Hopfen, Malz und Energie kosten mehr
Fränkisches Bier wird mindestens einen Euro teurer
2.11.2021, 10:30 Uhr
Es ist eine Hiobsbotschaft für alle Biertrinker: Mehrere Großbrauereien hatten in den vergangenen Wochen bereits angekündigt, dass spätestens ab Mai 2022 die Bierpreise steigen werden, teilweise ist von einer Steigerung von 150 Prozent in drei Jahren die Rede. Grund dafür sind zum einen die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, andererseits auch die Folgen der Corona-Pandemie, da vielerorts die Umsätze eingebrochen sind.
Dass der Preisanstieg nicht nur Braukonzerne betrifft, zeigt auch der Blick auf die lokalen Brauer. "Es wird alles total teuer", sagt etwa Christian Schuster von der Brauerei Greif in Forchheim. Neben den typischen Bierressourcen wie Malz bemerkt er auch in der Infrastruktur einen Preisanstieg. "Selbst die Kronkorken kosten nächstes Jahr das Doppelte", sagt er.
Kronkorken nicht lieferbar
Die Versuche, sich deshalb in diesem Jahr noch mit Kronkorken eindecken zu können, um den Preisanstieg dort etwas hinauszuzögern, war vergeblich: Die Hersteller liefern nicht. Schuster erklärt, dass der generelle Preisanstieg alle Brauer betreffe. Er rechnet vor: Der Malzpreis steigt um 60 Euro pro Tonne. "Pro Lkw ist das ein Tausender", meint er. Bei einer Lkw-Ladung Malz alle zwei Wochen falle das stark ins Gewicht.
Urban Winkler von der Klosterbrauerei Weißenohe sieht auch die steigenden Energiepreise als Problem. Auf dem Land habe er keinen Zugang zu Erdgas. "Wir hängen am Ölpreis", sagt er. Auch die Löhne steigen an, Winkler unterstützt das. "Wir müssen bereit sein, faire Preise zu zahlen", meint er.
Probleme hausgemacht?
Teilweise sieht er die Probleme von den Brauereien auch hausgemacht. "Es wurde immer so wenig wie möglich für Gerste bezahlt", meint er. Wie stark der Preis genau steigen wird, kann Winkler – wie viele seiner Brauerkollegen – noch nicht beziffern, er spricht von einem "allgemein gängigen Rahmen". Der Privatbrauer hofft darauf, dass die Kunden auch weiterhin zum fränkischen Bier greifen. "Das Gros der fränkischen Biertrinker hat ganz große Solidarität gezeigt während der Pandemie", sagt er.
Fragt man auf der Händlerseite nach, bestätigt sich der Eindruck der Brauer. "Wir haben die ersten Preiserhöhungen bereits angekündigt bekommen", erklärt Harald Wolf, der im Außendienst für Getränke Kistner unterwegs ist.
Die immer weiter steigenden Preise in der Herstellung könne eine Brauerei ohne Preiserhöhungen auf Dauer nicht ohne weiteres schlucken. "Wir verstehen, dass es notwendig ist", sagt Wolf. Auch er kann noch nicht abschätzen, wie groß der Anstieg sein wird, appelliert jedoch an die Kunden: "Lieber können sich die fränkischen Brauereien mit einer Preissteigerung am Leben halten, als dass sie in fünf Jahren nicht mehr da sind", meint der Händler.
Teuerungswelle rollt
Auch Georg Kugler, Inhaber der Brauerei Elch-Bräu in Thuisbrunn, weiß, dass die Kunden die lokalen Biere zu schätzen wissen. Auch er wird die Preise wegen gestiegener Hopfen-, Malz- und Energiekosten anpassen müssen. "Es ist überall eine Teuerungswelle da", meint er. Man müsse nun durchkalkulieren und dann entsprechend anpassen.
Georg Rittmayer von der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf nennt als Erster Zahlen: Auf Produzentenseite werde der Bierpreis um mindestens einen Euro bis 1,50 Euro je Kasten steigen. "Mit jeder Preiserhöhung steigt auch die Marge der Händler", meint Rittmayer, der auch Präsident der Privaten Brauereien Bayern ist.
"Subventionen einstellen"
Neben den steigenden Energiepreisen steigen auch weitere Kosten. Produkte wie Etiketten, Leim und Lauge würden im Preis um 20 Prozent steigen. "Die Tonne Malz kostet das Doppelte", sagt er. Als Grund macht Rittmayer die europaweite Unterdeckung an Malz aus. "Beim Hopfen gibt es aktuell genug", sagt er. Der Brauer appelliert an die Politik, die Subventionen in der Landwirtschaft – vor allem für Pflanzen wie Mais und Soja – einzustellen. "Damit sich der Markt wieder von selbst regeln kann", erklärt er.
Rittmayer sieht in den Preissteigerungen eine Stärkung der Konzerne, die günstigere Preise anbieten können. Zwar würden die Franken das handwerklich gebraute Bier der lokalen Brauereien zu schätzen wissen, Rittmayer befürchtet jedoch, dass der Bierkonsum sinkt: "Statt einem Kasten pro Monat kauft ein Haushalt dann vielleicht nur noch einen halben Kasten im Monat", sagt er.
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