Forchheimer André Korff ist bei Rad-WM mittendrin
16.09.2015, 21:00 UhrEin paar Tage der Entspannung gönnt sich André Korff auf der griechischen Urlaubsinsel Kos, ehe es über Frankfurt in die Vereinigten Staaten geht. Der Termin- und Wettkampfkalender gönnt dem 42-Jährigen nur wenige Auszeiten. Seit 2013 ist der gebürtige Erfurter in seiner Funktion als Bundestrainer knapp 150 Tage im Jahr im Ausland unterwegs.
Was André Korff, dessen Vertrag bis Ende 2016 läuft, „eine große Herausforderung“, nennt, sieht in der Praxis so aus: Im Winterhalbjahr konzentriert sich vor allem im Frauen-Radsport alles auf die Bahn. Im Frühjahr 2015 stand in einem Pariser Vorort bereits die Weltmeisterschaft auf dem Programm, gefolgt von EM und WM bei den Juniorinnen im Juli und August. Im Vorfeld der Reisen nach Athen und ins kasachische Astana verzichtete der Verband auf die Teilnahme an den Europaspielen in Baku, um die Belastung im Rahmen zu halten.
Der prestigeträchtigste Höhepunkt im vorolympischen Radsport-Jahr steigt in diesen Tagen auf US-amerikanischem Boden bei der Straßen-Weltmeisterschaft. Vom Stellenwert übertrifft sie sämtliche anderen Veranstaltungen und ein wenig sogar die Wettbewerbe der Männer. „Bei den Männern sind einzelne Weltcup-Rennen und die Rundfahrten wichtiger, bei den Frauen gibt es da weniger Konkurrenz“, erklärt André Korff. Neben der Flandern-Rundfahrt und dem Giro d‘Italia der Frauen sind neue Alternativen als Vor- oder Abschlussprogramm von Vuelta und Tour de France erst in der Entstehung.
Ein anderer Grund für die WM-Vorfreude im deutschen Lager sind die Erfolge der jüngsten Vergangenheit. Lisa Brennauer aus Kempten sahnte 2014 im spanischen Ponferrada sensationell Gold im Einzelzeitfahren und Silber im Straßenrennen ab. Ein weiteres Eisen im Feuer hat Korff mit der Cottbuserin Stephanie Pohl, die sich in Frankreich zur Weltmeisterin im Punktefahren auf der Bahn kürte und im Straßenrennen nicht ohne Chancen ist. Zeitfahr-Spezialistin Mieke Kröger aus Bielefeld verpasste im Vorjahr als Vierte knapp das Podest, untermauerte ihre Qualitäten in diesem Jahr mit der erfolgreichen Titelverteidigung bei der U23-Europameisterschaft.
Kurze Vorbereitung
„Garantien für Erfolge gibt es nicht, besonders die Straßenrennen lassen sich schwer vorhersagen, weil immer wieder Außenseiter mit riskanten Attacken überraschen“, sagt Korff: „Mit einer Medaille bei den Frauen und guten Ergebnissen unter den Top 5 bei den Juniorinnen könnten wir auch zufrieden sein.“ Insgesamt hat der Bundestrainer aus je einem etwa zehnköpfigen Kandidatenkreis neun Frauen und vier Juniorinnen nominiert, von denen sieben beziehungsweise vier am Straßenrennen und vier beziehungsweise eine im Zeitfahren antreten.
Auf weitere Medaillenchancen beim Teamzeitfahren verzichtet der weibliche Tross, der erst unmittelbar vor dem Aufgalopp komplett zusammenkommt. Einige Fahrerinnen feilen auf einem Lehrgang in Frankfurt an der Oder noch an der Form für die im Oktober anstehende Bahn-EM der Frauen in der Schweiz. In den Tagen und Stunden vor ihren Auftritten in Richmond bleibt gerade Zeit für etwas Streckenbesichtigung und minimale technische Optimierungsmaßnahmen.
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