Freude für alle - Fall 11: Kletterprojekt unterstützt Drogen-Ausstieg

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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26.11.2020, 10:26 Uhr
Beim Mudra-Kletterprojekt sind Anfänger wie Fortgeschrittene willkommen – und nicht allein Klienten der Drogenhilfe, um Betroffene beim nachhaltigen Ausstieg aus der „Szene“ zu unterstützen.

© Assata Frauhammer, dpa Beim Mudra-Kletterprojekt sind Anfänger wie Fortgeschrittene willkommen – und nicht allein Klienten der Drogenhilfe, um Betroffene beim nachhaltigen Ausstieg aus der „Szene“ zu unterstützen.

Die Vorfreude ist mindestens so groß wie das Vergnügen an den Abenden selbst: Einmal pro Woche geht es für den 25-Jährigen steil bergauf. Vor bald einem Jahr entdeckte er den Reiz des Kletterns. Genauer gesagt: des Boulderns. Ein Betreuer hatte ihn in das "Café Kraft" eingeladen. Dort treffen sich regelmäßig die Mitglieder des Mountain Activity Clubs. Gegründet von Sportbegeisterten aus dem Umfeld der Mudra, soll er bei der Überwindung von Suchtproblemen helfen.

Denn gute Kontakte, die Stärkung der Persönlichkeit, körperliche Aktivität und Konzentration und Spaß können viel dazu beitragen. Traurig und ärgerlich freilich für Samuel und seine Freunde, dass sie gerade wieder auf unabsehbare Zeit zu einer Zwangspause verdonnert sind, weil die Halle geschlossen bleiben muss. "Ich wurde angefeuert, bekam Tipps oder wurde zu Klettertouren mitgenommen, die ich mir selbst nie zugetraut hätte", sagt der gebürtige Oberpfälzer. Halt gibt ihm zum Glück aktuell auch seine betreute Wohngemeinschaft, dazu eine ambulante Therapie.

Aufzuarbeiten gibt es einiges: Zu den traumatischen Erfahrungen gehören Prügel und Quälereien, mit denen sein sechs Jahre älterer Bruder ihm und der eigenen Mutter zusetzte. Bis dieser hinter Gittern landete. Abneigung, die sich bis zum Hass steigerte, schlug ihm auch in der Zweitfamilie seines Vaters entgegen, bei dem er eigentlich Zuflucht suchte. Und damit lange nicht genug.

Die Drogenkarriere brachte natürlich keinen Ausweg aus dem Elend, sondern setzte buchstäblich noch eins obendrauf. Beim Cannabis, dem klassischen Einstiegsstoff, sollte es nicht bleiben. Ein erster Entzug hielt nicht lange vor, unterdessen hatte er die Schule geschmissen. Auch der zweite Anlauf zum Fachabi ging daneben, statt dessen verbrachte Salomon viele Wochen in Kliniken. Doch sogar eine Langzeitentwöhnungstherapie samt Nachsorge war noch nicht die Rettung. Salomon begann eine kaufmännische Ausbildung, hielt aber wegen schwerer Depressionen nicht durch - und rutschte wieder ab.

Erst seit er wieder in Nürnberg Fuß gefasst habe und Unterstützung erhalte, sei er nun "länger abstinent als je zuvor", bescheinigen ihm auch die Betreuer. Die für ihn und weitere Klienten auch um Unterstützung aus der Weihnachtsaktion bitten. Zum Beispiel um die Eintrittskarten und die Kletterausstattung zu sichern - denn das trägt zur langfristigen Stabilisierung bei.

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