Grantiger Empfang für "Heimatzerstörungsminister" Söder

14.10.2016, 15:58 Uhr
60 Ostspangengegner protestieren beim Besuch von Markus Söder gegen die Ostspang

60 Ostspangengegner protestieren beim Besuch von Markus Söder gegen die Ostspang

Mit viel Engagement und Durchhaltevermögen kämpft die Bürgerinitiative "Bürgerinitiative Pro Wiesenttal ohne Ostspange" (BIWO) seit Jahren gegen die geplante und vor kurzem nachträglich in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrsausbauprogramm aufgenommene südliche Umgehung von Forchheim. Unterstützt wird sie dabei von der Bürgerinitiative Pro Wiesenttal Ebermannstadt.

Was lag also näher, als beim Besuch von Markus Söder anlässlich der Inbetriebnahme des Breitbandnetzes den Heimatminister auf die geplante "Zerstörung des unteren Wiesenttals" aufmerksam zu machen? Waren es kurz nach zehn Uhr gerade einmal ein Dutzend Ostspangengegner, die sich hinter der St. Nikolauskirche in Ebermannstadt versammelt hatten, so wuchs die Anzahl von Minute zu Minute.

Nach und Nach traf auch unterstützende politische Prominenz ein. Karl Waldmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag bekundete gegenüber der Presse, dass der Individualverkehr der Bevölkerung über den Kopf wachse. Zustimmung erhielt er von Edith Fiesser, Stadträtin aus Reuth, die zwar die Nöte ihrer Nachbarn versteht, aber an diese appelliert, auch mal über den Tellerrand zu schauen und die Zerstörung der Natur nicht billigend in Kauf zu nehmen.

Nach und nach fuhren die Ehrengäste auf ihrem Weg zu den Stadtwerken an den schließlich über 60 Demonstranten vorbei. Einige ließen es sich nicht nehmen, auszusteigen und das Gespräch mit den Gegnern der Ostspange zu suchen. Dann war es soweit.

Söder will Landflucht verhindern

Die schwere Limousine Söders bog um die Ecke und fuhr im Schritttempo auf die Gruppe zu. Wie würde Söder reagieren? Weiterfahren (schließlich war er bereits spät dran) oder anhalten und sich dem Gespräch stellen. Er entschied sich für Letzteres.

Leger und ohne Sakko begrüßte er zunächst seinen Fraktionskollegen Hofmann, ehe er von Kattenbeck über das Anliegen der Initiative informiert wurde. Söder gestand, das Problem so nicht zu kennen. Er stehe selbstverständlich für den Erhalt der Heimat, man müsse aber auch hier zwei Seiten sehen. Es gebe für die Bevölkerung auf dem Land keine Zukunft, wenn am Wochenende Besucher aus den Ballungsräumen kämen, die jungen Leute aber ihre Heimat verlassen würden. Eine gute Anbindung, auch über die Straße sei existenziell für eine Zukunft des Lebens auf dem Land.

"Der Michael (Hofmann) sagte mir, hier sei eigentlich alles ok. Letztere Aussage bezog sich sicher auf die Kenntnis, dass ein vierspuriger Ausbau vom Tisch sei. Söder hörte sich ruhig weitere Einwände an und wurde auch nicht unwirsch, als ein Demonstrant vom "Heimatzerstörungsminister" sprach. Ihm liege als Franke die Region sehr am Herzen entgegnete der Minister und betonte dies auch später beim offiziellen Anlass gegenüber der geladenen Prominenz.

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