Kommt ein Pop-Up-Radweg nach Forchheim?
24.7.2020, 15:52 Uhr"Liebe Fahrradbegeisterte": So begrüßte die Fahrradbeauftragte der Stadt, Reinhilde Steinmetz, die knapp 20 Teilnehmenden der AG Radverkehr im Feuerwehrhaus. Gleich zu Beginn machte Annette Prechtel, als Bürgermeisterin verantwortlich für Kultur, Klimaschutz und den Umweltverbund, deutlich, wo Forchheim in Sachen Fahrradfreundlichkeit steht: "Lange Wartezeiten, gefährliche Querungen – täglich begegnen mir als Radlerin Stellen, die nicht gut gelöst sind." Könnten Radler mit Pop-Up-Radwegen mehr Platz bekommen?
"Dabei werden temporäre Radwege eingerichtet, zum Beispiel mit Kreide aufgemalt", erklärt Steinmetz. In Nürnberg und München wurde so auf Straßen mit vier Fahrspuren für Autos kurzerhand eine davon dem Radverkehr gewidmet. Die Verwaltung habe über die Bammersdorfer und Serlbacher Straße sowie Schulwege als mögliche Standorte nachgedacht. "Wir sehen da aktuell aber kaum eine Möglichkeit", so Steinmetz.
"Warum nicht auf der vierspurigen Theodor-Heuss-Allee eine Spur freimachen?", warf Gerhard Krahl vom ADFC Forchheim ein. Werner Schaup, Leiter des Tiefbauamts, konterte: "Das ist eine Bundesstraße, auf der 24 000 Fahrzeuge täglich fahren. Wenn darauf 20 bis 100 Radfahrer kommen, tue ich mir schwer."
"Der Radverkehr Richtung Süden ist dort kein großer Anteil. Das würde von der Mehrheit der Autofahrer nicht verstanden werden", meinte Roland Brütting. Sachgebietsleiter Verkehrswesen. Auch die Ruhalmstraße käme derzeit nicht infrage, weil sie als Umleitung während der Arbeiten in der Luitpoldstraße dient. "Es ist wichtig, dass man mal anfängt", merkte Manfred Fluhrer-Zumstein vom ADFC an. Und Gerhard Meixner (FGL) fügte an: "Autofahrer haben Rücksicht auf Radfahrer zu nehmen. In Erlangen zahlt man nicht schlecht, wenn man mit dem Auto falsch parkt oder für gefährliche Manöver sorgt."
Vom Bahnhof Richtung Innenstadt testen?
Laut Bauamtsleiter René Franz wurde überlegt, auf der Route vom Bahnhof zur Innenstadt eine Querverbindung zu testen. Allerdings sei wichtig, so eine Aktion mit Zählungen durchzuführen und auszuwerten, wo es als Folge an anderen Stellen zu Stau käme. Sebastian Körber (FDP) meinte: "Wir müssen erst definieren, welche Durchleitungsstrecke infrage kommt. Sonst ist es Verarscherles, wenn wir nur eine kleine Teilstrecke ausweisen."
"Das Thema ist nicht schnell und einfach umsetzbar", schloss Prechtel die Diskussion. Derzeit werde das Verkehrskonzept erarbeitet, das im Herbst Fahrt aufnehme. "Da wird das auch Thema sein und, wie wir es schaffen, dass mehr Menschen auf das Radfahren umsteigen."
Seit Jahren Probleme
Ein weiteres Thema: Gefahrenstellen. "Manche Probleme schieben wir seit Jahren vor uns her", sagte Steinmetz. Bei einem wurde nachgebessert: In der Neuenberger Straße wurden jüngst Unebenheiten im Asphalt ausgebessert. "Wir haben auch eine Radverkehrproblemkarte erarbeitet."
Gerhard Krahl wollte wissen, wie es um die seit Jahren kritisierte Ampelschaltung am Kersbacher Kreuz steht. Laut Brütting seien spürbare Verbesserungen möglich. Bei einem zeitnahen Ortstermin, zu dem der ADFC geladen werden soll, werde die Lage betrachtet. An der Kersbacher Brücke sieht er aber keine Möglichkeit, dem Wunsch des ADFC nachzukommen, die Leitplanke zu öffnen: "Das ist zu gefährlich, wir würden bei Unfällen haften", so Brütting. Die Fahrradbeauftragte informierte: "Die Stadtwerke haben sich für ein Modellprojekt in Bayern zu Lastenrädern beworben." Noch wisse man nicht, welche acht Kommunen ausgewählt würden.
Gerhard Koch vom ADFC brachte zwei Ideen ein: Das Projekt "Stadtradeln" ruft Bürger zu einem Wettbewerb auf, bei dem möglichst viele Kilometer mit dem Rad gesammelt werden. Bei der Online-Meldekarte "RADAR" vom Klima-Bündnis der europäischen Städte sind rund 1390 Städte angemeldet, sodass Bürger Problemstellen melden können.
Als Nächstes will die AG Radverkehr laut Steinmetz das Radhaus in Bamberg besichtigen und Statistiken von Siemens zu Radunfällen unter die Lupe nehmen: "Ich hoffe, dass ein Termin noch heuer klappt."
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