Pfarrer in Obertrubach: „Wir brauchen Licht“

4.1.2015, 17:36 Uhr
Pfarrer in Obertrubach: „Wir brauchen Licht“

© Franz Galster

Bei starkem Schneegestöber sammeln sich geladene Ehrengäste und Fahnenabordnungen der Ortsvereine am Rathaus, um zur abschließenden Betstunde gemeinsam in die Pfarrkirche St. Laurentius zu ziehen. Pfarrer Werner Wolf macht die Asylbewerber zum Thema. Er begrüßt die Entscheidung der Erzdiözese München, leer stehende Pfarrhäuser für Flüchtlinge bereitzustellen und fünf Milionen Euro zuzuschießen. Auch Obertrubach werde seinen Beitrag leisten. „Wo Dunkelheit ist, brauchen wir Licht“, betonte Wolf.

Pfarrer in Obertrubach: „Wir brauchen Licht“

© Frank Galster

Das machte die Pfarrgemeinde auch außerhalb des Gotteshauses sichtbar. Zur gleichen Zeit sammelten sich, vornehmlich an der Staatsstraße zur B 2, oberhalb des Ortes zahllose Besucher. Sie hatten ihre Fahrzeuge außerhalb geparkt und sahen zu, wie viele Helfer in der hereinbrechenden Dunkelheit Tausende von Wachslichtern entzündeten. Dazwischen tauchten beleuchtete christliche Symbole auf.

Der Schnee verstärkte die Reflektion der Lichter auf die Berghänge. Die dicht fallenden Flocken konnten die Menschen aber nicht abhalten. Viele Besucher waren nicht das erste Mal gekommen. Alle erfasste die Stille des Moments, als keine Autos mehr den Ort passieren durften, das ruhige Lichtermeer zum Verweilen und zur Besinnung einlud. Niklas Lipp aus Bärnfels genoss den Augenblick. „Ich mag die Beschaulichkeit“, sagte er, „um 14 Uhr war ich in der Betstunde Ministrant und unterstütze so unseren Pfarrer gerne.“

Intakte Gemeinschaft

Einige Meter weiter unten steht Doreen mit ihren Freunden. Sie kommen aus Gera in Thüringen. Doreen bewundert diese gewaltige und doch so ruhige Szene und die Helfer, die das ermöglichen. „ Da müssen viele zusammengespielt haben in einer intakten Gemeinschaft“, erkennt sie den großen Aufwand, den die Obertrubacher mit Hingabe auf sich nehmen.

Als sich die Prozession, von der Kirche beginnend, auf den Weg macht, ist die Nacht hereingebrochen. Wie in den Jahren zuvor schließt sich die überwältigende Zahl der Besucher dem Zug der Gläubigen an. Häufig halten sie auf dem Weg ein Kerzenlicht in der Hand. Pfarrer Wolf trägt das Allerheiligste durch den Ort, begleitet von Monsignore Andreas Straub und Domkapitular Josef Zerndl.

Längst ist dieses festliche Ereignis weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. Karin Strittmatter reiste aus Worms an und verbindet damit den Besuch einer Freundin. „Es ist einfach wunderschön“, staunt sie. Dabei wandert ihr Blick den Hang neben dem Pfarrhaus mit den vielen Feuern hinauf. Auf dem Dorfplatz ist auf dem großen Rundweg der Prozession durch den Ort für einen Augenblick etwas mehr Platz.

Mirco Reichel von der Freiwilligen Feuerwehr blickt über den Platz. Er ist nicht zum ersten Mal mit den übrigen Wehren der Gemeinde für die technische Absicherung verantwortlich. Dieses Mal waren es mehr Besucher und Teilnehmer als je zuvor, glaubt er. Es war letztlich eine würdige Veranstaltung ohne Raketen und Böller, ohne Kommerz und Verkaufsbuden. Vielleicht wirkt gerade deshalb dieses Lichterfest so anziehend.

 

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