Kurfürstendamm gegen die Hauptstraße getauscht
3.12.2010, 17:01 UhrWenn zwei Schauspieler samt Kind zusammenleben, müssen sie sich arrangieren. Das haben Finja Martens und Sven Waasner getan: Ist einer der beiden beim Dreh, kümmert sich der andere um den Sohn. So war das, als Finja im Sommer einen Monat in Schweden für die Inga-Lindström-Verfilmung „Millionäre küsst man nicht“ (Sendetermin Sonntag, 5. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF) vor der Kamera stand. Und so ist das auch jetzt: Seit einigen Wochen schlüpft Sven in München für die neue ZDF-Serie „Herzflimmern — Die Klinik am See“ täglich in die Rolle des Klinikarztes Dr. Dr. Markus Lindner.
Dass die beiden auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis auf Forchheim kamen, scheint für Schauspieler ungewöhnlich, habe aber nahe gelegen, sagen sie. Vor sechs Jahren hatten sie sich bei den Dreharbeiten für die RTL–Daily-Soap „Unter Uns“ kennen gelernt, vor drei Jahren haben sie geheiratet und sind Eltern geworden.
Ihr Sohn war es auch, der den Ausschlag zum Umzug gab. Er sollte unbeschwert aufwachsen, sagt der 30-jährige Sven Waasner. Dafür sei die Großstadt Berlin, wo die Familie bis vor eineinhalb Jahren lebte, nicht geeignet gewesen. Ständig seien sie in Sorge gewesen, dass Sohnemann nicht vor das nächste Auto läuft oder beim Spielen in Scherben greift. „Sein erstes Wort war Nein — das kann es doch nicht sein“, meint Sven.
Schnell eingelebt
Hamburg — die Heimatstadt von Finja — oder Forchheim standen deshalb familienintern für einen Umzug zur Debatte. Die Entscheidung fiel für Forchheim, wegen des Familienanschlusses, wegen der Nähe zu Wald und Wiesen und wegen der zentralen Lage. Einmal eingelebt, stellten beide schnell fest, dass es für ihre Karriere egal ist, wo sie leben. „Nicht jedes Casting und jeder Dreh findet in Berlin statt“, sagt Finja. Man müsse sowieso meistens fahren — nach München, Hamburg, Köln oder eben nach Schweden.
Und für die Zeit, in der der Partner gerade anderswo dreht, haben sie sich jeweils eigene Projekte vor Ort an Land gezogen: Sven hat im Frühjahr mit der Idee, ein Sommercafé auf der Forchheimer Bastion zu eröffnen, auf sich aufmerksam gemacht — auch wenn das Projekt wegen seiner vielen Drehtermine derzeit auf Eis liege. „Aber die Pläne gibt es noch“, sagt er.
Finja hat unterdessen vor kurzem die Leitung einer Englisch-Sprachschule für Kinder in Erlangen übernommen und damit eine Idee in die Tat umgesetzt, die ihr seit längerem im Kopf herumspuke. Die 28-Jährige hat während ihrer Schauspielausbildung selbst fünf Jahre in London gelebt und in der Übernahme der Schule die Chance gesehen, den Bezug zur Sprache zu erhalten — auch für ihren Sohn.
Ihre eigenen Projekte bedeuten für die beiden Schauspieler auch, sich „ein bisschen Routine in den Alltag zu holen“, wie Finja sagt. Und sie wollen sich auch ein zweites Standbein schaffen — falls mal die Rollen wegbrechen.
Freilich könnte Sven jederzeit in das Familienunternehmen einsteigen. „Im Moment aber habe ich dazu keine Ambitionen“, sagt er. Und einen Zwang habe es nie gegeben. Sein Vater sei da sehr liberal. Sein ältester Bruder ist erst einmal Pilot geworden und hat dann Marketing studiert, Sven hat die Schauspielausbildung gemacht. Seine Familie habe seine Entscheidungen jederzeit mitgetragen. „Aber wer weiß, vielleicht gerate ich als Schauspieler irgendwann in Vergessenheit“, meint er. Dann stünde ein Einstieg in die Firma vielleicht zur Debatte. „Man soll nie nie sagen.“
Das tun er und seine Frau auch nicht bei der Frage, ob Forchheim auf Dauer ihre Heimatstadt bleiben soll. In der jetzigen Lebenphase sei es das Richtige, sagt Sven. Aber vielleicht bekomme einer der beiden mal eine Rolle bei einer Serie wie „Soko“ oder sogar bei einem Tatort, blickt er in die Zukunft. „Dann wäre damit vielleicht auch wieder ein Umzug verbunden.“