Forchheim: Wettbewerb soll Paradeplatz aufmöbeln

16.11.2017, 06:00 Uhr
Forchheim: Wettbewerb soll Paradeplatz aufmöbeln

© Repro: NN

In der aktuellen Debatte des Planungs- und Umweltausschusses des Stadtrats zur Neugestaltung des Paradeplatzes ist es ein wenig so wie im guten Restaurant: Hunger und Appetit haben zweifellos alle, bleibt aber noch die Frage: nimmt man sich selbst zahlreiche Häppchen vom gut gefüllten Buffet, ein bisschen hiervon, ein bisschen davon oder vertraut man dem Küchenchef und ordert ein komplettes Menü, in dem alle einzelnen Gänge in Textur und Geschmack, Süße und Säure fein aufeinander abgestimmt sind?

Aber von Anfang an: Dass der Paradeplatz seit Jahrzehnten kein Schmuckstück in der Innenstadt ist, ist jedem klar. Doch nun, so plädiert Bauamtschef René Franz, soll der Paradeplatz „als eine der Perlen auf der Querachse“ die durch die Innenstadt läuft, ein Dreh- und Angelpunkt für ankommende Touristen werden. Im Rahmen des ISEK und durch den Tag der Städtebauförderung sei einmal mehr die Notwendigkeit zur Umgestaltung deutlich geworden. „Eher praktisch und nicht teuer“, sei damals die Gestaltungs-Devise gewesen als die Tiefgarage gebaut wurde.

Doch nun wurde deutlich „dass es an der Zeit ist“, den Platz umzugestalten. „Wir suchen die eierlegende Wollmilchsau, die viel bieten soll“, so Franz, nämlich, so heißt es in der Tischvorlage, „die Schaffung eines multifunktionalen Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität, als bewegte (gestaltete) Landschaft für Veranstaltung, zum Sitzen, Spielen und Verweilen, mit natürlichem Schatten (Bäumen) und Wasserspiel“.
Anregungen, die den Paradeplatz schöner machen, werden quasi gesammelt, seit die Tiefgarage steht, im Jahr 2014 gab es einen Workshop „Perspektive Paradeplatz“. Außerdem wurden unter anderem die Stadträte und die Ämter der Stadtverwaltung nach ihren Bedürfnissen und Wünschen bezüglich des Platzes abgefragt.

Ohne Wettbewerb kein Geld

Berücksichtigung der E-Mobilität, klimawirksame Bepflanzung, ein Info-Point für Touristen, ein innerstädtisches Beleuchtungskonzept und barrierefreier Ausbau sind nur einige Ideen, die ganz oben auf der „Wunschliste“ stehen. Aus der Sammlung all dieser Anregungen wurde ein Anforderungskatalog für die Auslobung eines Wettbewerbs zusammengestellt. Denn: Ohne Wettbewerb auch keine Fördermittel.
Der ursprünglich für die Wettbewerbsbetreuung des Kolpinghauses betrauten Architektin wird, nach Rücksprache mit der Regierung von Oberfranken, die Betreuung des Paradeplatzes übertragen. Die Wettbewerbsvorbereitungen für das Kolpinghaus wurden mit Beschluss des Stadtrats vom 23. Mai eingestellt.

Bleiben noch die Fragen nach der Verkehrsführung (Kreisverkehr, verkehrsberuhigte Zone, Durchgangsverkehr)? Ganz klar die Stellungnahme von Bauamtschef Franz: „Ein Verkehrskonzept vorab ist nicht unbedingt zielführend.“ Und die Frage: Wohin mit der Mariengruppe? „Das soll dem Wettbewerb vorbehalten sein“, so Franz, schließlich könne man die Statuen „auch als Kunstwerk einbinden.“

Die Stadträte sprühen vor Begeisterung, „endlich packen wir ein innerstädtisches Problem an“, meint Manfred Hümmer, „form follows function“, müsse die Devise sein, so der FW-Stadtrat, also die Nutzungsform müsse auch die Gestaltung beeinflussen. Public Viewing, Musikevents und auch einen Wochenmarkt könne er sich vorstellen mit Kinderspielfläche und „flexiblen Begrünungsformen“. Auch Holger Lehnard (CSU) begrüßt den Wettbewerb und plädiert dafür, in einer Befragung auch die Bevölkerung einzubinden. Sebastian Körber (FDP) könnte sich Überdachungen für die Marktstände in Form von Remisen oder Markisen vorstellen, „temporär befristete Kurzzeitparkplätze“ solle es geben, die Treppenabgänge zur Tiefgarage sollten überdies überdacht werden. „Wir wollen einen Platz mit Aufenthaltsqualität für alle Generationen schaffen“, so Körber. Auch Ludwig Preusch (FW) ist für eine Überdachung der Tiefgaragen-Zugänge, die Anzahl der Bushaltestellen sollten reduziert und elektronische Anzeigen installiert werden.

Sabine Dittrich (FGL) und ihre Fraktion findet in dem Vorschlagskatalog „ganz viele Ideen wieder“. Und auch für Reinhold Otzelberger (SPD) ist das Konzept „gelungen und schlüssig“. Dass die Neugestaltung des Platzes abschnittsweise realisiert werde könne, wäre für Otzelberger „sicherlich hilfreich“. „Dann merkt man, dass sich was tut.“

Zurückhaltend zeigt sich Udo Schönfelder (CSU), der den Anforderungskatalog „akzeptabel“ nennt und fragt, ob man „die Gestaltung kompatibel“ machen könne. „Ich seh das wie ein Buffet, wo wir uns verschiedene Themen herauspicken können.“ Partei-Kollege Josua Flierl pflichtet dem bei. Er sei ein großer Freund von Wettbewerben, können sich aber auch mit der Buffet-Idee anfreunden. Dem widerspricht Holger Lehnard: „Wir müssten den Paradeplatz vervierfachen, damit jeder seine Ideen unterkriegt. Lassen wir doch den Wettbewerb auf uns wirken“, fordert er. Auch Oberbürgermeister Kirschstein warnt vor einem „Rosinen-Picking“. Sebastian Körber ist es schließlich, der den Schlussappell an seine Stadtratskollegen richtet: „Ich will kein Buffet, sondern ein Menü. Das ist aufeinander abgestimmt. Zu viele Köche am Buffet verderben den Brei! Lasst uns mutig sein und aufs Menü gehen.“

 

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