Nach 42 Jahren: Annafest-Ikone geht in Rente

30.7.2019, 12:38 Uhr
Nach 42 Jahren: Annafest-Ikone geht in Rente

© Repro: Leo Hühnlein

Der Abschied wurde von Franz Schwank und Ehefrau Elisabeth sorgsam vorbereitet und bereits mit Beendigung des Weihnachtsmarktes Forchheim am Heiligabend 2018 vollzogen: Um 12 Uhr Mittag legten die Schwanks das Grillbesteck endgültig zur Seite.

Beim Presse-Termin in Schlammersdorf öffnet ein gutgelaunter Mittsechziger das Gartentor. Nach kurzer Zeit und Sichtung einiger Fotos wird bereits klar, die Geschichte der Firmenhistorie könnte auch für ein Hollywood-Drehbuch dienen.

Übersichtlich haben die Schwanks den Werdegang ihres Unternehmens datiert: Das Gewerbe "Imbissbetrieb" wurde zum 21. Oktober 1976 angemeldet, und die Erweiterung auf den Geschäftszweig "Zeltverleih" folgte zum 1. April 1986. Zudem finden sich im Ordner Dankesschreiben von Vereinen und Gemeindeoberhäuptern, wobei ein ganzseitiges Schreiben des einstigen Forchheimer Oberbürgermeisters Karlheinz Ritter von Traitteur hervorsticht, wie Schwank nicht ohne Stolz zeigt: "Er hat sich bei uns persönlich bedankt für die Verköstigung der Gäste aus Rovereto bei der Gründung zur 1989 besiegelten Städtepartnerschaft."

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© Foto: Leo Hühnlein

Der Start des Imbisses war rasant

Franz Schwank kam 1952 als Gastwirtssohn in einem Dörfchen im Steigerwald zur Welt und erlernte in Forchheim das Handwerk bei der Metzgerei Belzer. Dort stand hinter dem Verkaufstresen die um drei Jahre jüngere und spätere Ehefrau Elisabeth. Die gebürtige Schlammersdorferin ging gerne in die nahe Disco in Schnaid, wie sie sich erinnert: "Schon als 15-Jährige war ich dort mit einer Freundin tanzen und zwischen Franz und mir hat es erst da richtig gefunkt, obwohl wir uns ja aus der Metzgerei kannten." Die Ehe wurde 1973 geschlossen. Aus ihr gingen zwei Töchter hervor. 1976 machten die Schwanks Nägel mit Köpfen: Die erste Bude eröffnete in der Burgerhofstraße in Forchheim.

Der Start verlief rasant, der Betrieb wurde schnell personell aufgestockt. Schon nach kurzer Zeit standen weitere Buden "Schwank´s Imbiss" in Ebermannstadt und sogar vor der Disco in Schnaid, wo beider Weg begann.

Ab 1977 war Schwank am Walberla, am Annafest und der Sandkerwa in Bamberg ein fester Bestandteil. Nach und nach kamen Bewirtungen von Zelten auf Kirchweihen und Wochenmärkte hinzu, der Terminkalender füllte sich.

Eine oft kopierte Erfindung

Die ständigen Auf- und Abbauarbeiten der zu dieser Zeit aus hölzernen Elementen bestehenden Buden brachten Schwank, der immer nach Verbesserungen strebte, auf eine Idee: "Ich habe ab 1979 feste Häuschen auf Metallrahmen gebaut, die mittels Rädern beweglich waren. So ersparten wir uns viel mühsame Arbeit und Zeit und konnten sie bewegen. Ich will nicht sagen, dass ich das erfunden habe, aber andere Schausteller kamen und sahen sich meine Buden genau an."

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© Repro: Leo Hühnlein

Er war auch einer der ersten, der Speisen aus einer riesigen Eisenpfanne anbot: "Sie kostete uns um die 5000 Mark, war aber zu dieser Zeit eine Attraktion und geschmeckt hat es den Leuten zusätzlich."

Überhaupt habe sich das Essensangebot zwischen den Mittsiebzigern bis in die heutigen Tage immer wieder geändert, sagt Elisabeth Schwank: "Die Klassiker Haxen und Hähnchen, Bratwürste, Pommes, Steaks, Schaschlik und Hamburger haben gegenüber Döner, Gyros und Pizza nachgegeben und auch mexikanische Fladen gehören inzwischen dazu.

