Wie besinnlich ist der Forchheimer Weihnachtsmarkt?

15.12.2016, 12:30 Uhr
Wie besinnlich ist der Forchheimer Weihnachtsmarkt?

"Ein bisschen mehr Kunsthandwerk könnte es schon sein." Die vier Frauen, die mit einer Reisegruppe aus der Oberpfalz angereist sind, stehen ein bisschen verloren in der Sattlertorstraße und gucken sich um. "Es sind schon sehr viele Fressbuden."

Gerade deretwegen sind Inass Mazin (27) und Josua Gebert (33) hergekommen. Sie gehen gerne in der Mittagspause auf dem Forchheimer Weihnachtsmarkt und lassen sich gerade Bratwürste und den halben Meter Feuerwurst mit Röstzwiebeln schmecken. Mazin kommt aus Bamberg und findet den Forchheimer Weihnachtsmarkt besonders im Vergleich mit größeren Städten ganz wunderbar: "Der Markt ist süß, die Größe und Atmosphäre passt zur Stadt Forchheim und es ist nicht so überfüllt."

Die vielen Essensbuden empfindet sie als "Abwechslung in der Mittagspause". Zur Mittagszeit ist der Markt belebt, selbst mittwochs. Viele Schüler kaufen sich Langos, Spätzle und Bratwürste. "Es gibt schon viel Essen und Trinken hier", sagt ihr Kollege Josua Gebert. Die Verkaufsstände stünden nicht nur für ihn nicht im Fokus, meint er: "Dass es viele Fressbuden gibt, ist nun mal ein allgemeiner Trend, eine Entwicklung der Gesellschaft." Krippen und Co., die vermisse er auf dem Markt so gar nicht. 

Gegenüber schenkt Michael Drliczek vom Maracuja-Chili-Punsch bis zum Eierlikör allerlei Heißgetränke aus. Seit stolzen 26 Jahren verkauft er auf dem Markt. "Am Anfang gab es vielleicht sieben oder acht Buden und das Karussell", erinnert er sich, "und der Weihnachtsmarkt war nur an drei Wochenenden offen." Dass jetzt die ganze Woche durch geöffnet ist und der Adventskalender dazu gekommen ist, sieht er als positive Entwicklung an. Ganz allgemein: "Der Markt hat eine Größe, die gut zur Stadt passt." Auch das Angebot sei rund, findet er.

Einer anderen Meinung sind Dieter (64) und Barbara Albrecht (62). Für die beiden Händler aus Chemnitz stimmt das Verhältnis der Buden auf dem Weihnachtsmarkt so gar nicht. Seit sieben Jahren verkaufen sie zur Weihnachtszeit "erzgebirgische Volkskunst": Räuchermännchen, Nussknacker, Baumschmuck, Miniaturen. In den letzten Jahren hatten sie ihre Ware gemeinsam mit acht anderen Verkäufern in den Rathaushallen angeboten — heuer und wahrscheinlich für "viele, viele weitere Jahre", so Albrecht, mache das die Renovierung des alten Gemäuers unmöglich.

"Wir sind doch nicht verrückt"

Nachdem klar wurde, dass es mit dem Rathaus nichts wird, sind heuer nurmehr zwei von den Kunsthandwerks-Ständen vertreten. Am letzten Auswuchs des Marktes in der Sattlertorstraße stehen die Albrechts und kriegen kaum mehr ein Lächeln raus. Die meisten Leute würden gerade einmal bis zur Pyramide laufen. Dort wo sie stünden, sei es viel zu dunkel und abseitig. Die Reisegruppe aus der Oberpfalz hat den Stand dennoch entdeckt und kauft freudig Räucherkerzen und Deko ein. Für Dieter und Barbara Albrecht steht die Antwort auf die Frage, ob sie nächstes Jahr wiederkommen, dennoch fest: "Wir sind doch nicht verrückt."

Wahrscheinlich wird es einfach für sie, einen neuen Standort zu finden. Kunsthandwerker würden in den letzten Wochen des Jahres schließlich auf jedem Weihnachtsmarkt gesucht, erzählt Michael Drliczek: Sein Schwiegervater stehe seit Jahrzehnten am Nürnberger Christkindlesmarkt und verkaufe dort Blechspielwaren — inzwischen jedoch eher aus sentimentalen Gründen als aus der Freude am Umsatz heraus. "Die Leute schauen sich zwar alle den schönen Stand an, aber sie kaufen nichts mehr", sagt Drliczek. "Aber Glühwein — der geht eben immer."

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