Laute Böller: So können Besitzer ihre Tiere an Silvester beruhigen
29.12.2019, 05:57 UhrTierheilpraktikerin Diane Kolb hat einige Kunden, die sie zu Tieren im Silvesterstress berät. Auch ihr eigener Kater leidet dieser Tage ziemlich. "Fritzi ist nicht mehr aufnahmebereit, er verliert dann Kot und Urin in der Wohnung", so die Hetzelsdorferin, die rät, Katzen nicht mehr ins Freie zu lassen. "Ich schalte außerdem Fernseher, Radio und viel Licht an", so die Tierphysiotherapeutin, die empfiehlt, Rollläden zu schließen oder anderweitig zu verdunkeln, damit die Tiere nicht sehen, was draußen vor sich geht.
Außerdem könnten Besitzer mit homöopathischen Mitteln unterstützen, die sie ab zwei bis drei Tage vor Silvester geben könnten. "Mein Kater und viele andere Tiere kommen damit besser zur Ruhe", sagt die Tierheilpraktikerin, die rät, Hunde die Tage rund um Silvester beim Gassigehen nicht abzuleinen: "Vorsichtshalber ist ein Halsband mit Telefonnummer und Name hilfreich."
Sanfte Massage statt Thundershirt
Man sollte die Tiere über Silvester möglichst nicht alleine und nicht in den Garten lassen. "In der Panik finden sie immer ein Loch", so die 42-Jährige, die ihre Patienten mit ihrer mobilen Praxis zuhause besucht.
"Wichtig ist, dass die Besitzer ruhig bleiben, dem Tier Sicherheit geben und sich ganz normal verhalten." Von sogenannten "Thundershirts", die so eng um den Hundekörper gezogen werden, dass das Shirt einen leichten und gleichmäßigen Druck auf den Brustkorb ausübt, hält Kolb nicht viel, auch ihre Kundschaft sei davon nicht überzeugt. Und zum vielfach verbreiteten Tipp, den Tieren ein wenig Eierlikör zu verabreichen, sagt Kolb nur: "Das hilft nicht, macht die Tiere nur besoffen."
Beruhigungstablette vom Tierarzt
Hilfreich sei hingegen eine Massage: "Es gibt an den Ohrspitzen Punkte, die man vorsichtig massieren kann, dazu ein leichter Zug an den Ohren, dann beruhigen sie sich", sagt sie. "Wenn alle Stricke reißen, sollte man zum Tierarzt gehen und sich eine Beruhigungstablette holen." Denn wenn Tiere zu sehr in Panik verfallen, können sie einen Herzinfarkt bekommen.
Tiere, die meist weniger Stress mit Silvester haben, sind Pferde. "Bei empfindlichen Pferden hilft manchmal Striegeln", so Kolb, die außerdem empfiehlt, den Stall gut zu verriegeln und bei panischen Pferden auf keinen Fall mit in die Box zu gehen.
Pferde seien weniger geräusch-, vielmehr lichtempfindlich, sagt Julia Kellner, die in Seidmar eine Ponyranch betreibt. "Pferde haben bei Silvesterböllern aber schnell raus, dass es sie nicht betrifft", so die Reitpädagogin, die andere Pferdebesitzer davor warnt, selbst zu ängstlich zu sein. "Das Verhalten überträgt sich innerhalb der Herde, da die Pferde die Herzfrequenzen der anderen spüren, aber auch vom Besitzer auf das Pferd."
Pferdestall verdunkeln
Man sollte Pferde deshalb in ihrer gewohnten Umgebung lassen, wenn möglich, die Fenster am Stall verdunkeln, wenn sich dieser in einem Wohngebiet oder städtischer Umgebung befindet, wo viel geböllert wird. "Diese Pferde sind aber auch häufiger an laute Geräusche wie Martinshorn oder Feueralarm gewöhnt", so die 37-Jährige, die acht Ponys besitzt. In Seidmar – zwischen Leutenbach und Hundsboden – sei es hingegen das ganze Jahr über relativ ruhig, auch in der Silvesternacht.
"Wichtig ist, dass die Pferde als Vorsichtsmaßnahme in sicherer, verletzungsfreier Umgebung stehen, im Stall oder im festen Auslauf, wo sie nicht weg können", so Kellner. Problematischer an Silvester sei ein verirrter Feuerwerkskörper, der das Heulager oder den Stall entzünden.
"Das hört man leider immer wieder, deshalb ist es wichtig, dass jemand an Silvester kontrollieren geht", empfiehlt die Reitlehrerin, deren Verpächter den benachbarten Rinderstall routinemäßig kontrolliert und auch auf den Pferdestall achtet. Pferde beruhigt übrigens – ähnlich wie bei Kater Fritzi – eine kleine Ohrmassage – damit der Start ins neue Jahr für Zwei- wie Vierbeiner entspannt gelingt.
Falls Tiere trotz aller Vorsicht entlaufen, bittet das Tierheim Forchheim um sofortige Meldung. Das Tierheim ist von 8 bis 18 Uhr besetzt und von 22 Uhr über den Jahreswechsel hinaus – unter den Telefonnummern (09191) 66368 oder (09191) 31744. Auch die Polizeiinspektionen Forchheim und Ebermannstadt nehmen Meldungen auf und leiten diese an den Tierschutzverein weiter.
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