Wiesentiere spielend kennen ler

13.05.2008, 00:00 Uhr
Wiesentiere spielend kennen ler

© Hans-Joachim Winckler

Der Storch entdeckt eine Maus. «Ich werfe meinen Kopf zurück und schleudere sie tief in meinen Schnabel. Die ist lecker, das kann ich euch sagen!» Locker und humorvoll geht es in Heike Jungs Buch zu, wenn Meister Adebar seinen Speiseplan vorstellt, der Igel vom nächtlichen Ausflug zurückkehrt oder die Erdkröte Liebe macht. «Blitzschnell springe ich zu ihr, klettere auf ihren Rücken und klammere mich unter ihren Achseln fest», schildert der Kröterich. «Ein anderes Männchen hat uns entdeckt. Mit Fußtritten versuche ich, ihn zu vertreiben. Hurra, er verschwindet! Ich bin Sieger und kann mich nun endlich paaren.»

Zu viel für Kinder? Keinesfalls. Was die Autorin hier schildert, lässt sich von Erwachsenen wunderbar dosieren. 15 Tiere aus Feld und Wiese - darunter Hase, Hummel und Maulwurf, Schnecke, Schmetterling und Zauneidechse - werden zunächst klassisch charakterisiert. Welche Tiergruppe, Aussehen, Verbreitung, Nahrung und Fressfeinde stehen im Mittelpunkt. Dabei kann jeder etwas lernen. Oder wussten Sie, dass von 4000 Marienkäfer-Arten 80 in Deutschland vorkommen? Dass manche schwarz mit gelben Punkten sind und andere bis zu 24 Punkte tragen?

Da ist vieles neu. Selbst Heike Jung gesteht, dass sie beim Arbeiten für das Buch vieles gelernt hat. Dabei ist die 41-Jährige durch Erfahrung gestählt: 14 Jahre lang schon leitet sie Eltern-Kind-Turnen, seit 2003 führt sie die «Waldmäuse» regelmäßig ins Grüne. Aus dem Gedanken, Kindergartenkinder und Grundschüler bis zur dritten Klasse spielerisch und lebendig an die Natur heranzuführen, entstand ihr erstes Buch über die Waldtiere. Nach bekanntem Muster erzählen auch im jetzt vorliegenden Band die Tiere in einer Sachgeschichte von ihrem Leben und kleinen Abenteuern, die Astrid Wilkesmann illustriert hat.

Segelflug der Störche

Was davon hängen bleibt bei den Kindern, kann im Quiz getestet werden und wird mit Bewegungsspielen vertieft. So sitzen die Storchenkinder im Nest und klappern mit den Schnabel-Armen, wenn die Eltern das Futter einfliegen. Oder sie breiten die Arme aus, drehen sich um die eigene Achse nach oben in den Himmel und segeln dann mit gebeugten Knien gen Afrika. Bitte wiederholen: 10 000 Kilometer Flug bis ins Winterquartier sind kein Pappenstiel.

Heike Jung ließ sich vom Blick in den Garten und die Regnitzwiesen inspirieren. «Der Storch landet öfters hier», sagt sie. Sein Staksen spiegelt sich ebenso in den Spielen wie das Flattern der Greifvögel oder das vorsichtige Tasten der Schneckenfühler. So zart sollen sich Kinder am Hals massieren, wenn ihre Hände erst einmal die Arme hinaufgekrochen sind.

Die Tier-Massagen, die Jung erfindet, sollen die Kinder nach Spaziergang und Spiel entspannen. Denn die Spiele wie das Fangen, bei dem der Eidechsenschwanz erbeutet werden muss, sind fordernd. Andere wie die Tierstation-Rallye animieren zum Nachspielen von Tieren, bei der Möhrensuche müssen die Kaninchen ihre Ohren/Hände als Wegweiser zum Versteck benutzen. Das lässt sich mit Schulklassen spielen, beim Kindergeburtstag oder ganz einfach mit dem eigenen Nachwuchs.

Die Söhne von Heike Jung sind mit 13 und 15 Jahren längst aus dem Spielalter raus. Deshalb hat sie ein oder zwei Spiele im Kindergarten getestet - obschon sich beim zweiten Buch auch Routine einstellte. 300 Stunden habe sie dennoch dafür gebraucht. Mit viel Ehrgeiz hatte sich Jung an die Arbeit gemacht: Denn der für seine Pädagogik-Reihen bekannte Verlag an der Ruhr hatte gleich nach Erstlingserfolg der Waldtiere die Fortsetzung geordert. Nun würde er am liebsten gleich mit den Wassertieren anschließen, doch Heike Jung will sich erst einmal eine Pause gönnen.

Heike Jung «Kinder lernen Tiere aus Feld und Wiese kennen», 170 Seiten, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0395-3, 19,80 Euro.