Wolf bei Forchheim könnte aus Sachsen stammen
12.12.2016, 19:00 Uhr"Wir waren total überrascht", sagt Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz von den Bayerischen Staatsforsten, der die Drückjagd am Auerberg veranstaltet hat. Etwa 40 Jäger waren am Samstag zwischen Weilersbach, Reuth und der Jägersburg im Einsatz, um Schwarz-, und Rehwild zu erlegen. Die erste Meldung kam per WhatsApp von einem Jäger bei Weilersbach. Der Wolf scheint dann Richtung Jägersburg gelaufen zu sein, von dort kam die letzte Meldung. Insgesamt sechs oder sieben Jäger haben das Tier gesehen – auch Stephan Keilholz: "Er war relativ ruhig, hat geschaut, was da los ist." Ob er im Wald blieb oder weitergezogen ist, kann der Forstbetriebsleiter nicht sagen. "Es ist dort sehr dicht, die Brombeer-Hecken wachsen üppig. Vielleicht hat er sich dorthin zurückgezogen."
Aber bislang gilt der Forchheimer Wolf nach offiziellem Standard noch nicht einmal als gesichert. Das Landesamt für Umwelt (LfU) registriert die Funde und kategorisiert sie: C1, C2, C3. Bei C1 gibt es ein scharfes Foto oder einen genetischen Nachweis, dann wird die Bevölkerung offiziell informiert. Bei C3 wie im vorliegenden Fall, liegen keine überprüfbaren Beweise vor, nur Beobachtungen.
Neun Wölfe bereits in Bayern gesichtet
Ganz Bayern betrachtet, ist der Wolf schon längst angekommen: Allein in diesem Jahr wurden bereits neun Mal Wölfe gesichtet (C1), listet das LfU auf. Meist waren es junge Männchen, in manchen Fällen vielleicht sogar ein und dasselbe. "Nach zwei Jahren werden die jungen Wölfe aus dem elterlichen Revier verstoßen. Gerade die Männchen wandern zum Teil extrem weit auf der Suche nach einem neuen Revier", erklärt Kai Frobel, Artenschutzreferent beim Bund Naturschutz in Bayern. Pro Tag können Wölfe zwischen 50 und 70 Kilometer zurücklegen. So ein junger Wolf könnte am Wochenende gerade auf Besuch im Landkreis gewesen sein.
Überrascht ist Kai Frobel nicht über die Meldung. Seit 2006 der erste Wolf in Bayern gesichtet wurde, nehmen die Nachweise Jahr für Jahr zu. Der Forchheimer Wolf könnte aus Sachsen stammen. Dort, in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen leben bereits über 30 Rudel. Bis es in Bayern soweit ist, vergehen vielleicht noch zwei, drei Jahre ("das lässt sich schwer schätzen"), die Zeit müsse aber sinnvoll genutzt werden, sagt Frobel. Vor allem, um potenzielle Konflikte zwischen Mensch und Wolf erst gar nicht entstehen zu lassen.
Schafe schützen
Im Blick hat der BN die Weidetierhalter, also die Besitzer und Schaf-, oder Ziegenherden. Es ist nicht oft der Fall, aber hier gibt es einen Königsweg, findet der Artenschutzreferent: "Herdenschutztiere". Gemeint sind nicht die normalen Hütehunde, sondern spezielle Hunderassen, die in der Schafherde aufwachsen, sie als ihre Familie begreifen und dementsprechend gegen Wolfsangriffe verteidigen. "Das ist eine Jahrtausende alte Methode." Der BN fordert schon länger, dass der Staat ein Herdenschutzprogramm aufbaut. Eine Million Euro im Jahr müssten dafür locker gemacht werden, schätzt der BN. "Angesichts von 3,2 Milliarden Euro, die an öffentlichen Mitteln jährlich in die Landwirtschaft fließen, ist das ein Klacks."
Was es bereits gibt, ist ein Entschädigungsfonds für Nutztierhalter, der von verschiedenen Umweltschutzorganisationen, dem Jagdverband und dem bayerischen Naturschutzfonds finanziert wird. Wer ein Tier durch Wolfsriss verloren hat, der kann sich beim LfU melden. Auch einen Wolfs-Managementplan für Bayern gibt es, der den Umgang mit den Wölfen regelt. Für Forchheim aber gilt zunächst (Stephan Keilholz): "Wir bleiben aufmerksam und beobachten die Lage."
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