Ab Juli: Fürth freut sich über erstes Friedhofs-Café
21.5.2019, 06:00 UhrVielleicht sollte man lieber von einem "Friedhofs-Kaffeestand" sprechen. Das Fürther "Friedhofs-Café", das am 7. Juli loslegt, wird jedenfalls eine kleine, ganz unaufdringliche Variante eines Cafés sein.
Die Theke passt auf ein umgebautes Fahrrad, eine Kaffeemaschine und ein kleines Kuchenangebot haben darauf Platz. Den Sommer hindurch soll das mobile Mini-Café immer sonntagnachmittags bereitstehen, für Friedhofsbesucher und Spaziergänger, die sich eine Pause, einen Plausch oder eine Stärkung gönnen wollen. Es soll ein Ort entstehen, der Austausch, Begegnung und Gemeinschaft ermöglicht, Einsamkeit vorbeugt und manchem auch hilft, Trauer zu bewältigen. Finden wird man das Café-Rad, samt zwei Bänken, im schattigen Rondell, das am hinteren Ende des Friedhofs liegt, wo es zum Wiesengrund geht.
Der Treffpunkt, den das Freiwilligen-Zentrum (FZF) zusammen mit einigen Partnern verwirklichen will, fällt damit einige Nummern kleiner aus als die "Friedhofs-Cafés, die es bereits andernorts gibt." Es stecken aber ähnliche Gedanken dahinter. Friedhöfe, die schon immer ein Ort waren, an dem sich Menschen begegnen, sollen es weiterhin bleiben. Auch in Zeiten, in denen sich die Bestattungskultur wandelt, in denen immer weniger Familien sich um ein traditionelles Grab kümmern können oder wollen.
Der Blick über Fürth hinaus zeigt: Berlin war mal wieder vorne dran. Schon 2003 eröffnete das "Finovo" im Stadtteil Schöneberg, 2013 dann das "Café Strauss" auf dem Friedrichswerderschen Friedhof in Kreuzberg, an einem der "ruhigsten Orte der Hauptstadt", wie die Zeit schrieb. In der ehemaligen Aufbahrungshalle sitzen nun Friedhofsbesucher, Anwohner und Touristen zusammen.
In den vergangenen Jahren haben sich weitere Friedhöfe für solche Angebote geöffnet. In Regensburg etwa will das Kirchengemeindeamt ein "Begegnungscafé" auf dem Evangelischen Zentralfriedhof einrichten. Auf dem Münchner Ostfriedhof plant die Erzdiözese ein Friedhofs-Café.
Beerdigungen will man nicht stören
Die bisherigen Einrichtungen werden in der Regel kommerziell betrieben, sagt FZF–Leiterin Ute Zimmer. Das Fürther Café soll anders sein: Es werden Ehrenamtliche gesucht, die Kuchen backen, sich um den Ausschank kümmern, das Rad pflegen. . . Menschen mit ganz unterschiedlichen Talenten können sich einbringen, sagt FZF-Mitarbeiter Leander Wirth, der die Helfer unterstützen wird. Die Freiwilligen werden auf die Aufgabe vorbereitet, verspricht er.
Geplant hat das FZF das Projekt zusammen mit der Seniorenbeauftragten, dem Seniorenrat, Pfarrer Rudolf Koch (Referent für Altersfragen des evangelischen Dekanats), dem Stadtteilprojekt Ronhof der Diakonie Fürth und der Seniorenstiftung Kemmeter. Die Kosten werden mit Hilfe von Spenden gedeckt. Hauptsponsor ist der Rotary-Club Fürth. Die Friedhofsverwaltung zeigte sich sofort offen für die Idee, erzählt Zimmer. Für den Sonntag entschied man sich, um keinen Beerdigungen in die Quere zu kommen.
Die Organisatoren wollen einen Ort schaffen, an dem sich die Besucher des Friedhofs "treffen und wohlfühlen" können. Diejenigen, die um jemanden trauern, ebenso wie die, die mit leichterem Herzen herkommen und die Anlage als einen Park wahrnehmen, in der man auch auf viel Leben trifft.
Wer ehrenamtlich mithelfen möchte, erfährt mehr unter Tel. 0911 / 21 74 782 oder fzf@iska-nuernberg.de
Der Artikel wurde um 11.45 Uhr aktualisiert.
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