Später Frost trifft Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz hart

2.6.2020, 13:16 Uhr
Später Frost trifft Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz hart

© Petra Malbrich

Wo hängt noch eine brauchbare Beere, wo eine Kirsche, die noch nicht bräunlich-orange aussieht? Schon am frühen Morgen, nur wenige Stunden nach dem Frost, konnte Doris Bachmeier den entstandenen Schaden an ihren Beerensträuchern und Obstbäumen sehen. "Aber nur bei denen in der Hanglage", erklärt die Direktvermarkterin von Fahners Hofladen in Igensdorf. Dabei war es eigentlich gar nicht so schlimm. Es regnete, gemäßigt, und für die Nacht vom 11. Mai auf den 12. Mai war Frost gemeldet. Doch ein Blick auf das Thermometer zeigte, dass es mit Null Grad, dann minus ein Grad, nicht so schlimm werden würde. Ein Rundgang durch die Obstflächen bei ihrem Hof im Tal bestätigt das. Alles in Ordnung. Der Schock kam bei den Obstflächen in der Hanglage.

Der Nebel des Grauens

"Ich hatte es total unterschätzt", sagt Doris Bachmeier. Nach dem Regen bildete sich Nebel. "Der hatte sich ins Tal gesetzt. Oben ist es kalt geworden, doch die Kälte konnte nicht runter", erklärt Bachmeier. 13 Hektar Obst, Sträucher und Beerenobst bewirtschaftet die junge Frau. Im Schnitt sind 80 Prozent davon erfroren. Ein halber Hektar Beerenobst wächst in der Hang-Anlage, in der Bachmeier gerade arbeitet. "Die Stachelbeeren hatten einen Schimmer, auch die Johannisbeeren schimmerten weißlich", beschreibt sie, wie die Beeren bereits Stunden nach der Frostnacht aussahen und schüttelt an den Stämmchen. Eine grüne Stachelbeere nach der anderen fliegt nun, drei Tage nach der Frostnacht, durch die Luft. Die Johannisbeeren bleiben hängen, aber schon von weitem ist an der braunen Farbe der Blüten zu erkennen, dass sie erfroren sind und keine Früchte ausreifen.

Sogar ein Totalausfall

"Wir haben einen Ausfall von 70 bis 80 Prozent. Bei der Anlage in Mitteldorf sogar 100 Prozent Ausfall", sagt Bachmeier.

Einen Frostschaden bei etlichen Obstbauern bestätigt auch Hermann Greif, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands. Nicht unbedingt nur in Hanglage hat der Frost den Blüten Schläge verpasst. Es blieben aber auch Kirschbäume verschont. Im Durchschnitt gesehen haben 50 Prozent der Kirschen einen Frostschaden. "Es sind aber Kirschbäume teils zu 75 Prozent im Forchheimer Gebiet und in manchen Lagen sogar bis zu 100 Prozent beschädigt", sagt Greif.

Zu erkennen sei der Frostschaden bereits am Nussbaum. "Der Nussbaum ist die beste Zeigerpflanze für Frost. Er hat braune, teils schwarze Spitzen", erklärt Greif. Allerdings schafft es der Nussbaum, nochmal auszutreiben, wenn dann auch keine großen Nüsse reifen. Bei der Kirsche ist es vorbei, obwohl sie durchaus ein Grad mehr Kälte verträgt.

Doris Bachmeier verwertet ihr Obst selbst. Im Hofladen als Obst pur, als Marmelade oder für ihre Obstbrände, aber auch für das EU-Schulprogramm, an dem sie teilnimmt. Den großen Teil ihres Obstes liefert sie deshalb täglich an 55 Grundschulen und Kindergärten im Landkreis Forchheim und Erlangen-Höchstadt und bringt damit täglich 5000 Kindern frisches Obst. Für die Direktvermarkterin ist das gut, kann sie doch damit kalkulieren, wenn auch coronabedingt nun eine Pause war. Und nun der Frostschaden. Trotzdem: "Selbst mit dem Ausfall reicht das Obst für das Programm", beteuert Bachmeier.

Genossenschaften sind gelassen

Wesentlich besser sieht es für die Obstverwertungsgenossenschaften Igensdorf und Pretzfeld aus. Das große Einzugsgebiet und die unterschiedlichen Lagen sind der Vorteil und so können sie ein positives Signal an Händler und Verbraucher senden. "Wir sind versorgt. Es ist genug Ware für den Endverbraucher da", betont Tina Weishaupt, Geschäftsführerin des Obstgroßmarkts in Igensdorf.

Deren Vorteil: "Wir können unsere Geschäftspartner aus großflächigen Gebieten bedienen", erklärt sie. Die Kirschen werden von den Erzeugern aus 800 Hektar Kirschbaumbeständen in sämtlichen Lagen nach Igensdorf geliefert. Manuel Rauch, Geschäftsführer des Obstmarktes in Pretzfeld: "Den Frost hätten wir im Winter gebraucht und war nun nicht gerade förderlich. Einen Totalschaden jedoch gibt es aufgrund der verschiedenen Höhenlagen nicht", sagt er. 

"Der Preis wird in der Ernte ausgemacht"

Ob und wie sich der Frostschaden auf den Preis auswirkt, kann noch nicht beurteilt werden. "Der Preis wird in der Ernte ausgemacht. Die Kirsche ist eine sensible Frucht. Über Erntemengen kann man erst reden, wenn die Kirsche im Korb ist", sagt Rauch. Aber auf einen guten Preis hofft man doch. "Die Erzeuger haben viel Arbeit damit. Es ist viel Handarbeit und umso weniger Kirschen hängen, umso ineffizienter ist das Pflücken, da immer umgeleitert werden muss", erklärt der Geschäftsführer der Pretzfelder Genossenschaft.

Später Frost trifft Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz hart

© privat

Bis zur Ernte kann also noch einiges passieren. Hagel beispielsweise. Den Wetterbericht verfolgen die Obstanbauer deshalb genau. "Jeder Wetterbericht ist eine Zitterpartie", erklärt Rauch. Eine Möglichkeit, Frostschäden vorzubeugen, ist das Aufstellen von Beheizsystemen. Öfen, um die Kirsche zu heizen, werden bereits genutzt. Wegen Fördermöglichkeiten können sich interessierte Obstanbauer bei den Obstgenossenschaften informieren.

Für andere Obstarten kann noch keine Prognose getroffen werden. Außer bei den Zwetschgen. Da ist es ähnlich wie bei den Kirschen. "Wir brauchen jedenfalls keine Saisonarbeitskräfte mehr", meint Bauernpräsident Greif nüchtern. 

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