"Unerträglich": Gräfenbergbahn wird zur Pannenbahn

29.11.2017, 06:01 Uhr

© Scott Johnston

"In Fahrtrichtung Nürnberg harrten sie über eine Stunde aus, aber kein Bus war in Sicht. Man hat sie einfach in der Kälte versauern lassen", erzählt Endres. "Das war einfach eine totale Katastrophe."

Ende vergangener Woche verkündete der Betreiber der Gräfenbergbahn, die Deutsche Bahn, dass der Bahndamm zwischen Kalchreuth und Eschenau (Landkreis Erlangen-Höchstadt) auf einer Länge von etwa 100 Metern aufgeweicht sei. Bis der Abschnitt durch Aufschüttungen wieder stabilisiert ist, dauert es rund drei Wochen, bis etwa 10. Dezember. So lange fahren keine Züge mehr zwischen Kalchreuth und Gräfenberg, sondern Ersatzbusse. So zumindest versprach es die Bahn. Doch dieser Schienenersatzverkehr scheint alles andere als zu funktionieren.

"Am Montag war es wirklich knallhart, das Telefon klingelte sehr oft, viele Beschwerden", sagt Klaus Hummel, Nahverkehrsbeauftragter des Landratsamtes. "Der Schienenersatzverkehr kam mit erst gewaltiger Verspätung gegen halb neun und mancherorts reichte wohl der Platz für die vielen Schüler nicht aus." Das Landratsamt stellte vorsorglich zwei eigene Busse zur Verfügung, die am Gräfenberger Bahnhof warteten. Schüler, die Richtung Eschenau mussten, konnten sich in einem der Busse zumindest aufwärmen bis der Ersatzverkehr eintraf.

Hummel wandte sich an die Bahn, die Besserung gelobte. "Und am Dienstag sah es dann so aus, als würde es laufen - bis ich am Nachmittag einen Anruf von einer Mutter aus Igensdorf bekam." Demnach waren offenbar noch immer zu wenig Busse im Einsatz, Anschlusszeiten stimmten nicht, Schüler mussten sich mühsam durchfragen, welcher Bus wohin fahre - oder, ob überhaupt noch einer komme.

Inzwischen ist die Pannenbahn zum Politikum geworden: In der jüngsten Sitzung des Kreistages am Montag ist er aus Gräfenbergs Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) regelrecht herausgebrochen: der seit Jahren aufgestaute Frust über die ständigen Probleme mit der Gräfenbergbahn. "Diese Gesellschaft", rief Nekolla in den Saal und meinte damit die Deutsche Bahn, "ist nicht fähig oder nicht willens, auf den 29 Kilometern zwischen Gräfenberg und Nürnberg einen halbwegs störungsfreien ÖPNV abzuwickeln." 200 Schülerinnen und Schüler passten einfach nicht in einen einzigen Bus. "Nach der zweiten Station war der voll", so Nekolla. Alle anderen Schüler wurden "einfach stehen gelassen und sie wussten nicht, wie es weitergeht."

Er, Nekolla, werde "mit den anderen Anliegergemeinden eine Resolution verfassen", sagte der Bürgermeister, um den grenzüberschreitenden "Unmut zu formulieren über dieses Trauerspiel".

Miserabel organisiert

Unterstützung und Bekräftigung erhielt Nekolla von Matthias Striebich (B90/Grüne), auch Stadtrat in Gräfenberg, von MdL Torsten Glauber und von Rainer Polster (beide FW), der als Busunternehmer täglich mit den aus seiner Sicht unzureichenden Beförderungsleistungen der Bahn konfrontiert wird.

Von "unerträglichen Zuständen" spricht Striebich. Man habe ohnehin schon seit Wochen dauernd Störungen, Ausfälle und stundenlange Verspätungen - und "jetzt ist der Schienenersatzverkehr miserabel organisiert, obwohl es mehrere Tage Zeit gab, das vorzubereiten", so der Stadtrat, der selbst als beinahe täglicher Gräfenbergbahn-Fahrer von den Ausfällen betroffen ist. "Die Gräfenbergbahn muss erhalten bleiben - aber dazu braucht es halt auch die nötigen Anstrengungen bei den DB-Verantwortlichen."

Selbst die beiden Bundestagsabgeordneten Anette Kramme und Andreas Schwarz (SPD) schalten sich nun in die Diskussion ein. In einem gemeinsamen Schreiben fordern sie den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn beim Freistaat Bayern, Klaus-Dieter Josel, auf, "endlich den zuverlässigen Betrieb der Gräfenbergbahn sicherzustellen".

Torsten Glauber hat mit der Landtagsfraktion der Freien Wähler unterdessen einen Antrag eingereicht, in dem die Staatsregierung aufgefordert wird, dem Wirtschaftsausschuss des Landtags "zeitnah über Zugausfälle und massive Probleme beim Schienenersatzverkehr bei der Gräfenbergbahn zu berichten". Auch ein DB-Vertreter soll gehört werden.

Verwandte Themen


8 Kommentare