Kletter-Star "will schaffen, was nicht jeder schafft"
18.12.2017, 06:30 UhrMit seinen gerade einmal 24 Jahren gehört Alexander Megos schon zu den Großen seiner Zunft. Die Leidenschaft für den Sport entstand mit sechs Jahren, als er die Kletterwelt mit seinen Kinderaugen unter anderem in der Fränkischen Schweiz entdeckte. "Mein Vater hat mich dazu gebracht. Meine ganze Familie teilt das Hobby", erzählt Megos. Mit 19 Jahren schrieb der Erlanger Klettergeschichte: Im spanischen Gebiet Siurana gelang es ihm, als erster Mensch eine Onsight-Begehung mit dem Schwierigkeitsgrad 9a zu bewerkstelligen. Onsight bedeutet, eine unbekannte Route im ersten Versuch ohne weitere Informationen über die Beschaffenheit in Angriff zu nehmen.
Kurz zuvor war er mit einem Freund Peter Würth für einige Monate in den USA unterwegs. Mit einer großen Portion Humor spricht Megos darüber, wie sie ein Auto von einer Frau kauften, die ihren Mann mit dem Geld aus dem Gefängnis freikaufen wollte. Dazu präsentierte Megos über Leinwand Foto-Schnappschüsse vom improvisierten Schlaflager im Auto. Für die meisten der Erinnerungsstücke zeichneten die Eltern von ihrem Zwischenbesuch verantwortlich. Denn die Protagonisten waren dann doch voll auf ihren Sport fokussiert: "Wir waren viel zu sehr mit Klettern und nicht Sterben beschäftigt, als an Fotos zu denken." Nach der Tour absolvierte Megos das Abitur, ehe 2013 der internationale Durchbruch gelang. "Es war der zweite Tag meines Aufenthalts. Danach habe ich nur noch Anfragen beantwortet und Interviews gegeben", erinnert sich der Jungstar.
Und doch kennt er das Gefühl des Scheiterns. Denn seiner bisher härtesten Herausforderung begegnete Megos in Absprunghöhe. "Bouldern" nennt sich die Disziplin ohne Sicherungsseil, die auch unter freiem Himmel zum Repertoire der Weltklasseakteure zählt. "Wenn ich das zum Beispiel immer wieder versuchen muss, bis es klappt. Da könnte ich durchdrehen. Sonst hatte ich ja alles irgendwie geschafft, was ich mir vorgenommen hatte", so der 24-Jährige. Felsblöcke wie "Lucid Dreaming" im kalifornischen Bishop machen es mit ihrer Oberfläche, die sich wie Rauhfasertapete verhält, schier unmöglich, festen Halt zu finden. Es bedurfte drei USA-Besuche, ehe Megos das Hindernis überwand. In Erlangen hatte er sich zuvor monatelang spezifisch auf einen der schwersten Boulder der Welt vorbereitet und an einer Nachbildung des kompliziertesten Griffs geübt. In einem kurzen Videoausschnitt ist das aus Holz angefertigte Stück an Kühlschrank oder Teekanne befestigt. Megos gewöhnte sich im Alltag an den ungewöhnlichen Griff.
Die Frage, woher der unbändige Antrieb kommt, beantwortet Alexander Megos so: "Ich will einfach immer weiterkommen, nie verlieren. Ich will schaffen, was nicht jeder schafft und das bringt mich dazu, immer weiter zu machen. Es vergeht kein Tag ohne Klettern in meinem Leben." Mittlerweile ist aus dem Hobby ein Beruf geworden, ein Kletterausrüster ist als Sponsor im Boot und die Vorträge bringen etwas ein. "Vielleicht beginne ich ein Fernstudium, das ist besser als in der Uni zu sitzen", sagt Megos, Fachrichtung "irgendwas mit Sport auf jeden Fall". Norbert Sanders, ein Freund und Entdecker, würde Megos freilich gerne ebenfalls in Mentorenfunktion für andere fränkische Nachwuchskräfte sehen.
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