Forchheim, wo sind all die leeren Bierkästen hin?
23.11.2020, 20:00 UhrHerr Schuster, ist die Lage wirklich so ernst?
Ja. Aktuell ist die Lage sogar noch ernster als im letzten Frühjahr. Wir kaufen jedes Jahr 10.000 neue Kästen inklusive leerer Flaschen, in 2020 waren es sogar 17.500 Kästen; trotzdem reicht es nicht. Ich weiß gar nicht, was die Kunden alle mit den Kästen machen. Im Sommer gibt es solche Engpässe immer wieder, aber in den Herbst und Wintermonaten ist für mich nicht erklärlich. Der umsatzstärkste Monat im Jahr ist für eine Brauerei der Mai, weil dort auch Herren-Tag ist.
Aber wo ist denn das ganze Leergut?
Viele Leute nehmen die Kästen auch irgendwo mit hin, wo es kein Bier von unserer Brauerei zu kaufen gibt und können dann dort die leeren Kästen auch nicht los werden. Hinzu kommt, dass Aufkäufer von Leergut-Sortierzentren, die solche herrenlosen Leergutkästen zurücknehmen, aufgrund des niedrigen Kasten- und Flaschenpfands von aktuell 3,10 Euro für Kasten und Flaschen die Kästen lieber schreddern. Damit verdienen sie 50 Cent je Kasten und haben keinen weiteren Aufwand mit dem Leergut. Ein Kasten kostet für die Brauerei in der Anschaffung netto 4,40 Euro inklusive der Flaschen, rund zehn Euro brutto. Das Pfand ist im Vergleich dazu einfach zu niedrig.
Und jetzt?
Wir haben natürlich schon leere Kästen und Flaschen zur Befüllung nachbestellt, jedoch machen uns die langen Lieferzeiten schwer zu schaffen. Aktuell liegen die Lieferzeiten der Hersteller zwischen sieben und neun Monaten. In der ersten Dezemberwoche soll eine Lieferung mit neuen Kästen und Flaschen eintreffen. Bis dahin müssen wir halt noch überbrücken und bitten die Kunden, das Leergut unbedingt wieder zurückzugeben, damit der Engpass überstanden werden kann.
Interview: ALEXANDER HITSCHFEL
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