„Fürth hat Charme – für Gäste wie für Unternehmer“
09.05.2016, 11:00 UhrHerr Fuchs, wie zufrieden sind die Unternehmen in Stadt und Landkreis Fürth?
Gerhard Fuchs: Die Stimmung ist insgesamt gut. Wir profitieren im Moment davon, dass wir eine gute Mischung von Mittelständlern haben und nur wenige große Unternehmen. Kleine und mittlere Betriebe können auf Veränderungen am Markt flexibler reagieren. Allerdings gibt es ein immer größer werdendes Problem: Der Fachkräftemangel ist angekommen.
Wo macht er sich vor allem bemerkbar?
Fuchs: Er zieht sich durch alle Branchen. Das Gastgewerbe etwa hat ja schon länger Probleme. Aber selbst in bislang sehr begehrten Ausbildungsberufen konnten nun erstmals Lehrstellen nicht besetzt werden, etwa in Banken. Gleichzeitig haben die Anreizsysteme der Großunternehmen deutlich zugenommen, was kleinen und mittleren Unternehmen die Suche nach Auszubildenden und Mitarbeitern erschwert. Da merkt man auch bei Fach- und Führungskräften die starke Konkurrenz durch Firmen in Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach.
Was können kleine und mittlere Unternehmen tun, um auf sich und ihre Ausbildungsplätze aufmerksam zu machen?
Fuchs: Wir empfehlen den Firmen, möglichst frühzeitig Kontakt mit den Schulen aufzunehmen und vielleicht die eine oder andere Patenschaft zu übernehmen. Besonders wichtig ist es, Praktika anzubieten, um auf das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen. Nach wie vor sind viele junge Leute heute auf wenige Berufswünsche fixiert, etwa in der Modebranche, und blenden so viele andere spannende Optionen aus.
Mit welchen Herausforderungen sehen sich Unternehmen in der Region noch konfrontiert?
Fuchs: Da ist allen voran die Weltwirtschaftslage zu nennen, viele Unternehmen in Stadt und Landkreis sind ja im Export aktiv. Probleme gibt es vor allem in Russland wegen der Sanktionen sowie in China mit seiner verlangsamten wirtschaftlichen Entwicklung. Gleichzeitig wachsen aber andere Märkte, wie der Iran. Für viele ist der allerwichtigste Markt aber Europa, wo es teilweise die bekannten Strukturprobleme mit einer hohen Arbeitslosigkeit und schwachen Konjunktur gibt. Trotz allem ist die Stimmung in den Unternehmen gut — nicht zuletzt wegen der Bereitschaft der Verbraucher, Güter zu kaufen und in Immobilien zu investieren.
Wenn sich Unternehmen in Fürth niederlassen oder hier expandieren wollen, wie ist die Lage bei den Gewerbeimmobilien?
Fuchs: Kleine und kleinere mittlere Unternehmen haben keine Probleme, etwas Passendes zu finden. Je größer das Unternehmen und die geplante Erweiterung, umso schwieriger wird es. Hier sind die politisch Verantwortlichen gefordert, möglichst bald neue Gewerbegebiete auszuweisen. In der Stadt fehlen uns größere zusammenhängende Flächen, aber im Landkreis gibt es einige Gemeinden mit neuen, attraktiven Gewerbegebieten. Manche Kommunen verstehen sich aber auch mehr als Wohngemeinden und wollen keine Gewerbebetriebe. Vor dem Hintergrund kann es sinnvoll sein, dass sich mehrere Gemeinden zu einer kommunalen Allianz zusammenschließen, um dann Gewerbeflächen gemeinsam zu vermarkten. Auf diese Möglichkeit wollen wir künftig verstärkt Bürgermeister und Gemeinderäte aufmerksam machen.
Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenzial in Stadt und Landkreis Fürth?
Fuchs: In der Innovationskraft und Flexibilität der ansässigen Unternehmen und der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. In Ausbau und Errichtung weiterer Hochschuleinrichtungen und daraus resultierend einer verstärkten Ansiedlung von Zukunftstechnologien. Und im Naherholungstourismus. Die Region bietet da sehr viel: Wir haben hier Magnete wie den Playmobil-FunPark, die Erlebniswelt und den Wolfgangshof von Faber-Castell. Die Burg Cadolzburg kommt neu dazu und es gibt einige versteckte Juwelen, etwa das Freiland-Aquarium und -Terrarium Stein, das leider nur wenige kennen. Wir sind gerade dabei, Projekte — auch über die Gebietsgrenzen hinweg — zu erarbeiten, um den Naherholungstourismus zu stärken. Der Fokus liegt auf Familien und auf Senioren. Wir müssen es schaffen, mehr Besucher aus Nürnberg und Umgebung zu gewinnen.
Gibt es immer noch Vorbehalte, in der Freizeit nach Fürth zu fahren?
Fuchs: Falls ja, dann haben sie zumindest an einem Termin kein Gewicht: Die Fürther Kirchweih ist ein absoluter Magnet in der Metropolregion. Außerdem hat sich die Wahrnehmung von Fürth verändert; wir sind zum Beispiel inzwischen sehr gut platziert im Bereich von Kleinkunst- und besonderen Veranstaltungen, die oft an charmanten Orten stattfinden. Das zieht Leute auch aus Nürnberg an. Fürth ist durch viele Gebäude- und Straßensanierungen, durch zusätzliche Grünflächen wie den Südstadtpark für Besucher viel attraktiver geworden, was sich auch auf dem Wohn- und Immobilienmarkt bemerkbar macht. Darüber hinaus hat die Stadt ebenso wie der Landkreis kulturell viel zu bieten, etwa das New Orleans Festival. Mit der Neuen Mitte und dem neuen Hornschuch-Center sind wir auf einem guten Weg in puncto Einzelhandel, um verloren gegangene Kunden zurückzugewinnen. Es kommt jetzt auch noch ein Parkleitsystem, das es Besuchern erleichtert, einen Stellplatz zu finden.
Wir haben gerade darüber gesprochen, warum Fürth für Gäste und Einwohner attraktiv ist. Und was kann Fürth Unternehmen bieten?
Fuchs: Fürth hat seinen Charme. Fürth ist eine Stadt, in der das Prinzip der kurzen Wege gilt. Es ist leicht, hier an Entscheider heranzukommen — sei es der Oberbürgermeister oder der Wirtschaftsreferent. Jede Gewerbeansiedlung wird geschätzt — sowohl von den politischen Entscheidern als auch von den Unternehmen selbst. Außerdem ist die Vernetzung der Unternehmen in Fürth stärker als in vielen anderen Städten; es gibt etwa gemeinsame Veranstaltungen und Arbeitskreise, zum Beispiel die Kamingespräche der Fürther Wirtschaftsjunioren. Nicht zuletzt sind auch Freundschaften und Geschäftsbeziehungen zwischen hier ansässigen Unternehmern entstanden.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen