Abdelkarim debütierte in der Comödie

5.1.2015, 11:30 Uhr
Abdelkarim debütierte in der Comödie

© Foto: oh

Das Schöne an Comedy ist, dass man da über (fast) alles lachen darf, was sonst – in den Nachrichten und im öffentlichen Diskurs – eher zum Weinen ist oder zumindest eine Menge Ernsthaftigkeit erfordert. Wenn dann der Comedian auch noch selbst ein in Deutschland geborener Marokkaner ist, muss sich auch niemand aus politischer Korrektheit heraus peinlich berührt fühlen, wenn Klischees über Ausländer, Migranten und „Urdeutsche“ aufgefahren und teils genüsslich zelebriert werden.

Abdelkarim, 1981 in Bielefeld (der „Stadt mit dem gewissen Garnichts“) geboren, plaudert aus dem Alltag, setzt seine „salafistische Ausstrahlung“ schon mal als Waffe ein, um im Zug ein ganzes Abteil für sich zu haben und fragt zwischendurch die Gäste im Saal nach ihren Erfahrungen. Das ist kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch viele Themenbereiche nacheinander abgeklappert werden, ohne dass sich ein großer Erzählbogen ergibt – Comedy-Geplauder eben.

Wenn es einen roten Faden im Programm gibt, dann sind es die Erfahrungen, die man als Ausländer (oder „Gast“) so macht, der, auch das wird schnell deutlich, eigentlich nirgends so richtig hineinpasst. Das alles ist aber nicht tragisch bei dem Mann aus Bielefeld, der keine seiner Geschichten problematisiert, sondern sie einfach stehen lässt: So ist die Welt eben.

Wer als „ausländisch“ wirkender Mann mit Bart im Zug sitzt, der wird von der Zivilpolizei kontrolliert, regelmäßig und unfehlbar, als sei es ein Naturgesetz – „außer, es sitzt auch ein Schwarzer im Abteil“. Es bleibt dem Publikum überlassen, aus diesen schnoddrigen Episoden Schlüsse zu ziehen.

Abdelkarim politisiert seine Geschichten nicht, sondern lässt sie für sich selbst sprechen, zeigt lieber die lächerlichen Seiten der Fremdenangst ebenso wie die des eigenen Lebens und des eigenen kulturell-religiösen Hintergrunds. Vor welcher Gruppe von Männern haben deutsche Reisende im Zug Angst? Türken zum Beispiel. . . Und Ausländer? Na, vor Kontrolleuren natürlich – „viele fragen mich gleich nach 40 Euro“. Und was für Filme durfte der marokkanische Junge in seiner Kindheit sehen? Nicht Pippi Langstrumpf mit dem starken, eigenständigen Mädchen, aber „Bud Spencer ging immer: Großer, starker Kerl mit Bart macht alles nieder.“

Wie die Integration ist eben auch das Lachen in diesem Programm keine Einbahnstraße, sondern trifft Ausländer, Deutsche mit Migrationshintergrund und die ohnehin nicht zu definierenden „Urdeutschen“ gleichermaßen. Und zeigt auch die charmante Seite so mancher Klischees, etwa wenn eine Zweitklässlerin den marokkanischen Besucher fragt, wann er sein erstes Kamel bekommen hat.

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