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Wildpark Hundshaupten soll barrierefreier werden

23.6.2021, 20:00 Uhr
Viele Wege im Wildpark Hundshaupten sind so steil, dass das Schieben eines Kinderwagens sehr anstrengend ist. Für Menschen mit einer Bewegungseinschränkung sind sie kaum passierbar. 

© Pauline Lindner Viele Wege im Wildpark Hundshaupten sind so steil, dass das Schieben eines Kinderwagens sehr anstrengend ist. Für Menschen mit einer Bewegungseinschränkung sind sie kaum passierbar. 

Hinauf aufs Wolfsplateau, einen steilen Taleinschnitt meistern, um auf gleicher Höhe zum Wildplateau zu gelangen. „Man muss den Kinderwagen ganz schön festhalten“, schilderte Matthias Striebich (Grüne) seine eigenen Erfahrungen während der Debatte des Kreisbauausschusses, wie denn der Wildpark barrierefrei oder zumindest barreriefreier gestaltet werden kann.

Kreiskämmerin Carmen Stumpf nimmt sich seit 2015, als der Sanierungsstau im Wildpark offenkundig wurde, mit viel Einsatz der einzelnen Projekte an. Für die barrierefreie Umgestaltung der Wegführungen will sie über die Richtlinien zur Förderung öffentlicher touristischer Infrastruktureinrichtungen (RÖFE) Zuschüsse (bis zu 80 Prozent) locker machen. Auch die Oberfrankenstiftung will bis zu zehn Prozent dazugeben. Nur so kann der Landkreis ein Vorhaben, das sich nach den vorgestellten Plänen auf rund 8,5 Millionen Euro belaufen wird, stemmen – auch wenn sich die Realisierung über mehrere Jahre hinziehen wird.

Parkleiter Daniel Schäffer und Lisa Winzer haben die vorhandenen Strukturen analysiert und die Strecken mit Handlungsbedarf in einem Konzept Barrierefreiheit zusammengestellt. Ein Semester lang haben sich auch Studenten der Hochschule Coburg mit den Möglichkeiten, die Steigungen zu überwinden, intensiv befasst. Vier Brennpunkte haben sich herauskristallisiert: Selbst beim kleinen Rundgang nur auf halbe Höhe ist hinter dem Weiher ein besonders steiles Stück Weg, das an Fasanen und Uhu vorbei zu den Rentieren führt.

Hierzu stellten Rüdiger Hellmich und Horst Hofmann vom Ingenieurbüro Weyrauther eine Rampenlösung vor, die mit einer Schleife über den Weiher beginnt. Etwa 750 Meter muss das Konstrukt aus Erdbau und Aufständerung werden, denn man benötigt 20 Rampenmeter, um einen Höhenmeter zu überwinden. Mit rund 1,5 Millionen Euro sind die Kosten beziffert. Von dort hoch zu Wolf und Luchs sind es 60 Höhenmeter. Hier stellte Werner Wechsel von der Firma Hochkant aus dem Allgäu einen Lösung mit drei „Türmen“ vor. Kostenpunkt: um die 4,7 Millionen Euro. In ihnen überwinden eng geführte Schleifen die Höhendifferenzen. Gleichzeitig ermöglichen sie eine guten Blick auf die Wildgehege und können für weitere Informationen genutzt werden.

So ist angedacht, den ersten Turm der Tierwelt Nordeuropas zu widmen. Der Zweite dem Thema Höhlen und der Dritte, der inmitten der natürlichen Felsen liegen wird, den lokalen Sagen und Mythen. Um die Bauten ins Gelände einzupassen, ist der Kunstfelsbauer Kai Hammerschmidt aus Wunsiedel mit ins Boot geholt worden. Er lobte Wechsels Idee als „tolle Lösung für das Inklusionsproblem“. Seine Aufgabe sieht er als Verschmelzen mit der Landschaft. Die neuen Bauten sollen „reizen, aber nicht stören“. Dieser Bauabschnitt verbindet Hilfe für Geh-Eingeschränkte mit interessanten Aspekten für alle Besucher.

Einfühlungsvermögen forderte denn auch Edwin Dippacher (CSU), weil Barrierefreiheit ohne Eingriffe in die Natur „äußerst schwierig“ sei. Der Wildpark müsse sich seiner Meinung nach anpassen, sein Charakter müsse aber erkennbar bleiben. „Trotz allem muss man weiterhin wegen der Tiere kommen, nicht wegen der Türme“, fasste Werner Wolf (FW) die durchgängige Meinung des Kreisbauausschusses zusammen. Begehungshilfe und zugleich Attraktion soll eine gekurvte Schrägseil-Hängebrücke werden, die den steilen Taleinschnitt zwischen den zwei Plateaus überwindet. Sie sah besonders Striebich skeptisch, weil „rauf-runter“ zum Landschaftscharakter der Fränkischen Schweiz gehöre. Ihm wären auch hier Rampenkonstruktionen zur Erleichterung für gehandicapte Menschen lieber.

Stumpf betonte, dass sich die Brücke noch in einem frühen Planungstadium befinde. Zu den Fördervoraussetzungen gehöre aber auch ein einzigartiges Objekt, ein Alleinstellungsmerkmal. Auch die Brücke, deren Stahlseile im Baumgrün nahezu verschwinden sollen, würde die Merkmale der hiesigen Region betonen. Striebich und sein Fraktionskollege Christian Kiehr erinnerten noch daran, dass eine bessere ÖPNV-Anbindung und barrierefreie Sanitäreinrichtungen an mehreren Standorten nicht nur beeinträchtigten Menschen entgegenkämen.

Bis auf Hermann Greif (CSU) sprachen sich alle Ausschussmitglieder für das vorgestellte Vorhaben aus. Noch im Juli will Kämmerin Stumpf die Förderanträge stellen.

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