Himmelsstürmer im Doppelpack
30.04.2008, 00:00 Uhr
Christian Degen ist der Macher dahinter. Jetzt hat er einen ebenso unkonventionellen Mitstreiter: Oliver Ladwein. Dessen himmelstürmende Holzskulpturen geben dem Garten einen noch exotischeren Akzent.
Christian Degen, 41, war Kirchenmaler, Zierfischhändler und Antiquitätensammler. Dann erbte er das Moritz-Grundstück und verwirklichte einen Traum. Er räumte 400 Tonnen Steine aus und baute ein kleines Haus nur mit gebrauchten Teilen.
Später kam der zweite Traum. Er wollte ein richtiges Café aus alten Trümmern. Kaum war das da, begann er Skulpturen zu schweißen. Er schuf einen drei Meter hohen Kontrabass, ein richtiges Klavier mit Noten, ein Rundportal als Mammut-Rahmen für Landschaft, riesige Blumen, einen Geiger nur aus kleinen Eisenstücken. «Der war sauschwer», sagt er, genauso wie der Halbmond aus Stäben: «Ein Mond muss ja lächeln. Aber ein Lächeln bloß aus Stäbchen, das ist hart.»
Woher er all die Zeit dafür nimmt, weiß niemand. «Auch meine Frau wundert sich.» Zwischenhinein fuhr er mit einem Lastwagen an die dänische Küste und brachte alte Fischkutter mit. Sie werden zu Gartenhäuschen oder Fischteichen im nächsten Traum, den Christian Degen begonnen hat: Er gestaltet ungewöhnliche Gärten mit alten Dingen, vom schmiedeeisernen Zaun bis zum Sandsteinsockel. Bis nach Nürnberg ist er dafür unterwegs: «Ich muss mich schon wundern. Ich mach ja fast keine Werbung.»
Kunst in Schlosspark
Jetzt hat er einen Kompagnon gefunden, der auch prompt nach Hollfeld zog, weil sie so gut harmonieren: Oliver Ladwein. Beide wollen vom 23. bis 25. Mai den Garten von Schloss Pommersfelden mit 40 Skulpturen ausstatten. Der Aufwand lohnt sich, sagt Christian Degen, auch wenn ein Hebekran her muss. Denn dorthin kommen 15000 Besucher.
Oliver Ladwein, 53, ist ein ganz unscheinbarer Mann. Aber er hat’s in sich. Der Vagabund aus dem Saarland war einmal veterinär-medizinischer Assistent und Stuckateur, bevor er Erfinder wurde. «Ich hab eine Werkstatt für Erfindungen, Design und Kunst», sagt er. «Meine Skulpturen sind gut zum Testen, weil sie Ideen blühen lassen.»
Mit Skulpturen-Parks zog Ladwein 17 Jahre durch Deutschland. Er produzierte auch Musicals. Und er machte Jugendprogramme, zuletzt in Nürnberg. Wenn’s mal nicht so gut ging, wartete er einfach auf neuen Sonnenschein. «Das Leben beschützt einen, wenn man besondere Wege geht. Man sollte hoffnungsvoll sein, dann braucht man sich in der Not nicht zu sorgen.»
Oliver Ladweins hohe, so fantasievolle Bretterfiguren, die immer gut aussehen, egal wie skurril sie geschnitten sind, entstammen Esche, Ulme und Eiche.
Er hat dafür einen Sägewerker, der sofort anruft, «wenn ein spannender Baumstamm reinkommt». Der wird dann zu Brettern zerlegt, und Oliver Ladwein zwingt sich, jedes Brett zu verwenden, «auch wenn es aussieht wie der letzte Schrott». Manches zerbricht, aber viel schleift er zu seltsamen Gesichtern oder schweißt Drahtformen drüber. Ab und zu baut er noch symbolische Zahlen ein («das mach ich gern») oder kritisiert die Gegenwart. So hat er eine «Zeitsprung-Ikone» gemacht, auf der 19 «Vögel der Sehnsucht» über der «Religiosität der Steinzeit» fliegen, die heute ersetzt ist «durch die Fratze der Wohnsilos» (bis 20. Mai). THOMAS KNAUBER