Hohe Ansteckungsgefahr
Fränkische Volksfeste lassen Corona-Inzidenzen explodieren
20.7.2022, 17:47 UhrNach einer derart langen, den Umständen geschuldeten Zwangspause verwundert es kaum, dass die Menschen derzeit in großer Zahl auf die Volksfeste und Kerwas in der Region strömen. Dicht an dicht gedrängt in Festzelten, Discos und bei Open-Air-Veranstaltungen können die Deutschen nahezu ohne Corona-Einschränkungen den Sommer 2022 genießen. Der Kontakt zu vielen Menschen hat jedoch auch seine Schattenseite. Die Corona-Inzidenzen steigen nach den vielen Veranstaltungen auch in Franken mitunter in schwindelerregende Höhen.
Das Selber Wiesenfest - ein Superspreader-Event?
Das Wiesenfest in Selb, das vom 9.-11. Juli 2022 stattfand, zählt zu den größten der Region. Zwischen 20.000 und 25.000 Menschen seien dort nach Angaben des Bayerischen Rundfunks täglich unterwegs gewesen. 4.000 Sitzplätze habe es jeweils im Festzelt und im Biergarten gegeben. Trotz einer Belehrung über Hygieneschutzmaßnahmen, an der alle im Vorfeld teilgenommen hätten, seien nun vier der 20 gemeldeten Bedienungen an Corona erkrankt. Getestet wurde beim Selber Wiesenfest auf freiwilliger Basis.
Extrem hohe Inzidenzen im Nachgang des Wiesenfests
Im Landkreis Wunsiedel stiegen in letzter Zeit die Corona-Fallzahlen ordentlich an. Mit einer Inzidenz von derzeit 2.409 liegt der Landkreis im bundesweiten Vergleich an dritthöchster Stelle. Auch in den Krankenhäusern macht sich die gestiegene Inzidenz bemerkbar: Im Haus Selb des Klinikums Fichtelgebirge beispielsweise seien 28 Menschen an Covid-19 erkrankt, drei davon befänden sich in Intensiv-Behandlung. Vor genau einer Woche waren es noch 13 Covid-Patienten. Laut BR führte eine Sprecherin des Klinikums diesen sprunghaften Anstieg auf die Feste zurück.
Festwirt sieht Gründe für hohe Inzidenzen nicht in Selb
Der Selber Festwirt Hans-Rainer Spannruft wehrt sich hingegen vehement gegen eine Deklarierung des Selber Wiesenfests als Superspreader-Event. Die hohen Fallzahlen - der Landkreis Wunsiedel liegt laut RKI aktuell bei einer 7-Tage-Inzidenz von 2963,6 und belegt damit Rang eins in Deutschland - ließen sich nicht allein durch das Selber Wiesenfest erklären, teilt er inFranken mit. Sie seien viel mehr das Ergebnis zahlreicher, verschiedener Veranstaltungen, die in einem kurzen Zeitraum stattgefunden hätten. "Die Inkubationszeit [des Coronavirus, Anm. d. Red.] soll ja bei drei bis fünf Tagen liegen, wenn dann haben sich diese Personen schon vorher angesteckt." Eine Sprecherin des Landratsamts Wunsiedel sieht das ähnlich. Die hohen Fallzahlen im Sommer seien zudem vorhergesagt worden. Die Abarbeitung der neuen Fälle laufe dabei wie gewohnt und sehr routiniert.
Sommerwelle rollt über Franken
Vielerorts vermelden die Gemeinden aktuell hohe Inzidenzen. Die zahlreichen Feste und Kerwas seien Experten zufolge ein Katalysator für die Verbreitung des Virus. Auch in Franken steigen die Corona-Zahlen im Zuge der sogenannten "Sommerwelle" immer weiter an. Am Dienstag, 19. Juli 2022, kletterte die Inzidenz in der Stadt Nürnberg erstmals wieder über 1000. Welche Orte besonders betroffen sind, lesen Sie hier.