"Den Dämonen besiegen"

Warum ein Gasthof in der Fränkischen Schweiz komplett auf Alkohol verzichtet

Anne-Sophie Reiß

Volontär

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21.1.2024, 11:40 Uhr
Kerstin Gößl und Vladimir Kloz betreiben einen alkoholfreien Gasthof in Großenohe.

© Berny Meyer, NN Kerstin Gößl und Vladimir Kloz betreiben einen alkoholfreien Gasthof in Großenohe.

Kein Alkohol im Gasthof bedeutet nicht zwingend, dass es kein Bier gibt. In der "Sägemühle" in Großenohe gibt es eine große alkoholfreie Auswahl aus Bier, Wein, Secco oder auch Gin. Der Ursprung dieses Konzepts liegt in der Biografie der Betreiber.

Koch Vladimir Kloz ist selbst trockener Alkoholiker. Zu Beginn des Jahres war der 46-Jährige in eine Entzugsklinik gegangen. Für das Paar gab es deswegen nur zwei Optionen: Den Gasthof für drei Monate zu schließen, während Kloz in der Klinik ist, oder den Alkohol von der Getränke- und auch Speisekarte zu nehmen. Zuerst hatte "NN.de" über die ungewöhnliche Umstellung berichtet.

Keine Versuchung

Das Paar entschied sich für Letzteres. Mit einem Post auf der Facebook-Seite des Gasthofs machten sie den Schritt öffentlich. Die ersten Reaktionen auf die Neuerung waren durchweg positiv. "Viele sehen es als Bereicherung, auch gibt es keine Diskussionen mehr, wer heimfahren muss", sagt Gößl gegenüber "NN.de". Einige Stammgäste hätten schon ihre Favoriten für die alkoholfreie Getränkekarte geschickt.

Die "Sägemühle" erhielt auch viel Zuspruch anderer trockener Alkoholiker. Mit der Garantie, nicht wieder in Versuchung geführt zu werden, würden sie gerne in das Gasthaus kommen. Kloz freut sich sehr, seine Gäste "nüchtern wiederzusehen". Er wolle für sich "den Dämon Alkohol besiegen".

Schon immer anders

Ein alkoholfreies Sortiment ist nicht das Einzige, mit dem sich das Gasthaus "Sägemühle" einen Namen gemacht hat. Die Kost vor Ort war erst teilweise vegan und ist inzwischen gluten- und laktosefrei. Gößl, die selbst Zöliakie hat, achtet für ihre Gäste genaustens darauf, dass kein bisschen Mehl an ihre Speisen kommt. Der Erfolg ihrer glutenfreien Mahlzeiten ist so groß, dass sie sie vakuumiert in ganz Deutschland verschickt.

"Wir sind anders und spüren, dass sich das Bewusstsein der Leute nach und nach verändert", sagt Kerstin Gößl. So hätten die beiden Gastwirte schon in den vergangenen Jahren gemerkt, dass ihre Gäste häufiger zu alkoholfreiem Weizen oder Radler griffen.

Neben dem Gasthof führen die beiden auch einen kleinen Hofladen, in dem es hausgemachte Wurst, vegane Brotaufstriche und geräucherte Forellen aus eigenem Fang gibt. Es ist für jeden etwas dabei, egal ob es sich um eine vegane und vegetarische, glutenfreie oder alkoholfreie Lebensweise handelt.

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