Forscher schlagen Alarm: Es gibt immer weniger Insekten
24.8.2016, 06:00 UhrAls sich ab den 1950ern die Landwirtschaft grundsätzlich änderte, die Felder immer größer und mit Chemikalien bespritzt wurden, verschwanden viele Insekten. "Damals hatten wir einen enormen Einbruch bei der Vielfalt der Arten. Heute ist es wenigstens wieder relativ stabil - aber eben auf niedrigem Niveau", sagt Heike Feldhaar, Professorin für Tierökologie an der Universität Bayreuth.
Und es gibt besorgniserregende Tendenzen: Denn natürlich nehmen nicht alle Arten und Gruppen in gleichem Maße ab. "Es findet eine ausgeprägte Homogenisierung statt. Häufigere Arten werden noch häufiger, seltene Spezialisten verschwinden immer mehr." Artengemeinschaften ähneln sich immer mehr, selbst wenn sie weit voneinander entfernt liegen.
Diesen Trend sieht man etwa bei den Hummeln. Während man seltenere Arten wie die Deichhummeln immer weniger erblickt, brummen Erd- und Steinhummeln allüberall durch die Lüfte. "Das ist fast nur noch diese Arten gibt, ist ein großes Problem. Beide haben nur einen kurzen Rüssel. Sie fliegen nur bestimmte Pflanzen an - die, für die man einen langen Rüssel bräuchte, bleiben außen vor", stellt Feldhaar fest.
Auch auf den Blumenwiesen tut sich etwas
Eine der Folgen: Forschungen haben mittlerweile ergeben, dass Blumenwiesen nicht mehr so bunt sind wie früher. "Die Tendenz geht ganz klar in Richtung weiß", sagt Feldhaar. Das liegt auch am verstärkten Düngen, das dazu führt, dass bestimmte Pflanzen noch viel häufiger sind als früher, andere dagegen ganz verschwinden - und mit ihnen die entsprechenden Insekten.
Den Trend zur Konzentration auf wenige Arten, sieht man nicht nur bei den Hummeln: Libellen und Köcherfliegen sind überproportional gefährdet, auch die Wildbienen leiden. Waldameisen werden seltener, vor allem die größeren Arten gehen zurück.
Es gibt Möglichkeiten die Insektenwelt zu retten
Natürlich gibt es auch Gewinner - die Schwebfliegen zum Beispiel. "Sie reagieren sehr schnell positiv auf Veränderungen. Bei Käfern dagegen dauert das länger. Sie können sich im Vergleich zu Fliegen eher schlecht ausbreiten. Sie haben häufig spezielle Bedürfnisse an das Habitat", erklärt Feldhaar. Auch viele Blattlaus-Arten können profitieren, ebenso einzelne Schmetterlinge, zum Beispiel der Kleine Fuchs.
Damit künftig noch viel mehr Arten zulegen können, hat die Bayreuther Tierökologin Heike Feldhaar einige Rezepte parat: "Heterogene Landschaftsstrukturen schaffen, mehr Totholz liegen lassen, die Felder seltener spritzen, weniger düngen. Selbst Wiesen werden oft mehrmals im Jahr gedüngt, das ist unnötig und schadet der Artenvielfalt."
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