Oberbürgermeisterin: Annette Prechtel tritt an
12.7.2019, 16:44 Uhr"Mehr Weitblick" verspricht Prechtel (44), "mehr Verantwortung fürs Ganze, den Menschen zugewandt". Was bedeuten diese Schlagworte für den politischen Alltag in Forchheim? Aktuelles Beispiel: der Alternativstandort für die BayWa im Wiesenttal. Für Prechtel ein Ding der Unmöglichkeit: "Ich darf den Natur- und Artenschutz nicht nur sonntags predigen, sondern muss ihn auch ernst nehmen, wenn es konkret wird." Mehr Weitblick bedeutet für sie in Sachen Gewerbeansiedlung: Flächen erwerben, vorausschauend planen. Das Gewerbegebiet im Forchheimer Norden "ist für uns okay", denn hierhin sollen kleinere und mittlere Forchheimer Betriebe aussiedeln", die sonst wegziehen würden.
Auf Wohlwollen angewiesen
Flächen werden auch fürs Wohnen benötigt: "In unserer Stadt gibt es viele Alleinerziehende und Familien, die keinen bezahlbaren Wohnraum finden." Weil die Stadt keine eigenen Flächen habe, sei sie "auf das Wohlwollen von Bauträgern angewiesen", wenigstens das vorgeschriebene Drittel ihrer Projekte als geförderten Wohnungsbau herzustellen. "Wir wollen", so Annette Prechtel, "dass die Menschen in Forchheim gut leben und ihre Bedürfnisse befriedigen können, aber nicht auf Kosten der nächsten Generationen."
Prechtel fordert für Innen- und Außenstadt ein "stimmiges Verkehrskonzept", mehr und besseren Öffentlichen Nahverkehr, für Forchheims Osten "mindestens einen 20-Minuten-Takt", denn: "Wir müssen ein gutes Angebot machen, damit die Menschen schnell und zuverlässig von A nach B kommen und wissen, dass sie das Auto auch mal stehen lassen können."
Eine "starke Stadtgesellschaft" stellt sie sich vor, "dafür trete ich an". Prechtel will "viel, viel, viel zuhören" und ein "von Respekt getragenes Miteinander" vorleben, auch im Stadtrat, dessen Sitzungen in den letzten Jahren oft eher von Anfeindungen geprägt waren.
Ein "Weiter so" wie bisher, sagt Annette Prechtel, "kann es nicht geben". Eigentlich war erwartet worden, dass sie schon bei den vorgezogenen OB-Wahlen von 2016 antritt. Aber damals winkte sie mit der Begründung ab, im vorhandenen Stadtrat sehe sie für eine grüne Politik keine ausreichende Gestaltungsmöglichkeit. Nun allerdings hofft die FGL auf mehr Rückenwind.
Ein starkes Kulturreferat
Die FGL und Annette Prechtel persönlich sind stark mit der Kulturstätte Junges Theater (JTF) verwoben. Jahrzehntelang fühlten sich die Aktivisten von der Stadtverwaltung zwar geduldet, aber nicht wertgeschätzt. Das habe sich inzwischen geändert, so Prechtel. Es sei ein Markenzeichen der Forchheimer Kulturszene, dass sie überwiegend von Ehrenamtlichen getragen werde, wie — als Beispiele — beim JTF oder beim Musikverein Buckenhofen.
Das "A und O" sei in diesem Zusammenhang, dass es in der Stadtverwaltung Ansprechpartner für die Kulturschaffenden gebe, in einem echten Kulturreferat: "Dafür müssen wir jetzt schnell Personen finden, die aus der Kultur kommen, die für das Thema brennen, damit das Kulturreferat das Ausrufezeichen wird, das wir uns alle wünschen." Prechtel erteilt Gedankenspielen eine Absage, "einfach jemandem in der Verwaltung das Thema als Aufgabe zu übertragen".
Prechtel sieht auch im aktuellen Tourismus-Konzept Forchheims viele gute Bausteine, darunter den "Walk of Beer". Aufs Thema Biergenuss angesprochen, lacht sie und ruft: "Ich freue mich aufs Annafest."
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