Zwei Tage vor der Europawahl setzten auch die Schüler und Studenten in der Region alle Hebel für eine radikale Wende in Sachen Klimapolitik in Bewegung. Ihre Forderung: "Europawahl ist Klimawahl."
In Nürnberg begann der Klimastreik erst am Nachmittag. So konnten auch Schüler teilnehmen, die keinen Ärger wegen eines Schulstreiks riskieren wollten. "Wir wollen ein gesundes Gleichgewicht", sagte die Nürnberger Mitorganisatorin Miriam Süttmann. Auf Streiks am Vormittag wolle man nicht ganz verzichten - als Zeichen. Aber sie wollten auch mehr Leuten die Möglichkeit geben, teilzunehmen. "Zudem möchten wir zeigen, dass es uns nicht nur ums Schwänzen geht, sondern um eine vernünftige Klimapolitik", sagte Süttmann.
Pünktlich um 15.30 Uhr versammeln sich etwa 2000 junge Demonstranten am Weißen Turm. Hüpfende Schüler und Studenten, aber auch Eltern und bunte Schilder aus Pappe prägen das Bild in der Innenstadt. Die Teilnehmer marschieren vom Jakobsplatz zur Lorenzkirche und von dort weiter über den Plärrer zurück zum Ausgangspunkt. "Hopp hopp Kohlestopp", skandieren die Demonstranten.
"Zwei Tage vor der Europawahl ist das heute unsere große Chance, unseren Kampf für den Klimaschutz in die Politik zu tragen", sagt Annabelle Kraus. Die Zehntklässlerin vom Nürnberger Melanchthon-Gymnasium hat den globalen Klimastreik am Weißen Turm mitorganisiert.
24-Stunden-Klimacamp in Erlangen gestartet
Um die absolute Dringlichkeit des Handelns anzudeuten, startete die Protestaktion in Fürth am Freitag genau um fünf vor 12 Uhr. Der Zeitpunkt sei wegen seines Symbolcharakters bewusst gewählt, sagt Anna Botzenhardt vom Fürther Fridays-For-Future-Bündnis. 300 Schüler, Studenten und Azubis belagerten daher die Innenstadt mit bunten Plakaten. Unter anderem legten sich die Aktivisten auch bei einem "Die-In" wie tot auf den Boden, um zu verdeutlichen, wie dringend gehandelt werden muss, damit das Leben auf der Erde eine Zukunft hat.
Mit einer großen Auftaktveranstaltung hat am Freitag auch das Klima-Aktionswochenende in Erlangen begonnen. Schon zu Beginn beteiligten sich laut Polizei rund 700 Menschen an der Kundgebung auf dem Altstädter Kirchenplatz. Die Organisatoren von Fridays for Future (FfF) warteten mit einer breiten und bunten Rednerliste auf. Ob Vertreter von DGB, Parents for Future, aus der Studierendenschaft der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) oder der Schülerbewegung: Alle Redner forderten immer wieder eine deutliche Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen, den sofortigen Ausstieg aus der Kohle und den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zudem appellierten die Redner eindringlich an alle Anwesenden, am Sonntag, den 26. Mai, zur Europawahl zu gehen. Diese Abstimmung, so die einhellige Meinung am Mikrofon, entscheide über die Zukunft der künftigen Generationen. "Die Europawahl ist eine Klimawahl", tönte es aus den Lautsprechern, dazu schwenkten Besucher jedes Alters die passenden blau-gelben Fahnen im Publikum. Es sei gerade für diejenigen wichtig, die noch keine 18 Jahre alt sind, dass die Älteren die Partei wählten, die am meisten gegen den Klimawandel unternimmt, betonten die Redner.
Die Erlanger FfF-Veranstaltung ist dieses Mal eine ganz besondere. Denn von Freitagabend bis Samstagnachmittag steht ein umfangreiches Angebot mit Lesungen, Vorträgen und Musik auf dem Programm. Es gibt sogar eine kleine Zeltstadt: Wer will, kann auf dem Schlossplatz übernachten. Für das Aktionswochenende konnten die FfF-Aktivisten unter anderem Parents for Future, Scientists for Future, Extinction Rebellion, Greenpeace oder den Verein Energiewende ER(H)langen mit ins Boot holen. Auch der DGB ist diesmal dabei.
Seit Januar gehen Schüler und Studenten in Deutschland freitags für eine strengere Klimapolitik auf die Straße. Auch Eltern ("Parents for Future"), Lehrer ("Teachers for Future") und Wissenschaftler ("Scientists for Future") schließen sich inzwischen an. Den Anstoß gab die Schwedin Greta Thunberg. In Bayern hatten sich Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung und Politiker Mitte April darauf geeinigt, ein Gremium für mehr Klimaschutzmaßnahmen zu gründen.