Neues Artenhilfsprogramm
Schwarz-gelber Feuersalamander: Wie wir ihm jetzt helfen können
15.10.2021, 20:00 UhrMärz 2020: Da dürften viele von uns an den ersten Corona-Lockdown denken. Binnen kürzester Zeit lernten wir Abstand, Masken und Desinfektionsmittel als unsere alltäglichen Begleiter kennen, um uns vor dem Virus zu schützen.
Christian Köbele beschäftigte sich damals mit ganz anderen Hygienemaßnahmen, wie er an der Weißenoher Lillachquelle erzählt: "Bei uns Profis ist es mittlerweile üblich, dass man bei Geländeeinsätzen seine Gerätschaften desinfiziert."
Köbele ist Amphibienschützer, genauer gesagt Vorsitzender des Landesverbandes für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern (LARS). Beim Termin an der Lillachquelle geht es nämlich um den schwarz-gelben Feuersalamander, auch bekannt als Comicfigur "Lurchi".
Tödlicher "Salamanderfresser"
Und der – nein, nicht "Lurchi", sondern der echte Feuersalamander – ist in Bayern stark gefährdet. Womit sich der Sinn der besonderen Hygienemaßnahmen erklärt: Sie sollen die Ausbreitung des Bsals eindämmen, da dieser auch "Salamanderfresser" genannte Hautpilz insbesondere für Feuersalamander tödlich ist.
Im März 2020, als Köbele an einem ersten Projekttreffen für ein neues Artenhilfsprogramm teilnahm, war der ursprünglich aus Asien stammende Bsal noch weit entfernt, an der Grenze zu den Niederlanden. Nur zwei Monate später aber wurde er auch im Steigerwald nachgewiesen. "Dass er dann so schnell kommt, das hat uns überrascht", sagt der Amphibienschützer.
Doch Hoffnung naht: Das Artenhilfsprogramm ist inzwischen festgezurrt. An insgesamt acht bayerischen Orten werden in den nächsten vier Jahren Feuersalamander-Bestände untersucht – und möglichst auch gerettet. Neben LARS sind daran der Landesbund für Vogelschutz (LVB) sowie der BUND Naturschutz beteiligt. Der Freistaat unterstützt das Projekt mit 1,7 Millionen Euro.
Was geplant ist
Was ist konkret geplant? Die für die Lillachquelle zuständige Projektmanagerin Malvina Hoppe vom LVB erklärt, dass in diesem Frühjahr bereits drei Larvenzählungen stattgefunden haben. Nun gehe es darum, geeignete Maßnahmen zu identifizieren, die dem Feuersalamander zu gute kommen. Für die Amphibie grundsätzlich hilfreich seien Hoppe zufolge etwa zusätzliche Becken, aber auch renaturierte Quellfassungen und Uferböschungen.
Das reduziere die Fließgeschwindigkeit und erleichtere es dem Feuersalamander, vom Wasser an Land zu gehen. Apropos: Auch ein Wald kann salamanderfreundlicher werden, etwa indem Totholz liegengelassen wird. Es geht also darum, den Lebensraum des Salamanders zu verbessern. Spätestens hier wird klar, dass eben nicht nur der Bsal, sondern auch der Mensch an seiner Gefährdung schuld ist.
Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sieht einen Zusammenhang zum Klimawandel, der diesen Lebensraum verändert. In den vergangenen heißen Sommern seien rund ein Fünftel der bayerischen Quellen ausgetrocknet gewesen, sagt Richard Mergner vom BUND.
Bevölkerung wird eingebunden
Neben Hoppe ist Horst Schwemmer (BUND) der zweite Projektmanager. Hinzu kommen Regionalkoordinatoren – und ehrenamtliche Unterstützer aus den Kreisgruppen der beteiligten Organisationen. Auch die Bevölkerung wird eingebunden: Wer einen Feuersalamander beobachtet, soll dies in Zukunft dem Artenhilfsprogramm melden können.
Allerdings: "Es geht hier ganz bewusst um Zufallsbeobachtungen", betont Hoppe. Bloß nicht sollen die Menschen aktiv nach der Amphibie suchen. "Es ist echt ein empfindliches Tier", ergänzt Schwemmer. Feuersalamander dürfen laut ihm nicht angefasst werden, und auch das Wasser von Quellen und Bächen gilt es zu meiden, um die Pilz-Übertragung einzudämmen.
"Deswegen tragen wir beim Kartieren diese blauen Handschuhe, die den Salamander schützen", sagt Hoppe. Hygienemaßnahmen eben, nicht gegen Corona, aber doch ganz ähnliche.
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