Forchheim und Pretzfeld bekennen sich zu fairem Handel

14.7.2020, 06:00 Uhr
Forchheim und Pretzfeld bekennen sich zu fairem Handel

© Foto: Metropolregion Nürnberg

Die Mitglieder des Paktes kaufen in den Bereichen Textilien, Lebensmittel, Bürobedarf und Sportbällen nur noch Produkte ein, die ökologisch und fair produzierte sind. Insgesamt sind in der Metropolregion inzwischen 68 Städte und Gemeinden Teil der Initiative.

Forchheim sei schon seit mehreren Jahren auf diesem Weg gewesen, erklärt Oberbürgermeister Uwe Kirschstein. Da sei es nur logisch, dass die Stadt diesen Pakt mitbegründet habe. Er wundert sich daher, "dass nicht mehr Kommunen dabei sind. Wir alle sind doch die Metropolregion". Er könne nur jeden ermuntern, sich anzuschließen.

Der Stadtrat habe bei den Vergaberichtlinien vieles beachtet, so dass nun auf bessere Arbeitsbedingungen, etwa die Tarifgebundenheit der Unternehmen und den Verzicht auf Subunternehmer geachtet werden könne. "Für einen Sozialdemokraten wie mich ist das ein Herzensanliegen", meint Kirschstein.

Bei Umweltstandards wie dem Blauen Engel oder dem FSC-Siegel sei man schon ziemlich weit. "Das mag an der einen oder andere Stelle teurer werden, aber das muss es uns wert sein", sagt er. Gleiches gelte für den Ökostrom, der nun in alle städtischen Liegenschaften wie Schulen, Kindergärten oder in den Verwaltungen fließe.

In Sachen Vorbildwirkung will Forchheims OB nun bei der Außenwahrnehmung ansetzen. "Was wir tun, müssen wir besser erfassen und veröffentlichen." Immerhin solle es bei den 68 Kommunen um insgesamt acht Millionen Euro gehen. "Ich verspreche mir vom Pakt, dass wir auch bei der FairTrade-Town, die zuletzt etwas an Dynamik eingebüßt hat, wieder mehr Schwung bekommen werden." Insbesondere im Bereich der Schulen müsse es vorwärts gehen.

Forchheim als Vorbild für andere Gemeinden im Landkreis? Was meinen die Rathaus-Chefs dazu? Die NN haben nachgefragt. Zum Beispiel in Egloffstein, wo Bürgermeister Stefan Förtsch erklärt, im Rahmen der Möglichkeiten der Vergabevorschriften seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit bei Beschaffungen zu achten. Aber: "Wichtiger als ein Label ist uns das tatsächliche Praktizieren von Nachhaltigkeit und Umweltschutz." So würden etwa Werbe- und Wurfartikel nur von zertifizierten Fair-Trade-Anbietern bezogen und Verbrauchsmaterialien im Verwaltungsbereich von lokalen Anbietern geliefert.

Regionale Produktion

Die Hackschnitzel für das Biomasseheizwerk, welches Schule, Rathaus, Bauhof, Feuerwehrgebäude, Turnhalle und Kita mit Wärme versorgt, stammen ausschließlich aus regionaler Produktion von Forst- und Landwirten im Umkreis von 20 Kilometern. Und: "Unsere gemeindeeigene Stromversorgung liefert Ökostromprodukte, die elektrische Energie produzieren wir teilweise selbst über PV-Anlagen auf kommunalen Gebäuden und unsere Ladesäulen für E-Mobilität werden mit Ökostrom beliefert", zählt Förtsch auf. Auch die komplette Straßenbeleuchtung wurde auf energieeinsparende LED-Technik umgestellt.

Das Mittagessen für die Kita-Kinder komme außerdem von einem ortsansässigen Gasthof, wo täglich frisch unter Verwendung von heimischen saisonalen Produkten gekocht werde. Einmal pro Woche werde das Essen zusammen mit den Kindern zubereitet, um die Themen Ernährung und Nahrungsmittelproduktion vermitteln zu können. Diese Aufzählung sei exemplarisch, sagt Förtsch und soll vermitteln, "dass uns ein aktives Handeln für Nachhaltigkeit mindestens ebenso wichtig erscheint, wie der Beitritt zu einem Pakt und das öffentliche Darlegen eines Labels."

Auch Neunkirchen habe das Thema faire Beschaffung seit Jahren im Auge, erklärt Bürgermeister Martin Walz. "Wir arbeiten hier auch mit lokalen Initiativen wie unserer Agenda 21 ,Eine Welt‘ und dem ,Weltladen‘ zusammen", sagt er. Dies sei nicht umfassend für alle Beschaffungsthemen der Gemeinde möglich, "war bisher aber für uns immer ein deutliches und ausreichendes Signal, dass der Markt Neunkirchen sich seiner Verantwortung stellt."

Anders sieht es in Igensdorf aus, wo Bürgermeister Edmund Ulm zugibt: Mit dem Thema nachhaltige Beschaffung habe sich bisher niemand befasst. Aber: "Ich werde es mit meinen Kollegen im Marktgemeinderat sowie der Verwaltung vorbesprechen." Soweit von dort Zustimmung komme, wolle er versuchen, es aufzugreifen, verspricht Ulm.

Viele Initiativen, wenig Überblick

Kunreuths Bürgermeister Ernst Strian sieht die Sache zweischneidig: "Eine Krux ist, dass es viele Initiativen gibt und kaum mehr Personen, die den Überblick haben. Die andere Frage ist, wer kommt aufgrund seiner Struktur in den Genuss, bei solchen Initiativen und Aktionen teilhaben zu können", gibt er zu bedenken.

Vorangestellt werden müsse immer die Frage, wann und wie weit sich eine Teilnahme für eine Gemeinde lohne – nicht alleine im Sinne von Geld. Auch Synergie-Effekte könnten Einfluss auf eine Entscheidung haben. "Nachhaltigkeit als Wort ist sicher positiv", so Strian. Aber welche Art von Nachhaltigkeit, in welchem Gewerbe oder Handel decke die Initiative ab? Wer gebe eine Einführung in das Thema und Ziel einer solchen Initiative?, fragt er.

www.faire-metropolregionnuernberg.de

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