Abschied von der Breitscheidstraße

26.7.2012, 13:00 Uhr
Abschied von der Breitscheidstraße

© Winckler

Der Nachbar, Mr. Sub, ist schon umgezogen. Nun kündigt ein Plakat über dem Schaufenster von Benetton an, dass auch hier das Ende naht: „Wir schließen — alles muss raus“. Einmal mehr erleben die Fürther einen Räumungsverkauf.

Bis Ende August werden Maria Rosa Donadel (53) und ihr Mann noch in ihrem Geschäft stehen, wie sie es seit fast 29 Jahren gewohnt sind. Wie es danach weitergeht, wissen die beiden noch nicht. Eine neue Ladenfläche haben sie bislang nicht gefunden — und die alte braucht MIB. Wie berichtet, möchte der Investor nach der Michaelis-Kirchweih mit den Abrissarbeiten beginnen, damit im Herbst 2014 der neue Einkaufsschwerpunkt eröffnet werden kann. Anders als Park-Hotel und Fiedler-Gebäude bleiben die denkmalgeschützten Häuser des Wölfel-Areals — darunter das, in dem Benetton zu finden ist — zwar erhalten. Bauarbeiter werden hier trotzdem viel zu tun haben: Kunden sollen später durch die Gebäude hindurch in Ladenflächen spazieren, die im rückwärtigen Bereich entstehen.

Auch die Donadels sehnen den Einkaufskomplex herbei: „Die Stadt braucht den Impuls“, sagt Jean Donadel (58). Für ihn selbst freilich sei die Situation schwierig. Der Abschied vom Laden fällt dem Paar, das im Oktober 1983 mit einem Geschäft in der Schwabacher Straße begonnen hatte, schwer. Auch die Kunden sind traurig, erzählt Maria Rosa Donadel.

Wie die anderen Einzelhändler in der Innenstadt haben auch die Donadels den Wegfall von Fiedler, Bätz, Marktkauf und zuletzt des City-Centers arg gespürt; die Laufkundschaft ist weniger geworden. Dennoch würden sie gerne bleiben: Immer noch kommen genügend Stammkunden, sagt Jean Donadel. Und: Für die Rente seien sie noch zu jung.

Zurzeit sucht das Paar nach neuen Räumen. Alle Flächen in bester Lage sind belegt, bestätigt Fürths Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann auf FN-Nachfrage. Und auch ein Platz im Einkaufsschwerpunkt scheint außer Reichweite: MIB gegenüber hat das Ehepaar Interesse signalisiert, doch die Firma vermiete nur Flächen ab 400 Quadratmetern — zu groß für die Donadels. Und ein Platz im City-Center, vorübergehend? „Unmöglich“, sagt Jean Donadel, dort werden die Mietverträge monatlich verlängert, er aber hätte mindestens vier bis sechs Monate Planungssicherheit gebraucht, um die Herbst- und Winterkollektion ordern zu können.

Auch Ergin Öge (33), der den Schuhladen Prestige führt, muss sich auf einen Abschied von der Breitscheidstraße einstellen. Sein Mietvertrag läuft immerhin bis Ende des Jahres, doch schon jetzt plagen ihn Sorgen: „Ich bin Einzelhändler, ich lebe davon und ich weiß nicht, wie es meinen Mitarbeitern ab Dezember geht und wie es mir geht.“ Markenschuhe bietet Öge an — doch auch für seinen Laden ist wohl kein Platz im Einkaufsschwerpunkt: „Ich wäre flexibel, 100 bis 200 Quadratmeter wären möglich“, so eine Fläche aber sei nicht vorgesehen. Und auf den Vorschlag, gemeinsam mit Benetton eine Ladenfläche zu belegen, habe er keine Antwort erhalten. Desinteressiert komme ihm der Investor vor, sagt er enttäuscht.

Während bereits feststeht, dass das Haus, in dem sich unter anderem der Schmuckladen Collection befindet, nicht zum Einzelhandelskomplex gehören wird, die Mieter also bleiben können, ist ein Haus weiter die Zukunft ungewiss: Das Gebäude ist noch nicht verkauft. MIB sei aber interessiert, wissen Iwona und Jürgen Pfänder, deren Schuhladen La Pelle sich seit sieben Jahren im Erdgeschoss befindet. Ihr Mietvertrag sei ungekündigt — dennoch sei es sehr schwierig, zu planen. Ob sie sich bald auf die Suche nach einem neuen Standort machen müssen, wissen sie nicht. Keinen Zweifel aber lassen sie daran, dass sie generell das Projekt der Firma MIB befürworten: „Die Stadt braucht so was. Wir gucken da rüber auf diese Ruine (das Fiedler-Gebäude, d. Red.), seit wir hier sind.“
 

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