"Fabelhafte Symbiose"
Unterleinleiter: Neuer Schlossherr ist überglücklich
28.9.2021, 06:00 Uhr
Wird es auch weiterhin Konzerte auf der Waldwiese geben? Was wird aus dem „Offenen Park“, zu dem jährlich tausende Besucher strömten? All diese Fragen beantwortet der neue Schlossherr Ludwig Fleckenstein. „Die Kombination aus dem Schloss mit seiner Kunstsammlung und der wunderschönen, ebenso mit Kunstwerken ausgestatteten Parkanlage ist einmalig in Deutschland.“
Die Begeisterung ist Fleckenstein anzusehen und auch anzuhören. Der 70-Jährige, der immer schon ein Faible für die Kunst hatte, hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Nach Jahrzehnten, in denen er zwischen Nordsee und Alpen nach einem solchen Kleinod gesucht hat, ist er mit Schloss Unterleinleiter überglücklich, weil hier einfach alles passt. Bei seinem vorherigen Schloss in Schleswig-Holstein, das fünf Jahre lang ihm gehörte, war alleine die Anreise, mit sechs Stunden Zugfahrt, deutlich schwieriger.
Und der bisherige Schlossherr? Noch im Frühjahr, als es erste Gerüchte über einen anstehenden Verkauf gab, war Knut Arndt (78) nicht sehr auskunftsfreudig. Zu oft schon hatten sich Verhandlungen im letzten Moment zerschlagen. Nun merkt man, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen ist. Ein ziemlich großer sogar. Man könnte sogar sagen: ein ganzes Gemäuer, das den international erfahrenen Kunsthändler viel Zeit, Energie und Geld gekostet hat.
„Es war eine Heidenverantwortung“, sagt Arndt. Man spürt, dass viel Liebe und Hingabe im Spiel gewesen seien, so Fleckenstein. „In jedem Raum hat er seine Spuren hinterlassen“, so Fleckenstein. Es sei eine fabelhafte Symbiose aus altem Gebäude und moderner Kunst. „So etwas findest du nirgends.“ Arndt seinerseits ist froh, dass er jemanden gefunden hat, der ganz auf seiner Wellenlänge unterwegs ist. „Er ist der ideale Nachfolger.“
Fleckenstein ist das, was man einen Selfmade-Man nennen könnte. Aus ganz kleinen Verhältnissen, („Ich komme ja vom Dorf") hat er sich in vier Jahrzehnten emporgearbeitet. Inzwischen besitzt und kontrolliert er südlich von Würzburg eine Unternehmensgruppe, die in mehreren Branchen tätig ist. Trotzdem: Über den Kaufpreis möchte Fleckenstein nicht reden. „Es muss aber jedem klar sein, dass ein solch einmaliges Ensemble seinen Preis hat.“
Das Schloss mit seinen rund 30 Zimmern wird Fleckenstein als Feriensitz für seine Familie nutzen. „Ich habe sechs Töchter und mehrere Enkelkinder, die ich hier wunderbar empfangen kann.“ Außerdem plant er, am Wochenende hier zur Ruhe zu kommen. Man sei in eineinhalb Stunden in einer ganz anderen Welt. „Nur ganz hierher zu ziehen, das kann ich mir, im Moment, nicht vorstellen“. Reinhold Geck aus Unterleinleiter, der sich mit einem Kollegen auch weiterhin um alles kümmern wird, wird als Verwalter vor Ort die Stellung halten.
Am Gebäude selbst will Fleckenstein nichts verändern. Er braucht es auch nicht, nachdem der Vorbesitzer Arndt in den vergangenen 36 Jahren alles nur Erdenkliche restauriert und modernisiert hat. „Es ist in einem traumhaften Zustand.“ Schlossherr Arndt hat schlichtweg alles erledigt. Er hat aus einer Ruine ein Schmuckstück gemacht und dabei einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand genommen. Auch auf den 170.000 Quadratmetern rund um das Schloss soll alles bleiben, wie es ist. Die vielen Skulpturen und Objekte, denen man beim Lustwandeln begegnet, waren im Preis inbegriffen.
Derzeit lebt Arndt noch einige Zeit im Verwalterhaus, bis sein Umzug nach Berlin abgeschlossen ist. „Ich werde aber im kommenden Sommer als Besucher der Konzertreihe zurückkommen.“ Dass diese weithin bekannten Veranstaltungen, die seit 2007 viel Publikum angelockt haben, auch weiterhin auf der Waldwiese über die Bühne gehen können, das hat Fleckenstein schon klargemacht. „Ich will, dass das kulturelle Leben weitergeführt wird und freue mich über jede Veranstaltung.“
Möglicherweise werde das Angebot, das es seit 18 Jahren gebe, sogar noch ausgeweitet. Den Ehrenamtlichen wie Helmuth Ochs, Schatzmeister des Vereins „Kunst und Musik im Schlosspark Unterleinleiter“, lässt Fleckenstein jedenfalls freie Hand. „Die Anlage ist es wert, dass man sie nicht abschließt.“
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