"Meine Gedanken sind bei den Opfern"

14.11.2015, 15:55 Uhr
Stefan Schick im Frühjahr 2015 vor einer seiner Flüchtlingsunterkünfte, in denen er viele Syrer auf der Flucht vor Terror und Krieg kennengelernt hat.

© Ulrich Graser Stefan Schick im Frühjahr 2015 vor einer seiner Flüchtlingsunterkünfte, in denen er viele Syrer auf der Flucht vor Terror und Krieg kennengelernt hat.

Herr Schick, wie haben Sie die Nachricht von dem Terror in Paris erhalten?

Stefan Schick: Ich hatte gestern nicht ferngesehen und habe erst durch einen Anruf um halb eins in der Nacht davon erfahren. Der Anrufer fragte, ob wir vielleicht die traditionelle Schlüsselübergabe mit der Prinzengarde im Rathaussaal heute absagen sollten. Ich musste mich erst einmal sammeln, um zu begreifen, was da passiert ist, ich war schier geplättet. Ich habe mich dann gegen eine Absage ausgesprochen, um den Kindern und Jugendlichen dieses fröhliche Ereignis nicht zu nehmen. Seither sitze ich fast die ganze Zeit vor dem Fernseher und dem Computer. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.

Haben Sie schon Nachrichten aus der Partnerstadt Le Perreux gehört?

Stefan Schick: Nein. Ich denke, jetzt ist auch noch nicht der richtige Zeitpunkt, um dort anzurufen und nach möglichen Betroffenen zu fragen. Meiner Frau und mir ist es heute Nacht eiskalt den Rücken runtergelaufen. Wir waren ja erst im letzten Jahr mit einer Forchheimer Delegation dort und haben 40 Jahre Partnerschaft gefeiert. Die Freunde in Le Perreux haben uns stolz ihr Paris gezeigt, ihre Stadt. Und jetzt das. Ich bin sprachlos.

Der Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) postet auf Facebook, dass Bayern und Deutschland jetzt endlich wieder genauer schauen müssten, wer hier einreist. Das sei in den letzten Wochen vernachlässigt worden. Er setzt damit diejenigen Syrer, die vor Krieg und Terror fliehen, in die Nähe der Terroristen, die in Paris wahllos Menschen umbringen. Als Betreiber von Flüchtlingsunterkünften kennen Sie viele Syrer. Was sagen Sie dazu?

Stefan Schick: Ich lese auch seit Stunden die Kommentare auf Facebook und bin schockiert, wie diese Anschläge rechtspopulistisch benutzt werden. Die Syrer, die zu uns kommen, sind genau die Menschen, die vor so etwas wie in Paris fliehen. Und die werden für diesen Terror verantwortlich gemacht. Mir fehlen da die Worte. Wir haben das doch schon am 11. September gesehen: Die Attentäter sind keine Flüchtlinge, sondern Menschen, die teils schon lange in unserer Gesellschaft gelebt haben. Ich finde die Vermischung von Flüchtlingen mit denen, die solche Anschläge wie in Paris verüben, einfach unmenschlich.

Was wird das Komitee jetzt unternehmen?

Stefan Schick: Das weiß ich noch nicht genau. Ich bin momentan wie paralysiert. Ich hoffe, dass niemand aus Le Perreux betroffen ist. Da bestehen ja Bande nach Forchheim, die seit 30, 40 Jahren gewachsen sind. Und getroffen wurden vor allem junge Menschen, die gefeiert haben. Das ist einfach katastrophal. Ich habe Angst davor zu hören, dass jemand getroffen wurde, der Freunde in Forchheim hat. Wir werden am Montag erst einmal mit dem Oberbürgermeister reden und überlegen, wie wir unsere Anteilnahme am besten ausdrücken können. Ich nehme an, der OB wird schon eine Beileidsbekundung geschickt haben.