Weitere Pläne
Reuth kommt seinem Baugebiet "Oberer Schulweg" näher
2.12.2020, 17:26 UhrWas sorgt(e) für Streit beim geplanten Baugebiet?
Den Nicht-Befürwortern ist die Bebauung zu dicht. Sie befürchten eine zu hohe Verkehrsbelastung in einem ohnehin verzwickten Stadtteil. Außerdem werde in einen sensiblen Naturraum eingegriffen, so Steffen Müller-Eichtmayer (FGL). Das geplante Baugebiet ist derzeit noch eine Streuobstwiese und grenzt an den Wald an. Die SPD könne ein Baugebiet dort mittragen, allerdings nur in Form einer kleineren Abrundung, so Reiner Büttner. "Wir nehmen den Bürgerentscheid sehr ernst." Darin habe sich eine Mehrheit gegen das Baugebiet ausgesprochen.
Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) korrigierte diese Aussage. Die Stadt habe nach dem Entscheid weiterhin den Auftrag, das Gebiet zu planen. Außerdem räumte der OB mit einem Trugschluss auf: Der restliche Teil der Reuther Hänge, der grüne Streifen westlich (im Bild rechts) des geplanten Baugebietes war nie und ist nicht für Bebauung vorgesehen und solle weiter Naherholungsgebiet für die Bürger bleiben. Josua Flierl (CSU) wie Manfred Hümmer (FW) lobten die überarbeiteten Pläne, sprachen von einem "qualitativen" Baugebiet und Wachstum und von dringend benötigtem Wohnraum.
Wie ist der Entscheid 2016 ausgegangen?
76 Prozent der Wähler, die beim Bürgerentscheid vor die Frage gestellt wurden, ob die Planungen eingestellt werden sollen, sprachen sich für einen Stopp aus.
Ist der Stadtrat an das Votum gebunden?
Nein. Denn auch wenn sich eine deutliche Mehrheit gegen das Gebiet ausgesprochen hat: Der Entscheid war nicht gültig, weil nicht genügend Wahlberechtigte (Quorum) an die Urnen gingen. Mindestens 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler in der Stadt müssen das bei einem Entscheid tun. Die Wahlbeteiligung lag stadtweit bei nur 13 Prozent, nur im Reuther Wahllokal wurde das Quorum mit knapp 29 Prozent erreicht.
Haben sich die Planungen für das Baugebiet verändert?
Bereits 2014 einigten sich die Stadträte auf den Kompromiss, die Fläche von 31 auf 27 Grundstücke zu reduzieren. Jetzt sind es 25. Waren mit der vorgesehenen Bebauung damals noch 41 Wohneinheiten möglich, liegt die Zahl jetzt bei maximal 27. Die Ausrichtung der Dächer soll angepasst werden, damit der Kaltluftstrom von den Hängen kommend nicht komplett ausgebremst wird und auch weiterhin für die darunterliegenden Bewohner der Siedlung als natürliche Klimaanlage an heißen Sommertagen funktioniert. Philipp Blümlein (JB) regte an, die Dachflächen nach Osten wie Westen auszurichten, um sie für PV-Anlagen nutzen zu können.
Oberflächenwasser soll mit Hilfe von Versickerungsmulden auf den jeweiligen Baugrundstücken abgefangen, überflüssiger Niederschlag in ein Regenrückhaltebecken geführt werden. Im Vergleich zu den ersten Planungen könne dieses größer ausfallen, so Baureferatsleiter René Franz. Die Stadt reagiert damit auf die Sorgen der bisherigen Hanganlieger vor Sturzbächen, beispielsweise bei Starkregen. Die grüne Pufferzone zwischen Bebauung und Streuobstwiese wird im Vergleich zur Ursprungsplanung verdoppelt.
Wie schaut das geplante Gebiet aus?
In der Mitte ist Platz für einen Treffpunkt. An solchen Begegnungsflächen mangele es bei der "extrem dichten Bebauung" im Stadtteil, so die Stadtverwaltung. Der Platz für alle Reuther soll ausschließlich zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sein. Im Zentrum könnten Spielgeräte für Kinder stehen wie auch eine Infotafel zum Thema "Streuobstwiesen der angrenzenden Reuther Hänge". Der Streuobstwiesencharakter soll erhalten und der angrenzende Wald in das Baugebiet hinein optisch weitergeführt werden. Hierfür sind Obstbaumpflanzungen in den Grundstücken vorgesehen. Sie werden mit einer Ringstraße – mit einer reduzierten Breite von fünf Metern – erschlossen. Parkbuchten sind vorgesehen.
Kleinere Grundstücke mit 400, 500 Quadratmetern sind vorgesehen, an der Grenze zur bisherigen Wohnbebauung sind sie größer. Im Außenbereich sollen Einfamilienhäuser stehen, im Inneren sind Doppelhäuser und ein Reihenhaus möglich. Der Bauverkehr fließt über die Hutstraße. Eine Ampelschaltung soll Begegnungsverkehr vermeiden.
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