Gräfenbergerin unterstützt Obdachlose in Nürnberg
29.1.2019, 15:17 UhrEin junger Mann, gerade 30 Jahre alt, weinte haltlos, als er von Elke Then an Weihnachten die Grundausstattung für Obdachlose erhielt: Eine Isomatte und einen Schlafsack. Als die Gräfenbergerin das erzählt, packt sie gerade einige Shampoos, Getränkeflaschen und Suppenterrinen in die Tüten im Kofferraum ihres Autos. Es sind nur wenige Artikel, denn bisher sind es nur zwei oder drei Menschen aus dem Gräfenberger Raum, die Dinge des täglichen Bedarfs und Lebensmittel für die Obdachlosen in Nürnberg abgeben. Elke Thens Engagement ist hier noch zu wenig bekannt.
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Doch helfen kann jeder und Elke Then und Marion Stengl freuen sich über jede Hilfe. Sei es persönlich beim Sortieren der Ware im Lager in Nürnberg am Klarissenplatz oder durch Spenden in Form von Lebensmitteln oder Hygieneartikeln. Gerade Shampoos werden dringend gebraucht, löslicher Kaffee und löslicher Tee, Winterstiefel für Herren und immer wieder Isomatten und Schlafsäcke. Das ganze Jahr über.
"Es ging mir finanziell auch schon schlecht. Freunde haben mir geholfen. Nun will ich helfen", betont die Altenpflegerin, die im Seniorenheim Martha Maria in Forth arbeitet. Denn meist ist es ein finanzieller Grund, obdachlos zu werden.
Das gibt es nicht, denn die Kommunen, der Staat müssen für eine Unterkunft sorgen? "Ja, das stimmt. Aber wohin, wenn der Staat keine Sozialwohnungen hat", sagt Then und nennt damit einen Grund, auf der Straße zu landen. Marion Stengl, die Administratorin der Facebook-Gruppe und Elke Then können zu jedem "Obdachlos in Deutschland gibt es nicht" eine Geschichte erzählen, die bei den Zuhörern Betroffenheit und Scham auslöst.
Zimmer in einer Pension
Der Mieter kündigt wegen Eigenbedarfs, die neu angesetzte Miete ist zu hoch. Doch selbst wenn man vom Amt unterstützt wird, sind die Mieten zu hoch, um passenden Wohnraum zu finden. In eine Pension werden diese Menschen dann geschickt, bekommen dort ein Zimmer bezahlt. Doch: "In der Statistik zählt man dann als obdachlos", erklärt Stengl.
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Es gibt gepflegte Zimmer in diesen "Pensionen". Aber oft sind die Matratzen zerschlissen, man ekelt sich, sich daraufzulegen. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern — die Tochter absolviert gerade eine Lehre — wollte nicht auf den verschmutzten Matratzen in einem Großraum schlafen und erhielt deshalb bei Freunden Unterschlupf, um nicht auf der Straße nächtigen zu müssen. Die Alleinerziehende konnte krankheitsbedingt die Miete nicht mehr aufbringen.
Zwölf Mahlzeiten pro Monat
Auch andere ziehen dann das Leben auf der Straße vor. Doch selbst wenn diese Menschen die Nächte in den Notunterkünften und Pensionen verbringen, "die Notunterkunft muss um 9 Uhr früh verlassen werden. Um 17 Uhr darf man erst wieder hinein", sagt Stengl. Was tun und wohin den ganzen Tag bei beißender Kälte? "Zwölf Mahlzeiten pro Monat bekommen sie in der Wärmestube", sagt Then. Doch dort gibt es oft Zoff mit osteuropäischen Obdachlosen oder Hartz IV Beziehern, wissen die beiden Helferinnen.
"In den Wärmestuben ist inzwischen Security", erklärt Stengl aus Nürnberg. Sie ist fast von Anfang an bei der Facebook-Gruppe Obdachlosenhilfe Nürnberg dabei, die vor vier Jahren gegründet wurde. Im Kofferraum von zwei Autos wurden damals die Spenden auf den Nelson-Mandela-Platz gebracht und an die Obdachlosen verteilt. "Inzwischen sind wir ein Helferteam von 20 Leuten", freut sich Stengl. Selbst Freunde aus Nordrhein-Westfalen füllen ihren Kofferraum und denken an die Obdachlosen, wenn sie Bekannte in Nürnberg besuchen.
Am Neuen Museum hat die Obdachlosenhilfe nun ein Lager, dort treffen sich die Ehrenamtlichen jeden ersten Samstag im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr, verstauen die Lebensmittel und alle anderen Spenden in die Regale und teilen sie an die Obdachlosen aus. Elke Then, Marion Stengl und die anderen Helfer versorgen 100 Obdachlose mit dem Nötigsten.
2500 Menschen ohne Wohnung in Nürnberg
Ein Tropfen auf dem heißen Stein und doch eine unbezahlbare und unentbehrliche Hilfe, denn es sind 2500 Menschen in Nürnberg als obdachlos in der Statistik erfasst. "20 Prozent davon sind Frauen", sagt Stengl. Die allgemeine Tendenz gehe zu immer jüngeren Menschen.
Doch ohne die Obdachlosenhilfe würde es vielen Menschen viel schlechter gehen, wenn sie ihnen auch nur drei bis vier Lebensmittel und drei bis vier Hygieneartikel im Monat geben können. "Vielen Obdachlosen sieht man es nicht an", weiß Then. Eine Frau sagte zu ihr, "auch wenn ich obdachlos bin, muss ich nicht stinken".
Im Hallenbad, für das sie Eintritt bezahlen müssen, duschen die Obdachlosen oder in der Wärmestube, wo sie auch ihre Wäsche waschen können.
Manche kommen einfach nur zu den Helfern, um einen Kaffee zu trinken und ein wenig zu plaudern. Das Leben auf der Straße ist nicht nur hart, sondern auch einsam.
Wer helfen möchte, kann sich an Marion Stengl oder an Elke Then wenden. Ihre E-Mail-Adressen: elkethen@freenet.de oder obdachlosenhilfe-nuernberg@gmx.de
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