Nur 100 Kanus auf der Wiesent
23.6.2011, 00:00 UhrDer Interessenskonflikt zwischen den gewerblichen Kanuverleihern schwelt seit Jahren. Nicht nur einmal beschäftigte er die Gerichte, weil Fischereirechtsbesitzer ihre Rechte eingeklagt hatten. In einem Grundsatzurteil entschied das Verwaltungsgericht Bayreuth, dass die Auswirkungen des Kanuverkehrs auf die Natur und den Fischfang untersucht werden müssen und diese Studie Grundlage für eine künftige Verordnung sei (wir berichteten).
Nun hat die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken eine Stellungnahme abgegeben, wie viele Boote Flora und Fauna die Wiesent vertragen. Diese habe der Neuregelung des gewerblichen Kanuverkehrs zu Grunde gelegen, wie Reinhold Göller, zuständiger Abteilungsleiter beim Landratsamt, mitteilt.
Der Bescheid sei den drei Tourismusbetrieben am 3. Juni zugestellt worden und reduziert die Zahl der zugelassenen Boote deutlich: Während bisher im Mai täglich 200 Fahrten auf der Wiesent erlaubt waren, sind es nun nur noch 100.
Von Juni bis September, wo 240 Kanus fahren durften, gilt nun die Obergrenze von 120, im Juli und August erhöht sich die Zahl an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen auf 150.
Wirtschaftlich noch lukrativ?
Für die drei betroffenen Bootsverleiher ist die neue Regelung — gerade mitten in der Saison — „ein großer Einschnitt“, wie Martin Meier, Geschäftsführer der Firma Aktiv Reisen in Muggendorf, erklärt. „Es bedeutet die Halbierung der zugelassenen Boote, da müssen wir uns gut überlegen, ob der Betrieb wirtschaftlich überhaupt noch Sinn macht.“
Ganz ähnlich sieht es René Busch vom gleichnamigen Kajak-Mietservice mit Standort in Doos. Die Einbußen für die Unternehmen lägen ja nicht bei ein paar hundert Euro, die man mit Preiserhöhungen kompensieren könnte, sondern wesentlich höher. Das auf Kosten der Kunden auszugleichen, würde den Kanutourismus auf der Wiesent zu einer „elitären Veranstaltung“ machen. „Das will ja keiner“, sagt er.
Wie seine Kollegen hofft er darauf, dass die letzte Entscheidung in dieser Sache noch nicht gefallen ist, denn noch haben alle Seiten die Möglichkeit, ihre Stellungnahme zum Inhalt des vorläufigen Bescheids abzugeben. Dabei wollen die drei Kanuverleiher auch eine flexible Lösung vorschlagen: „Wir schöpfen das Kontingent ja nicht jeden Tag voll aus“, erläutert René Busch. An Regentagen oder auch montags und dienstags seien wesentlich weniger Boote auf der Wiesent unterwegs als zugelassen. „Vielleicht kann man dazu übergehen, dass die Höchstgrenze auf das Jahr bezogen wird und nicht auf den Tag“, hofft auch Martin Meier auf einen Kompromiss.
Ob Fischereirechtsbesitzer und Naturschutz sich auf diesen Vorschlag einlassen, wissen die Verleiher nicht. Eines sei aber wichtig, wie Thomas Mehl vom Bootsverleih an der Stempfermühle betont: „Dass wir im Gespräch mit Anglern und Landratsamt bleiben und zusammen eine Lösung finden“. Es kann funktionieren, sagt er. Bei seinen Ruderbootverleih, den er ebenfalls an der Stempfermühle betreibt, arbeite er seit zehn Jahren mit dem dortigen Angler sehr konstruktiv zusammen. Das wünsche er sich auch im Kanu- und Kajak-Bereich.