Udo Schönfelders Rücktritt ging ein Thriller voraus

22.05.2012, 10:00 Uhr
Udo Schönfelders Rücktritt ging ein Thriller voraus

© Ulrich Graser

An Udo Schönfelders Rücktritt am Freitag kam für die Parteiführung allenfalls der Zeitpunkt überraschend. „Er hat mir den Entwurf seiner Erklärung an den See Genezareth gemailt“, sagte gestern Eduard Nöth, der Landtagsabgeordnete, dessen Posten Udo Schönfelder offen anstrebte. Nöth weilte zu politischen Gesprächen in Israel, nahm aber elektronisch Anteil an den heimischen Kalamitäten. Die Vorgeschichte zum Rücktritt hört sich wie ein Thriller an. Bei der Ortsvorsitzenden-Konferenz in Langensendelbach Anfang März musste sich Schönfelder vom Ex-Abgeordneten Gerhard Scheu „in einer wahren Philippika an die Wand reden lassen“, wie ein Augenzeuge berichtet. Scheu gebrauchte den Begriff von der mangelnden „charakterlichen Eignung“. Dies ging vielen zu weit. Schönfelder erhielt „eine zweite Chance“.

Immer noch keine Ruhe

Die gewünschte Ruhe trat nicht ein. Erneut überlagerten Personalfragen jede inhaltliche Debatte. Der Forchheimer Ortsvorsitzende Thomas Werner forderte Schönfelder öffentlich heraus, indem er Eduard Nöth zu einer neuen Landtagskandidatur aufforderte (wir berichteten), obwohl Schönfelder sein Interesse schon bekundet hatte. Spätestens jetzt befasste sich der Kreisvorsitzende ständig mit der Frage, ob er sein Amt aufgeben soll: „Im Zwei-Tages-Rhythmus“, so Eduard Nöth, habe Schönfelder mit ihm darüber geredet, mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung.

Am Freitag, 11. Mai, richteten die Stellvertreter ein mit Nöth und Schönfelder abgestimmtes Schreiben an alle Mitglieder, dass man sich nun endgültig auf Stillschweigen in Sachen Landtagskandidatur bis September geeinigt habe. Aber was heißt „endgültig“?

Am Dienstag, 15. Mai, erhielt Schönfelder eine Mail von seinen Stellvertretern Kerstin Debudey, Konrad Rosenzweig, Benedikt Graf Bentzel und Stefan Förtsch: Entweder trete er zurück oder sie würden es tun. „In dieser Situation vier neue Stellvertreter durchzubringen“, sagt Schönfelder heute, wäre für die Partei „zu einer erheblichen Belastung“ geworden. Daher blieb ihm nur der Rücktritt.

Was ist zwischen Freitag und Dienstag passiert? Peter Eismann will dazu nichts sagen. Tatsache ist, dass der Eggolsheimer Parteichef sich in dieser Zeit mit den vier Stellvertretern traf. Was dabei besprochen wurde? Das ist momentan noch unbekannt. Bekannt ist aber, dass Schönfelder, der von dem Treffen erfuhr, in schroffer Form ausgeladen wurde, wie ein anderer Nicht-Teilnehmer hinter vorgehaltener Hand erzählt.

Michael Hofmann aus Neuses, der vor drei Jahren gegen Schönfelder kandidiert hatte, will zu der ganzen Sache übrigens auch nichts sagen.

„Sehen so Königsmörder aus?“, fragte Konrad Rosenzweig gestern, als er und seine Stellvertreter-Kollegen der Presse erklärten, wie es weitergehen soll. Sie dankten Udo Schönfelder für seine Arbeit: Über 600 Termine in drei Jahren, mehrere wiederbelebte Ortsverbände, 15 Arbeitsgruppen, eine Wiederwahl mit 94 Prozent. Das schafft nicht jeder. Jetzt sollen alle Ortsvorsitzenden in die nächsten Schritte eingebunden werden. „Wir sind eine Mitmach-Partei“, so Rosenzweig. Zuletzt sei „unheimlich viel Dampf im Kessel“ gewesen. „Wir müssen jetzt offen kommunizieren“, sagt Graf Bentzel. Es geht darum, den „Kreis nach vorne zu bringen“, ergänzt Debudey.

Die Partei solle jetzt entscheiden, wie es personell weitergeht. Ende Mai, Anfang Juni wird es ein Treffen mit den Ortsvorsitzenden geben. Nicht leugnen können alle vier, dass sie mit ihrem Ultimatum Schönfelders Sturz herbeigeführt haben. Damit tun sie sich emotional sichtlich schwer.

Einigkeit wird betont

Umso heftiger betonen sie ihre Einigkeit („Wir sind als Team zusammengewachsen“) und die „Chance, geschlossen aufzutreten“ (Debudey). Sie wollen sich die Arbeit in der Geschäftsstelle aufteilen und den Betrieb vorerst so weiterführen, auch mit dem Kreis-Geschäftsführer Udo Güldner.

Edwin Rank, CSU-Chef in Kunreuth, sieht in der aus dem Ruder gelaufenen Kandidaten-Frage eine „grundsätzliche Führungsschwäche“ im Kreisverband und macht die vor allem an den Abgeordneten fest: „Sie müssen sich mehr in die Führung einbringen.“ Natürlich sei es ein Fehler Schönfelders gewesen, „Eduard Nöth herauszufordern“. Aber die Art und Weise, wie es zum Rücktritt gekommen sei, ist in Ranks Augen „peinlich für die CSU“. Er fügt an: „Die vier Königsmörder müssen sich jetzt erklären.“

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