Grippe-Impfstoff in Forchheim wird knapp: Was Sie jetzt wissen müssen
14.10.2020, 15:51 UhrWie ist die Lage im Landkreis Forchheim?
"Die Lage ist kritisch", sagt Elmar Rank. Er leitet die St. Martins Apotheke Forchheim. Am Mittwoch hatte Rank nach eigener Aussage noch 50 Impfdosen zur Verfügung. "Innerhalb einer Woche werden sie aufgebraucht sein." Rank: "Wir können die Ärzte aus dem Raum Forchheim, die bei uns vorbestellt haben, noch versorgen. Danach ist aber Schluss." Die Lage ist in vielen Arztpraxen ähnlich.
Wird es Impf-Nachschub geben?
Das kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch jedenfalls an. Er sprach davon, dass das Ministerium für diese Saison 26 Millionen Dosen bestellt habe, so viele wie nie zuvor für eine Grippe-Impfung. Sie würden jedoch nicht auf einen Schlag zur Verfügung gestellt, weshalb es zu lokalen Lieferengpässen kommen könne: "Wir haben aber keine Versorgungsengpässe." Apotheker Rank dämpft allerdings die Erwartungen. Er zweifelt, ob sich angesichts der hohen Nachfrage alle Impfwünsche in dieser Saison berücksichtigen lassen.
Warum gibt es im Landkreis nicht ausreichend Grippe-Impfstoff?
Die Risikogruppen ließen sich mit der bestellten Menge abdecken, so Rank. "Heuer fragen aber vom Kind bis zum Greis die Menschen nach einer Impfung." Die Nachfrage wird deutschlandweit gerade von der Corona-Pandemie befeuert. Der Apotheker erklärt: "Wir fragen im Frühjahr bereits bei den Ärzten den Bedarf nach dem Grippe-Impfstoff ab und es wird bereits im Februar und März bestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auswirkungen von Corona noch nicht vorhersehbar, die Nachfrage entsprechend ähnlich wie in den Vorjahren." 2019 sei sogar Impfstoff übrig geblieben. Laut dem Gesundheitsminister wurden in den vergangenen Jahren jeweils bis zu sechs Millionen Dosen vernichtet. "Wohl deshalb waren Herstellerfirmen und Apotheken bei der Bestellung dieses Jahr zurückhaltend", so Rank. "Wir haben auch Nachfragen von Kinderärzten. Das gab es bisher nicht."
Lässt sich der Grippe-Impfstoff kurzfristig nachproduzieren?
"Das ist eigentlich in der Kürze der Zeit nicht möglich", sagt Rank und verweist auf den komplexen Herstellungsprozess.
Für wen ist eine Grippe-Impfung sinnvoll?
Für Personen ab 60 Jahren und Risikopatienten. Das können Menschen mit Vorerkrankungen sein, oder Personen, die beruflich wie privat viel mit Menschen in Kontakt kommen, so Rank. "Der Grippevirus breitet sich über den Winter vor allem in engen, schlecht gelüfteten Räumen gut aus, wo Menschen zusammenkommen. Das Virus kann sich über Tröpfchen unter diesen Bedingungen gut verteilen." Auch das Coronavirus verbreitet sich so.
Werden weitere Impfstoffe im Landkreis knapp?
Ja, sagt Rank. "Noch schlimmer ist die Situation beim Pneumokokken- Impfstoff." Dieser werde oft begleitend zur Grippe-Impfung empfohlen, war vor Corona aber kaum nachgefragt. Die Impfung soll vor Krankheiten der oberen und unteren Atemwege (Pneumonie) schützen. Laut dem Robert-Koch-Institut sterben jährlich über 5000 Menschen in Deutschland an einer Pneumokokken-Erkrankung, während eine Grippewelle für bis zu 20.000 Todesfälle jährlich verantwortlich ist.
Wenn ich keinen Grippe-Impfstoff mehr erhalte, wie kann ich einer Influenza vorbeugen?
Rank rät zu den bekannten Maßnahmen. Dazu gehören: das Immunsystem stärken, auf den Vitaminhaushalt achten (insbesondere Vitamin C), viel trinken, ausreichend schlafen und Hygieneregeln beachten. Auch Kontakte zu reduzieren, helfe, so Rank. "Durch den Lockdown im Frühjahr war die Grippe so gut wie vorbei. Abstand halten hilft jetzt bei Corona auch. Dadurch könnte auch die Grippewelle dieses Jahr weniger stark ausfallen."
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