlten, kommt es für viele Anwohner heuer besonders dick. Sprichwörtlich direkt vor der Haustüre oder am Gartenrand rollen die Maschinen und türmen sich die Erdmassen. "Mir bleibt ja keine andere Wahl als Verständnis zu zeigen", sagt eine ältere Anwohnerin in der Regnitzstraße, die in ihrem Garten steht – vor einem umgeknickten, halb von Schutt begrabenen Bauzaun. Er ist einem kleinen Erdrutsch zum Opfer gefallen, der aufgeschichtete Haufen war gekippt, hangabwärts gerollt und stoppte erst unmittelbar vor dem Gewächshaus im Garten der Seniorin. "Glück für meine Tomaten und Paprika", sagt sie. Solche Missgeschicke können eben passieren, meint sie nicht ohne Galgenhumor. Dennoch sei die jetzige Situation ob des Drecks, Staubs und Lärms natürlich schlimm: "Ich bin reif für die Insel."

Auf der Ostseite treiben riesige Großbohrgeräte bis zu sechs Meter tiefe Löcher in die Erde, damit die Lärmschutzwand entstehen kann. Autofahrer bekommen auf dem Streckenabschnitt außer Grau in Grau nichts zu sehen. Gleiches gilt in höherem Maße auch für so manchen Hausbewohner in der Merowinger- und Regnitzstraße.

Auf der Ostseite treiben riesige Großbohrgeräte bis zu sechs Meter tiefe Löcher in die Erde, damit die Lärmschutzwand entstehen kann. Autofahrer bekommen auf dem Streckenabschnitt außer Grau in Grau nichts zu sehen. Gleiches gilt in höherem Maße auch für so manchen Hausbewohner in der Merowinger- und Regnitzstraße. © Berny Meyer

Als sich ein ironisches Streitgespräch zwischen der Dame und Michael Probst entspinnt, greift Probsts Vorgesetzter Thomas Pfeifer beschwichtigend ein: "Spätestens Ende Dezember haben Sie wieder Ihre Ruhe." Pfeifer, Dienststellenleiter der Autobahndirektion Nordbayern in Bayreuth, meint das nicht nur im übertragenen Sinne. Aber beim aktuellen Blick über die Großbaustelle ist das bislang tatsächlich nur schwer vorstellbar – weshalb die Anwohnerin von Pfeifer auch "einen riesigen, selbstgebackenen Dresdner Stollen" verlangt, sollte die Zusage nicht eingehalten werden.

Doch die Arbeiten gehen bislang planmäßig über die Bühne, kleine Verzögerungen angesichts des Regens in den vergangenen Wochen, können wieder aufgeholt werden, so Pfeifer. Zudem stehe man von Anfang an im Gespräch mit den Anliegern und habe zuvor auch eine ordentliche Beweissicherung gemacht, falls baubedingte Schäden auf den Grundstücken entstehen.

Geschluckter Krach

Solche sind hinsichtlich des engen Querschnitts der Baustelle wohl kaum zu vermeiden: neben Baggern, Walzen und Bohrgeräten fließt der Verkehr auf verengter Fahrbahn, je zweispurig in beide Richtungen.

Wie die Arbeiten voran gehen, zeigt unser Video:

Die in die Jahre gekommene Straße gen Bamberg ist inzwischen gänzlich abgetragen. Sie wird nun neu und breiter gebaut – mit offenporigem Asphalt, dem sogenannten "Flüster-Asphalt". Das bringe laut Pfeifer zusätzlich eine "Reduzierung des Lärms, weil er ja praktisch bereits an der Quelle geschluckt wird".

Gleiches Spiel dann Anfang nächsten Jahres auf der Gegenrichtung: Hier steht zwar schon die Lärmschutzwand, doch im März wird auch die Fahrbahn Richtung Nürnberg mit Flüster-Asphalt saniert. Ende 2018 soll das Großprojekt abgeschlossen sein. Ein enger Zeitplan, der, da sind sich Pfeifer und Probst sicher, aber eingehalten werden kann. Solange sich niemand aus der Ruhe bringen lässt.

Fakten zur Baustelle:

Im März 2016 wurde die Großbaustelle an der A 73 eröffnet – dem vorausgegangen war ein jahrzehntelanger Streit um den Lärmschutz in Forchheim. Die Arbeiten begannen auf der 1,7 Kilometer langen Westseite, 450 Stahlpfeiler zur Aufhängung der Betonwand wurden hier in den Boden getrieben. Auf den 3,5 Kilometern der Ostseite werden es fast doppelt so viele sein. Die Wand ist stellenweise bis zu acht Meter hoch. Um die vierspurige Verkehrsführung auf der Westseite einzurichten, brauchte es insgesamt elf Kilometer Trennblöcke. Beide Fahrbahn werden von zehn Meter auf 11,50 Meter verbreitert, inklusive breiterem Standstreifen. Zudem werden sieben Brücken entlang der Strecke saniert. 60 bis 70 Arbeiter sind, teils auch nachts und am Wochenende, im Einsatz. Die geplanten Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf etwa 45 Millionen Euro, finanziert vom Bund.

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