Für 5 Millionen: Schloss Unterleinleiter zu verkaufen

22.10.2017, 08:00 Uhr
Märchenhafte Ansichten in Unterleinleiter.

© Horst Linke Märchenhafte Ansichten in Unterleinleiter.

Kupferfarbenes Laub liegt auf den Pfaden, die durch den Schlosspark führen. Es raschelt, wenn Paul der Übermut packt und er losrennt, mal auf dem Pfad, mal daneben. Der Schlosshund kennt seinen Park in- und auswendig. Er spurtet los, vorbei an den 180 weißen Hortensien, die jetzt schon vom Herbst gezeichnet sind, die im Sommer, wenn Konzerte stattfinden und Besucher kommen, aber in voller Blüte stehen. Vorbei an der Gruft der Familie von Seckendorff-Aberdar, einem fränkischen Adelsgeschlecht, das ab dem 18. Jahrhundert hier seinen Sitz hatte. Vorbei an den Teichen, in denen Feuersalamander ablaichen. Über die große Rasenfläche hinter dem Schloss und zwischen den akkurat geschnittenen Buchsbäumen hinter dem Schloss hindurch.

Rund 17 Hektar umfasst der Schlosspark, das Haus hat 33 Zimmer. Als der Eigentümer, Kunsthändler Knut Arndt, das Anwesen 1985 erwarb, war es in einem traurigen Zustand. 1958 hatte es der letzte Erbe Julius Franz Wilhelm von Seckendorff-Aberdar verkauft, es wurde umgewandelt in ein Heilpädagogisches Heim für behinderte Kinder. Im Teehaus war notdürftig ein Badezimmer eingerichtet worden, der Barockgarten war eine große Rasenfläche, die Gruft bröckelte, der Buchenwald war mit Fichten zugewuchert und dunkel. 1981 wurde das Heim aufgelöst, das Bayerische Rote Kreuz übernahm das Anwesen. 1985 war es kurzzeitig in Gemeindebesitz, bevor Arndt es im gleichen Jahr kaufte.

Aufwändige Sanierung

Bis ins Jahr 2003 dauerten die Sanierungsarbeiten, Arndt investierte einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Dächer der Gebäude wurden erneuert, der örtliche Schreiner fertigte Fenster und Türen passend zum Stil des Schlosses. Arbeiter entfernten die Fichten aus dem Wald, so dass mehr Licht eindringen konnte. Nach und nach füllte Arndt den Park mit Skulpturen zeitgenössischer Künstler.

Ein Minotaurus des Künstlers Harro Frey bewacht den Eingang zum sogenannten Steingarten. Ein Stück den Weg entlang, hoch oben thront eine rote Pferdeskulptur. In dem Teich, oberhalb des Verwalterhauses sperrt eine aus Bronze gefertigte Nilpferdskulptur ihr großes Maul auf.

Reinhold Geck, Hausmeister und Mann für alles auf dem Schloss, kennt sie alle. Schon mehrfach hat er einige Werke umplatziert — auf Wunsch des Hausherrn. Er wolle, dass jede Skulptur ihren Platz habe, um wirken zu können. Einen weißen Tempel, umringt von einem Farngarten, hat Arndt selbst entworfen.

Der Schlosspark trägt ganz klar seine Handschrift. Er ist Skulpturenpark und Konzertsaal, er umfasst einen Barockgarten mit getrimmten, kegelförmigen Buchsbäumen sowie naturbelassenen Buchenwald. Seit 2003 finden dort die Schlossparkkonzerte statt, die der Verein Kunst & Musik im Schlosspark Unterleinleiter organisiert. Sie sind heute ein Besuchermagnet. Helmut Ochs, Schatzmeister des Vereins hofft, dass der Konzertbetrieb unter einem neuen Eigentümer so weitergehen wird.

Denn derzeit führt Arndt Verhandlungen mit einem Kaufinteressenten. Anfänglich herrschte Unklarheit über den Kaufpreis. Der Eigentümer stellte nun klar, dass er bei knapp fünf Millionen Euro liegt — für die Gebäude, den Park und die Skulpturen. So wurde das Schloss zum Beispiel auf einigen Immobilienportalen für 2,8 Millionen angeboten — dieser Preis bezog sich jedoch immer nur auf die Immobilie selbst. Der Park und die Kunstsammlung waren nicht inbegriffen. Sie müssen zusätzlich erworben werden.

Es sind nicht die ersten Verkaufsgespräche, die Arndt führt. Und nicht die ersten, die Verein und die Gemeinde verunsichern. Was wird passieren, wenn das Schloss tatsächlich verkauft wird? Wird es weiter für Konzerttage genutzt werden können? Das wäre im Sinne Arndts, erklärt sein Verwalter Reinhold Geck. Mehr will er nicht verraten. Nur so viel: Die Verhandlungen seien "langfristig" angelegt.

Übers Knie brechen will Arndt nichts. 18 Jahre hat er Schloss Unterleinleiter renoviert und immer wieder legt er Hand an Details. Alles soll perfekt sein. Da er keine Nachkommen hat, will der bald 74-Jährige seine Nachfolge als Schlossherr klären. Denn es steckt nicht nur viel Geld im Schloss. Sondern auch viel Herzblut.

 

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