Schützenswerte Wässerwiesen
11.8.2017, 10:00 UhrEine Wanderung oder auch eine kleine Fahrradtour in die nähere Umgebung des Projektgebietes lohnt sich nicht nur für Naturliebhaber.
Die von Menschenhand geschaffenen Wassergräben und auch die kleinen Wehranlagen sind im unteren Wiesenttal bei genauerer Betrachtung nicht zu übersehen.
Wer auf der B 470 aus Reuth kommend den Parkplatz auf der rechten Seite anfährt, findet im Umkreis von 250 Metern drei Wehranlagen, die gut zu Fuß zu erreichen sind. Radlfahrer können in der Nähe des Sportplatzes in Pretzfeld die Kulturdenkmäler kaum übersehen, weder an der Hauptstrecke in Richtung Kirchehrenbach, noch an den zahlreichen Wegen, die vom Radweg abzweigen. Die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.
Um was geht es in dem Projekt? Da ist zum einen der Erhalt der traditionellen Wiesenbewässerung mit der einhergehenden nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung. Die technischen Stauanlagen sollen erhalten und erneuert werden, die Bewässerungsgräben bedürfen der Pflege. Mohr legt Wert auf die Tatsache, dass die betroffenen Landwirte selbst entscheiden müssen, ob sie mitmachen: "Es handelt sich bei dem Projekt um keine hoheitliche Maßnahme, es erfolgt keine Schutzgebietsausweisung."
Das Projekt ist nicht nur für den Menschen von großer Bedeutung. Die Gräben waren früher teilweise ganzjährig voll Wasser, das als Lebensraum für Fischbrut diente beziehungsweise heute noch dient. Insekten am Wasser wiederum sind Nahrungsgrundlage für Vögel wie das Braunkehlchen oder auch Wachteln.
Durch den Erhalt der Wiesenbewässerung mit der damit verbundenen Natur schonenden Grünlandbewirtschaftung werden positive Effekte für Klima, Grundwasser, Boden und Luft erreicht, wozu auch die verminderte oder gar vermiedene Düngerbeigabe beiträgt. "Es handelt sich nicht um ein explizites Naturschutzprojekt" erklärt Johannes Mohr in diesem Zusammenhang, "sondern um ein ökologisches Programm mit vielerlei Nutzen."
Profitieren soll auch der Tourismus in der Region, denn die Wässerwiesen im unteren Wiesenttal sind ein kulturhistorisches Denkmal, das es in dieser Form in Europa nur noch selten gibt. Speziell auf dem Gemeindegebiet von Pretzfeld, aber auch in Forchheim weisen bereits mehrere Hinweisschilder mit Erklärungen auf die historischen Anlagen hin.
Das Projektgebiet umfasst eine Fläche von rund 2000 Hektar im Wiesenttal sowie in den Seitentälern der Trubach und auch der Leinleiter. Der Löwenanteil (nämlich 70 Prozent) für die Finanzierung des Projektes wird durch eine Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds abgedeckt, die Zusage der Oberfrankenstiftung für eine Förderung über zehn Prozent liegt ebenfalls vor, den Rest teilen sich der Landkreis und die Gemeinden. Insgesamt wird mit Kosten von 400 000 Euro geplant.
"Wir hatten sehr viel Arbeit in den letzten Monaten", stellt Mohr rückblickend fest. Die vorbereitenden Arbeiten erledigte er in Zusammenarbeit mit seiner ehemaligen Kollegin Jutta Dammert. Nach mehreren Auswahlgesprächen wird die weitere Koordination des Projektes nun in die Hände der externen Projektmanagerin Julia Dummert gelegt. Diese stammt aus Weikersbrunn und hat im Auswahlverfahren den kompetentesten Eindruck hinterlassen. Dummert ist gelernte Chemielaborantin und hat nach der Ausbildung über den zweiten Bildungsweg Biologie und Ökologie studiert.
"Bisher ist alles im grünen Bereich", kann Mohr nach getaner Arbeit stolz das Fazit ziehen. Vor allem die Tatsache, dass nach mehreren Gesprächen nun doch alle Gemeinden mit im Boot sind, war lange nicht selbstverständlich.
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