Friseure im Lockdown, doch die Schwarzarbeit blüht
14.1.2021, 19:14 UhrFür die Betreiber von Friseursalons, Kosmetiksalons und Nagelstudios ist diese Schwarzarbeit im Keller, in der Küche oder im Badezimmer extrem ärgerlich, denn die damit verbundenen Einnahmeausfälle verschärfen ihre wirtschaftliche Situation zusätzlich. Auch deshalb fürchtet der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks eine Insolvenzwelle. "Viele Betriebe können diese Einnahmeverluste nicht mehr schultern", warnt Geschäftsführer Jörg Müller.
Auch für Friseurmeisterin Elisabeth Würz ist die Schwarzarbeit in ihrem Gewerbe ein Ärgernis. "Wir müssen die Scheren stillhalten, und da draußen in den Kämmerchen und im Keller wird heiß gearbeitet. Das darf nicht sein", schimpft die Obermeisterin der Friseurinnung Neumarkt, die Ende vergangenen Jahres mit einem vielfach angeklickten Schocker-Video auf YouTube die dramatische Lage der Branche verdeutlicht hatte.
Dreistellige Beträge wurden angeboten
Würz weiß aus eigener Erfahrung, was Kunden in diesen Tagen für einen illegalen Friseurtermin zu zahlen bereit sind. Kurz vor der Schließung der Friseurgeschäfte Mitte Dezember seien von manchen Personen dreistellige Beträge geboten worden, damit man sie noch drannehme oder zu ihnen nach Hause komme. Sie habe diese Offerten alle abgelehnt.
"Es gibt zurzeit zahlreiche unmoralische Angebote bei unseren Mitgliedern, und angesichts der vielen gut frisierten Köpfe in der Öffentlichkeit sieht man, dass diese Angebote auch angenommen werden", bestätigt Doris Ortlieb, Geschäftsführerin des Landesinnungsverbands des bayerischen Friseurhandwerks. Wo ein Bedürfnis da sei – eben das Bedürfnis, gepflegt auszusehen, gebe es immer auch Mittel und Wege zur Bedürfnisbefriedigung.
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Man habe auch kaum eine Chance, gegen die sogenannten Kellerfriseure vorzugehen, bedauert Ortlieb. Da jemanden auf frischer Tat zu ertappen, sei aufgrund des Grundrechts auf Unverletzlichkeit der Wohnung nahezu unmöglich.
"Das wird keiner an die große Glocke hängen"
In diesem Dilemma stecken auch die Strafverfolgungsbehörden, wie Stefan Bauer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken einräumt. "Weder der illegale Friseur noch sein Kunde werden das an die große Glocke hängen. Und wir können ja nicht wahllos an irgendwelche Haustüren klopfen und nachschauen, ob da jemand heimlich von einer nicht berechtigten Person frisiert wird", erklärt Bauer.
In der mittelfränkischen Polizei-Statistik ist denn auch kein einziger aufgedeckter Fall eines illegalen Friseurgeschäfts in der Zeit der bisherigen Corona-Lockdowns aktenkundig. Nur im unterfränkischen Landkreis Miltenberg sorgten im Frühjahr 2020 gleich zwei entsprechende Fälle für Schlagzeilen. Die Kunden saßen in Kellern von Wohnhäusern, die beiden Friseure waren laut Polizeibericht professionell ausgestattet.
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"Es ist ja mit Sicherheit niemand so dumm, dass er solche Dienstleistungen direkt in einem Geschäft anbietet. Und wenn so ein Kellerfriseur bei seinen Hausbesuchen nur eine größere Tasche dabei hat, fällt das ja auch nicht weiter auf", gibt Dmitri Schreiber vom Polizeipräsidium Oberpfalz zu bedenken. Anders sei das schon, wenn ein Handwerker mit seinem Kombi oder Lieferwagen auf der Straße parke.
Geringe Infektionsgefahr
Diesem besonders haarigen Problem in Sachen Schwarzarbeit ist also nur schwer beizukommen, und Doris Ortlieb ärgert vor allem der Umstand, dass der Lockdown für die Friseurbranche ihrer Ansicht nach eigentlich kontraproduktiv in Sachen Infektionsschutz ist. Die Mitglieder der bayerischen Friseurinnung hätten ein ausgeklügeltes Hygienekonzept umgesetzt, und in den etwa 80.000 Friseursalons in Deutschland habe es bislang nur acht offiziell bestätigte Infektionsfälle gegeben.
"Und bei diesen Fällen ist auch nicht bewiesen, ob die Ansteckung tatsächlich bei der Arbeit passiert ist", betont Ortlieb. Bei den illegalen Friseurterminen im Kellerstudio sei die Infektionsgefahr wesentlich höher, weil da höchstwahrscheinlich niemand so genau auf Hygiene- und Abstandsregeln achte.
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Die Geschäftsführerin der bayerischen Friseurinnung hofft nun, dass der Lockdown für ihre Branche nicht verlängert wird. Zumal manche schwarze Schafe und deren Kunden auf den Geschmack kommen könnten und sich auch nach der Pandemie Lohnnebenkosten und Mehrwertsteuer sparen wollen.
Bayerns Friseurmeister schauen derweil bei den Pressekonferenzen von Markus Söder mit Argusaugen auf die Haartracht des Ministerpräsidenten. "Ob da ein Amateur oder ein Profi die Konturen nachgeschnitten hat, sehen die sofort", sagt Ortlieb.
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