Das ist sein Erfolgsgeheimnis

Wer will, bekommt sogar Baggers mit Apfelmus oder Räucherlachs. Franz hat eine Kühltheke gemacht, wo wir neben Brotzeiten und Fischbrötchen auch Schmalz- und Schnittlauchbrote anbieten können. Wir haben uns immer nach den Kunden orientiert."

Überhaupt scheint das Erfolgsgeheimnis nicht nur in der Qualität und Fleiß zu stecken, das Credo und die Art der beiden haben über die Jahre viele Freundschaften entstehen lassen: "Wir hatten schon immer alle Schichten der Gesellschaft als Kunden und haben noch nie einen Unterschied zwischen arm und reich gemacht. Das spüren die Leute, " sagt Franz Schwank, der die Wartezeit seiner Kunden auch gerne mal mit einem Witz, oder – Nomen est Omen – Schwank verkürzte.

28000 Euro Schaden durch einen Orkan

Zehn Jahre nach der Gründung erweiterte Schwank um den Geschäftszweig "Zeltverleih": "Ab da hatte ich eine richtige Mannschaft, mit der ich auch deutschlandweit Messen und Großevents ausstatten konnte. Die großen Zelte waren im eigenen LKW untergebracht."

Doch bei allen Erfolgen gab es Rückschläge: Der Orkan "Wiebke" verursachte massive Sturmschäden an einem Zelt. "Am Truppenübungsplatz Grafenwöhr veranstaltete die US-Armee ein Fest für Rückkehrer des Golfkriegs, es standen insgesamt 60 000 Quadratmeter Zelte und unseres war total demoliert." Zwar übernahm die Versicherung den Schaden, doch das Geschäft selbst war für längere Zeit hinfällig: Auf manchen Schäden blieb Schwank aber auch schon wegen nicht erreichter Windstärke sitzen: "Ein Sturm fegte mit Windstärke 7,48 über ein Sportgelände einer Nachbargemeinde, den Schaden von 28 000 Euro musste ich selbst tragen".

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© Foto: Leo Hühnlein

Der materielle Schaden sei aber immer ersetzbar, wirft Elisabeth Schwank ein, und möchte eigentlich gar nicht über den bislang schwersten Zwischenfall der Firmengeschichte reden, bei dem ihr Gatte in Lebensgefahr war.

Gasexplosion auf dem Weihnachtsmarkt

Auf dem Weihnachtsmarkt am Forchheimer Rathausplatz wurde Franz Schwank im Jahr 1992 bei Vorbereitungsarbeiten von einer vermutlichen Gasexplosion überrascht: "Die Druckwelle schleuderte mich an die Tür und die Stichflamme versengte mir die Haare, Augenbrauen und den Schnurrbart. Zum Glück hatte ich bereits eine Luke geöffnet, aus der ich hinaussprang, denn Sekunden später stand das trockene Holz in lodernden Flammen. Da hatte ich einen gütigen Schutzengel."

Nun sei es Zeit – nach über 30 Jahren am gleichen Standplatz und insgesamt 42 Annafesten – den verdienten Ruhestand zu genießen. Auf dem Walberla-Fest waren die Schwanks heuer – als Gäste und von Bürgermeisterin Anja Gebhardt eingeladen: "Diese Wertschätzung freut uns sehr, wir fühlen Dankbarkeit und haben es ja so geplant."

Vor zwei Jahren beendete Franz Schwank den Zeltverleih, doch so ganz können sie sich noch nicht vom arbeitsreichen Alltag trennen, wie Elisabeth Schwank zugibt: "Wir hatten uns ja im Jahr 2000 mit der Produktion und Lieferung von Pizza erweitert und verleihen unseren Kunden die Pizzaöfen kostenlos dazu, von denen wir inzwischen 30 Stück haben. Auf unserem Gelände daheim haben wir hierzu Produktionsstätten gebaut und fertigen in eigener Herstellung. Wie lange wir das noch machen, wissen wir nicht. Unsere beiden Töchter haben sich beruflich jedenfalls anders orientiert."

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