Virale Food-Videos
Fränkisches Kult-Duo erobert TikTok: „EssenChecker“ sprechen über Erfolg, Hater und TV-Auftritte
29.01.2025, 04:55 Uhr1,4 Millionen Likes hat das fränkische Tiktok-Duo Annette aus Zeil (Landkreis Haßfurt) und Sebastian Schulz aus Schonungen (Landkreis Schweinfurt) mit seinen humorvollen Food-Videos bereits generiert. (Stand: 27.01.2025)
Egal um welche Leckereien es geht: Die beiden probieren einfach alles aus und bewerten es dann mit "Geschmackspunkten". Mit seiner nüchternen fränkischen Art hat der Doppelpack die Herzen im Netz erobert. Auch im echten Leben zeigen sie sich als eingespieltes Team – "einfach fränggisch" und sympathisch.
Von Partyfotos zu Food-Videos
Der Weg zu den berühmten Food-Videos beginnt schon lange bevor es den Begriff "Social Media" überhaupt gab. "Da muss ich ein bisschen ausholen", setzt Sebastian Schulz aus Schonungen im Gespräch mit unserer Redaktion an. Von 2002 bis 2006 betrieb er eine Partyfoto-Seite, auf der er Bilder von Diskos und Plattenpartys veröffentlichte. Die Plattform war ein voller Erfolg: Sechs Millionen Aufrufe konnte sie verzeichnen – in einer Zeit, als Facebook und YouTube in Deutschland noch kaum eine Rolle spielten.
"Damals kannte mich jeder. Jeder wollte, dass ich ein Foto mache", erinnert sich Sebastian. Auf vielen Partys in der Region war er als Fotograf unterwegs. Party-Websites wie seine liefen damals gut, weil sie noch nicht mit Social Media konkurrieren mussten. "Jeder hatte seine 0,3-Megapixel-Kamera am Handy – und ich hatte halt eine vernünftige Kamera."
Nach seiner Zeit als Partyfotograf begann er, für das Haßfurter Tagblatt und die Main-Post zu fotografieren. Später kamen Videoberichte über regionale Veranstaltungen hinzu. Doch dann entdeckte er ein Food-Video auf TikTok – und beschloss, es selbst zu versuchen.
Die Geburt der "EssenChecker"
Was als Experiment begann, entwickelte sich schnell zum Erfolg. "Ich habe gemerkt, dass ich mit meinen Food-Videos mehr Erfolg habe als mit meinen Pressevideos", sagt Sebastian. Zunächst war er allein unterwegs. Dann fragte er seine langjährige Freundin Annette aus Zeil – besser bekannt als "Anedde" –, ob sie mitmachen wolle. Die gelernte Logistikerin war sofort dabei: "Und dann hat sie es gemacht, und es hat ihr Spaß gemacht."
Die beiden sind seit über 20 Jahren gut befreundet. "Wir haben uns auf einem Weinfest in Zeil kennengelernt", erzählt Sebastian. Annette lacht: "Da warst du noch viel auf Partys unterwegs." Sie erinnert sich: "Meine Freundin und ich sind erst heim, als die Sonne schon aufgegangen ist und die Leute zusammengekehrt haben. Irgendwann kam uns der Sebastian entgegen und hat uns angesprochen." Ob damals ein Partyfoto entstand oder sie einfach so ins Gespräch kamen, weiß er heute nicht mehr genau – jedenfalls erobern sie jetzt als Freunde und Kollegen gemeinsam das Internet.
"Wo ist dein fränkischer Dialekt hin?"
In ihre fränkische Rolle müssen sie sich vor der Kamera nicht erst hineinversetzen. "Wir machen das just in time", sagt Sebastian. Nur selten nehmen sie ein Video komplett von vorne neu auf oder schneiden etwas heraus. Die Videos sind einfach ein Teil ihrer Freizeit geworden. "Wir machen das nicht nur wegen des Geldes, wir machen es, weil es unser Hobby ist", so Sebastian.
Dabei hat Annette auch schwäbische Wurzeln. Zwar ist ihr Vater Franke, ihre Mutter wurde jedoch von ihrer Großmutter aus dem Schwabenland aufgezogen. Manchmal schleicht sich deswegen Hochdeutsch oder gar Schwäbisch in ihre Videos. "‚Anedde, wo ist dein fränkischer Dialekt hin?‘, fragen die Leute", sagt sie schmunzelnd.
"Warum habe ich mir das Video bis zum Ende angeschaut?"
Die Zahlen sprechen für sich: Mit ihrem Hauptkanal haben die "EssenChecker" inzwischen 1,4 Millionen Likes auf Tiktok gesammelt. Fans komponieren sogar Songs für sie und schicken Fanpakete – aus Tschechien, aus Amerika.
Doch mit wachsender Bekanntheit kommen auch negative Kommentare. "Ich habe schon immer zu Anedde gesagt, da muss man drüber stehen", so Sebastian. Hater gehören zum Social-Media-Geschäft – je mehr Follower, desto mehr Kritik. "So groß sind wir noch nicht, aber für unsere Region haben wir schon echt was geschafft."
Sebastian sieht darin sogar einen Vorteil: Jeder Kommentar ist nur eine weitere Interaktion für die "EssenChecker". "Wenn einer schreibt: ‚Warum habe ich mir das Video bis zum Ende angeschaut?‘, dann schaut er sich das nächste auch wieder bis zum Schluss an", sagt Sebastian überzeugt.
TV Total und ein voller Kalender
Die "EssenChecker" sind längst nicht mehr nur auf Social Media bekannt – sogar bei TV Total waren sie bereits zu sehen. "Wir haben uns riesig gefreut", sagt Sebastian. Ein Auftritt im Fernsehen? Für die beiden alles andere als gewöhnlich. Annette fügt lachend hinzu: "Mensch, es müsste mich mal jemand zwicken, das fühlt sich so surreal an." Mittlerweile erhalten sie so viele Kooperationsanfragen, dass sie gar nicht alle annehmen können.
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Auch auf regionalen Festen werden sie oft erkannt und angesprochen. "Da wirst du von Menschen umrundet, es ist der Wahnsinn", sagt Sebastian. Der Kontakt zu den Fans ist den "EssenCheckern" wichtig – und ihre Bekanntheit macht sich längst auch im Alltag bemerkbar. "Eine Kollegin sagte zu mir: ‚Bei dir war wieder großer Trubel‘", erzählt Annette. Für die beiden gehört das aber mittlerweile einfach dazu.
Und was essen die "EssenChecker" am liebsten?
Als echte "EssenChecker" haben die beiden natürlich ihre Lieblingsgerichte. Sebastian schwört auf das Schinken-Sub von SubStop in Haßfurt: "An das Geschmackserlebnis kommt nicht mal Subway ran." Aber auch ein klassischer Braten mit Klößen geht für ihn immer. Annette ist da vielseitiger: "Maultaschen oder Spätzle", sagt sie – ganz im schwäbischen Stil.
Eines steht fest: Solange ihre Food-Videos erfolgreich sind, machen sie weiter. "Wir hören auf keinen Fall auf", sagt Sebastian. Fans dürfen gespannt bleiben, was die "EssenChecker" als Nächstes auf die Speisekarte setzen.