Umjubeltes Konzert mit Kathy Kelly in Forchheim

29.11.2015, 13:23 Uhr
Umjubeltes Konzert mit Kathy Kelly in Forchheim

© Udo Güldner

„Kathy Kelly ist auf uns zugekommen und hat sich einen gemeinsamen Auftritt gewünscht.“ Die Freude und Genugtuung ist Regina Klatte nach einem halben Jahr der Vorbereitung deutlich anzuhören. Die Leiterin des Gospelchores „juST wANNA sing“ freute sich über „eine sympathische, unkomplizierte Künstlerin“. Dabei hatten die Solistin und ihr Background-Chor nur eine halbe Stunde, um sich aufeinander einzustellen.

Zuerst waren die Sängerin und der Chor voneinander getrennt. „juST wANNA sing“ ließ in den Gospels die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Erlösung hörbar werden — egal ob im himmlischen Spiritual „Heaven is a Wonderful Place“ oder in der glaubensstarken Hymne „Blessed assurance.“ Dabei zeigten Ulli Denk und Margit Zirnsack als Solistinnen im „O Happy Day“ welch gesangliche Freuden der Karfreitag bringt.

Mit dem Spiritual „Swing Low, Sweet Chariot“ fanden sie zueinander. Ironischerweise erzählten sie dabei die Geschichte des Propheten Elias, vor dem sich der Jordan teilte, um ihn am Ende seines Lebens trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen zu lassen. Wie vielseitig die Musikerin ist, zeigten nicht nur die Instrumente, mit denen sie auf der improvisierten Bühne vor dem Altar zu sehen war: Violine, Gitarre und Akkordeon. Auch sprachlich wechselte sie innerhalb eines Songs zwischen Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch.

Gar nicht zu reden von der stilistischen Breite zwischen poppiger Klassik, moderner Kirchenmusik und traditionellen irischen Weisen. Die berühmte Ballade, mit der „Danny Boy“ verabschiedet wird, rührte nicht nur den Pianisten Peter Schnur (Worms), der Kathy Kelly in Forchheim begleitete. Ähnlich erging es in der ebenfalls vom Verlassen werden handelnden heimlichen schottischen Nationalhymne „Loch Lomond“ von Robert Burns. Schließlich waren die Kelly-Vorfahren aus Aberdeen in die USA ausgewandert, wo Kathy geboren wurde.

Entzückende Vision

Ihre Interpretation einer ekstatischen Vision der Mystikerin Teresa von Ávila entzückte nicht nur den Hausherrn Pfarrer Christian Muschler, der später mit Bob Dylan an der Himmelspforte anklopfte. Kelly hat sich längst von der musikalischen Großfamilie emanzipiert, auch wenn sie mit „Sometimes I wish I were an Angel“ alte Erinnerungen weckte.

Überhaupt flogen während des dreistündigen Konzerts mehrfach geflügelte Wesen durch die Kirche: Seien es Engelsmenschen vom Komponisten Michael Kraft, seien es Angels, die in der „Holy Night“ den Messias ankündigten. In Alfredo Catalanis dramatischer Oper „La Wally“ sang sie, wie sie als Geierwally ihren Vater verlässt und in eine einsame Berghütte zieht. Dabei kletterte ihre Stimme mühelos auf die Koloratur-Gipfel. Sie ließ mit „Leise rieselt der Schnee“ den Zuhörern Schauer über den Rücken rieseln und heizte dem winter gebeutelten Publikum mit hinreißend-mitreißenden irischen Tänzen ein, bis selbst dem Akkordeon die Luft wegblieb.

Leider vergab sie durch manch zu schlagerartig missgestaltetes Arrangement eine noch größere Wirkung. Mit dem von allen gemeinsam gesungenen Brahms´schen Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“ klang das umjubelte Konzert aus.

Der Gospelchor „juST wANNA sing“ ist am Sonntag, 13. Dezember, ab 16 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt Erlangen und am Samstag, 19. Dezember, ab 18 Uhr auf dem Winterbauer-Keller in Forchheim zu hören. Mehr Informationen unter www.justwannasing.de

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