Kleines Hascherl trifft auf großspurige Selfmade-Frau
11.07.2009, 00:00 Uhr
Sie zoffen sich, sie bekriegen sich und irgendwann lieben sie sich. Am meisten einig sind sie sich, wenn sie über ihre wechselnden Liebhaber herziehen können, denn ansonsten hat das Frauenpaar, das im Mittelpunkt des rasanten Boulevard-Reißers «Diese Männer» steht, nicht viel gemeinsam.
Theater in Minimalbesetzung ist für Regie wie Darsteller die Königsklasse. Es gibt keine Massenszenen, keine Action-Einlagen, die mangelndes Schauspieltalent oder Defizite in der Personenführung kaschieren könnten. Regisseurin Brigitte Döring hetzt ihre Protagonistinnen aufeinander und stattet sie dazu mit bewusst überzeichneten Charakterzügen aus. Hier Shelley, arbeitslos, emotional verkrüppelt und hemmungslos sexsüchtig; dort Cloris, so schüchtern wie nervig, so verklemmt wie überdreht.
Das introvertierte Hascherl, das mit Männern kaum Erfahrung hat, zieht bei der großspurigen Selfmade-Frau ein, die den Machismo exzessiver als jeder Mann demonstriert. Ein Experiment wie aus dem psychologischen Versuchslabor, das bei diesem Zwei-Frau-Theater in lähmend langweilige Dialoge münden könnte - würden mit Sandra Ettling als Shelley und Esther Sambale als Cloris nicht zwei Vollblut-Komödiantinnen agieren. Sie kreuzen die verbalen Klingen brillant und brüllkomisch und gleiten doch nie in den Slapstick ab.
Plappermäulchen Cloris redet Shelley in Grund und Boden, die revanchiert sich mit zotigen Sprüchen und für Cloris schockierenden Moralvorstellungen. Ganz allmählich wächst zusammen, was eigentlich gar nicht zusammenpasst. Cloris wird lockerer, auch und gerade was den Umgang mit dem anderen Geschlecht und die Meinung über schnellen Sex ohne gefühlsmäßige Bindung angeht. Im Gegenzug beginnt Shelley, nach der wahren, der großen Liebe zu suchen - freilich ohne großen Erfolg.
Das schräge Zweigespann kommt sich näher und bleibt sich doch fremd, schließt Freundschaft und versteht sich dennoch nie richtig. Die Zweier-WG zerbricht am Ende, die Flucht ins frühere Dasein gelingt allerdings nicht wie erhofft. Was bleibt, ist melancholisches Augenzwinkern und die Einsicht, dass selbst diametral entgegengesetzte Lebensphilosophien kompatibel sein können.