Reichlich Lerneffekt für Marten Arsumanjan

Holger Peter

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21.3.2021, 14:00 Uhr
Ognjen Raukovic (links) war eine harte Nuss für Marten Arsumanjan, aber am Ende war der Favorit vom AC Bavaria Forchheim doch der verdiente Sieger.

© privat Ognjen Raukovic (links) war eine harte Nuss für Marten Arsumanjan, aber am Ende war der Favorit vom AC Bavaria Forchheim doch der verdiente Sieger.

Es war noch kein Titelkampf, sondern ein Vorbereitungsmatch, das am Samstag in „Leos Boxgym“ in München stattfand. Gegner war Ognjen Raukovic, der vor dem Duell mit sechs Siegen in 24 Profikämpfen keine allzu beeindruckende Bilanz aufzuweisen hatte.
Doch der Serbe war beileibe kein "Fallobst", wie die Boxer sagen. Tuncay Kasim: "Der Junge war absolut kampfbereit und nicht nur angereist, um die Kohle abzugreifen." Und so sollte das ja auch sein. Denn seit Juni 2020 hatte sein Schützling keinen Kampf bestritten, eine Standortbestimmung nach viel Training war dringend nötig. Den "Flugrost" abschütteln, nannte der Ebermannstädter Kasim das.

Der saß aber ziemlich tief - weniger in den Knochen und Muskeln, sondern eher im Kopf von Marten Arsumanjan. Trainer und Kämpfer hatten vorher abgesprochen, dass sich der Coach die ersten drei Runden heraushalten und der Boxer selbst "ein Gespür für den Kampf" entwickeln sollte.

Ein Experiment, dass in die Hose ging, wie man sich hinterher eingestehen musste. Tuncay Kasim: "Ich musste mich anfangs sehr zurückhalten, denn Marten war einfach zu passiv. Ab der dritten Runde habe ich mich dann eingemischt, es war einfach zu wenig. Marten braucht offenbar einfach ein bisschen ,Anschub' von außen."

Bis dahin war Raukovic viel im Vorwärtsgang unterwegs, startete sehr kompakt und mit Doppeldeckung in den Kampf. Arsumanjans Ziel war es, durch Körpertreffer die Deckung des Serben zu öffnen und anschließend Wirkungstreffer zum Kopf anzubringen - was am Anfang nur mäßig klappte.

Ab der vierten Runde schaltete der Zirndorfer, der für den AC Bavaria Forchheim startet, ein paar Gänge höher und traf variabel. In den letzten beiden der acht Runden erhöhte Arsumanjan die Schlagzahl nochmals, doch Raukovic hielt bis zum Schluss wacker dagegen. Kasim: "Der hat echt einen Eisenschädel!" Am einstimmigen Punktsieg des Favoriten gab es dennoch nichts zu rütteln.

Tuncay Kasim war direkt nach dem Kampf noch eher gespalten, zeigte sich aber tags darauf nach dem ausgiebigen Videostudium doch überwiegend zufrieden. "Erstens hat Marten am Ende doch zahlreiche gute Treffer gelandet und zweitens musste er jetzt erstmals über acht Runden gehen und Stehvermögen beweisen." Denn in seinen bisherigen Kämpfen waren entweder kürzere Distanzen angesetzt oder er gewann nach K.o.
Wie es nach diesem "Mutmacher" für den fränkischen Profi weitergeht, ist allerdings unklar. Denn eigentlich wäre - vermutlich im Juni - eine Pflichtverteidigung angesetzt gewesen. Doch der von der EBU ausgewählte Gegner, Mario Jassmann aus dem hessischen Korbach, schlug das Angebot aus. Tuncay Kasim kann sich das nicht so recht erklären, "vielleicht wollte er Marten aus dem Weg gehen".

Für die Neulinge im Profigeschäft gibt es auch außerhalb des Rings einiges zu lernen. Zum Beispiel das Prozedere vor einem Titelkampf. Da gibt es die "Purse Pit": Beide Seiten geben unabhängig voneinander Angebote ab, in denen auch die Börse für Gegner und Veranstalter enthalten sein muss. Derjenige mit dem höheren Angebot erhält den Zuschlag und bestimmt Austragungsort und Rahmenbedingungen.

Das Problem für das Team Arsumanjan/Kasim: Man hat noch keinen Geldgeber hinter sich, muss solche Kämpfe wie den am Samstag als Investition sehen. Dazu zählt auch das Antrittsgeld für einen kampfstarken Gegner wie Ognjen Raukovic. "Verdienen können wir an solchen Abenden nichts." Nur hoffen auf künftige Zahltage.

Durch die erneute Verzögerung glaubt Kasim nicht an einen Titelkampf vor August/September. Bis dahin heißt es weiter trainieren und verhandeln mit Veranstaltern. Der Nürnberger Peter Althof sei nach der corona-bedingten Absage des Kampfes im Oktober 2020 nicht mehr der einzige Ansprechpartner, auch bei "Leos Box-Gym" habe man jetzt einen Fuß in der Tür. Dieses wird von Levent "Leo" Cukur betrieben, der früher im Boxstall Universum gemeinsam mit den Klitschkos kämpfte. Durch Corona wurde Marten Arsumanjans Karriere vielleicht etwas gebremst, aber der großen Boxwelt hat sich der Cousin des Ex-Weltmeisters Arthur Abraham sich trotzdem schon angenähert.

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