Erstes Ehrenmitglied des VdK Buckenhofen

Zum 100. Geburtstag: Die Forchheimerin Juliane Saller und ihre bewegte Lebensgeschichte

17.10.2021, 08:00 Uhr
Die Hundertjährige mit (von links) Anton Hammer, Hermann Ulm, Georg Bauer und Alfons Oberhuber.

© Udo Güldner Die Hundertjährige mit (von links) Anton Hammer, Hermann Ulm, Georg Bauer und Alfons Oberhuber.

Aus der ihr vertrauten Umgebung im ungarischen Podolje musste sie im Oktober 1944 flüchten. Ihre Familie hatte dort eine kleine Landwirtschaft mit Weinanbau. Als die Rote Armee näher rückte, wurden die Deutschen aus der Batschka evakuiert beziehungsweise mussten flüchten. Juliane Saller heiratete 1939 den Landwirt Stefan Saller, der als Soldat in ihrer Heimat stationiert war. Ihr Mann fiel im November 1944. Mit einem Pferdegespann machte sich die Schwangere mit weiteren Verwandten auf den Weg. Der Flüchtlingstreck führte unter widrigen Bedingungen – einschließlich der Konfiszierung ihrer Pferde und des Fuhrwerks Richtung Westen bis ins ferne Chemnitz, wo Anfang 1945 ihr Sohn Stefan zur Welt kam.

Ein Bild aus ihrer Jugend.

Ein Bild aus ihrer Jugend. © Foto: privat / Repro: Udo Güldner

Nach Kriegsende verschlug es die junge Mutter mit ihren Verwandten nach Lippertsgrün bei Naila. "Wir wurden dort bei verschiedenen Familien einquartiert", erzählt sie. Mit ihrer eigenen Hände Arbeit – Juliane Saller hatte zu Hause die Kunst der Stickerei erlernt – verdiente sie sich in den nächsten Jahren ihren Lebensunterhalt. "Wir produzierten in Heimarbeit Stickwaren für ein Unternehmen." Hier im nördlichen Oberfranken lernte Saller ihre ersten deutschen Worte, wie sie Landrat Hermann Ulm an ihrem Ehrentag berichtet.

Schließlich wollte man sich wieder ein eigenes Heim errichten. Ihr Schwiegervater Jakob Saller war gelernter Baumeister. Auf der Suche nach geeigneten Grundstücken kam man in die damals noch eigenständige Gemeinde Buckenhofen. Der damalige Bürgermeister, Michael Knauer, ermöglichte in der heutigen Guttenbrunnstraße den Erwerb eines Grundstücks, das sie gemeinsam mit Verwandten 1954 bebaut hat. 1972 ereilte die Familie ein weiterer Schicksalsschlag: Mit gerade einmal 27 Jahren wurde ihr Sohn Stefan, zwischenzeitlich verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder, durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen.

Juliane Saller war jahrelang in der Kirchengemeinde St. Josef in Buckenhofen engagiert, unter anderem im damals noch von Privatleuten durchgeführten wöchentlichen Kirchenputz.

Zum 100. Geburtstag wurde Juliane Saller eine einzigartige Ehrung zuteil: Sie ist das allererste Ehrenmitglied des VdK Buckenhofen, dem sie seit 1949 angehört. Hier hat sie sich als fleißige HWH-Sammlerin ("Helft Wunden Heilen") und ab 1980 auch als Beiratsmitglied rund 20 Jahre lang ehrenamtlich engagiert. Der Ortsvorsitzende Georg Bauer, sein Schatzmeister Alfons Obernhuber und der VdK-Kreisvorsitzende Anton Hammer aus Hausen gratulierten dem ältesten Mitglied des VdK Buckenhofen, der zur Zeit weit über 400 Köpfe zählt.

Keine Kommentare