Leuchtendes Uni-Projekt setzt zum großen Sprung an
1.2.2017, 06:25 UhrAuf dem Weg zur Erleuchtung war die provisorische Lötarbeit eines Studenten, der die günstig erworbenen Elektro-Komponenten zusammenfügte. Gerade pünktlich zur Präsentation auf dem Sportkongress in Erlangen im November 2015 wurden die eingereichten Patente genehmigt. U8- und U9-Junioren liefen bei der Vorführung in Funktionstrikots mit einem Lichter-Gurt um die Brust auf, deren Farbe wie bei den Toren synchron per Handy-App gesteuert werden kann. Mit veränderten Mannschaftszusammenstellungen und wechselnden Vorgaben, wer in welche Richtung spielt, sollen Handlungsschnelligkeit, Aufmerksamkeit und Umschaltverhalten der Nachwuchskicker gefördert werden. Und das in Echtzeit, ohne den Trainingsrhythmus unterbrechen zu müssen.
Das „exerlights“ genannte System ist für den Erlanger Sport-Professor Matthias Lochmann die praxisorientierte Fortführung seines Funino-Projektes. Daheim in Neunkirchen hat er parallel seit Frühsommer 2015 die von Horst Wein vor mehr als drei Jahrzehnten entwickelte alternative Spielform für den Jugendfußball im Freiluftlabor getestet (wir berichteten).
Während der theoretische Ansatz, die Variante durch Turnierveranstaltungen im Raum Erlangen-Pegnitzgrund zu verbreiten und möglichst im Verbands-Spielbetrieb zu verankern, noch auf verbindliche weitere Schritte wartet, ist aus den LED-Prototypen ein marktreifes Produkt gereift. Mit einem Investitionsvolumen von bis dato knapp 200 000 Euro hat sich die „Sports Innovation Technologies“ GmbH&Co. KG, SIT, unter dem Dach des neuen Medical Valley Center im Forchheimer Süden eingemietet. Im dritten Stockwerk begnügen sich die Gründer mit 24 Quadratmetern Bürofläche.
Mit der einstigen studentischen Hilfskraft Julien Denis fungiert ein Geburtshelfer der ersten Stunde als Geschäftsführer, während Lochmann die Schnittstelle zur Uni und den beteiligten Einrichtungen besetzt und als gefragter wissenschaftlicher Vortragsredner in ganz Deutschland den ehrenamtlichen Posten des Markenbotschafters ausfüllt. So konnte Martin Kind, Präsident von Hannover 96, mit einer niedrigen fünfstelligen Summe ins Boot geholt werden.
Ehe die verkaufsfertige Ausrüstung in den nächsten Tagen beisammen ist, stützen sich die Macher auf ihre Vorführ-Modelle. Das Smartphone-Programm bietet in benutzerfreundlichem Design und drei Sprachen eine Auswahl an Übungsformen. Sind die Dreier-Teams zum Beispiel zunächst diagonal gegenüberliegenden Toren zugeordnet, wechselt die Vorgabe nach etwa 20 Sekunden. Um die Situationen realitätsgetreu unberechenbar zu halten, variiert der Countdown nach dem Zufallsprinzip.
Die überarbeitete, optisch ansprechendere Gurt-Version wird von den Spielern über der Schulter getragen, um die Farbveränderungen per Seitenblick leichter zu erkennen. Anerkennend nickt Stefan Kohfahl, der extra aus Hamburg angereist ist. Der Direktor der Real-Madrid-Fußballschulen in Deutschland ist exklusiver Premierenabnehmer und hat sich als Partner finanziell engagiert.
Bis zum Sommer steht für das Start-Up, das auf einen schlanken Personalstand und ein provisionsbasiertes Vertriebssystem baut, vor allem Klinkenputzen auf dem Programm. Rund 30 Interessenten habe man laut Julien Denis an der Hand. In Fußballschulen- und Camps, Nachwuchszentren der Profiklubs und auch in Amateurvereine soll „exerlights“ Erleuchtung bringen.
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