Akademische Weihen in der Türkei

10.5.2013, 22:00 Uhr
Akademische Weihen in der Türkei

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Mit einer Forschungsschrift über Zusammenhänge von Museum und Emotion hat Karin Falkenberg die akademische Lehrbefugnis erhalten. Das Besondere an ihrer Karriere ist der Schauplatz. Die 43-jährige Fürtherin konnte sich nämlich in der Türkei profilieren. Sieben Jahre Arbeit hat sie in ihre Untersuchung investiert. Und das, obwohl sie nicht im Traum daran denkt, ihre Arbeit im Fürther Rundfunkmuseum an den Nagel zu hängen oder auch nur einzuschränken.

Es war vielmehr die Chance, die Karin Falkenberg nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Geboten hat sie ihr der türkische Kommunikations- und Kulturwissenschaftler Asker Kartari, der Falkenberg bereits 2007 als Lehrbeauftragte für Medien an die Hacettepe-Universität nach Ankara geholt hatte. In ihrer Freizeit hielt die Fürtherin dort 14-tägige Blockseminare ab. Kennengelernt hat Falkenberg den 20 Jahre älteren Kartari während ihres Studiums in München. Gemeinsam haben sie etwa die interkulturelle Kommunikation am Arbeitsplatz erforscht. Als Kartari im vergangenen Jahr an die Kadir-Has-Universität nach Istanbul wechselte, lud er seine Mitarbeiter ein, ihm zu folgen. „Ich war die Einzige, die angenommen hat“, erinnert sich Falkenberg. Die „Kommunikation auf Augenhöhe“ war einer ihrer Beweggründe.

Emotionales Erlebnis

Was sie wissenschaftlich umgetrieben hat, war das Interesse an der Frage, wie man Museumsbesucher nachhaltig fesselt. Dabei wurde ihr klar, dass intellektuelle Denkanstöße allein nicht ausreichen. „Belehrt werden will heute kaum noch jemand“, weiß Falkenberg. Worauf es vielmehr ankomme, sei die emotionale Ansprache, der Spaß an der Sache.

In ihrer Forschungsarbeit hat sie verschiedene Museen und deren Besucher untersucht. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können auch für die Fürther Museumsarbeit hilfreich sein. Auf den Erlebniswert der Ausstellung wird im 1993 eröffneten Fürther Rundfunkmuseum schon immer geachtet. Dazu dienen etwa Rauminstallationen und verschiedene Aktivitäten. Sehr beliebt, gerade beim jungen Publikum, sind die Hörspielproduktionen. In der Türkei findet Falkenberg immer wieder Anregungen für ihre Museumsarbeit. Begeistert berichtet sie von der Lebenslust und Spontaneität der Menschen.

Während die Fürtherin auch künftig nur in ihrer Freizeit in Istanbul unterrichten wird, hat – nur einen Katzensprung vom Rundfunkmuseum entfernt – Uni-Professor Michael Zaiser im Erweiterungsbau des Technikums den Lehrbetrieb in Sachen Werkstoffsimulation aufgenommen. Und in der umgebauten Schickedanz-Villa im Südstadtpark untersucht Privatdozent Jürgen Zerth am Forschungsinstitut der neuen Wilhelm-Löhe-Universität innovative Produkte und Konzepte zur Verbesserung des Gesundheitswesens.

Auf dem alten Flugplatz Atzenhof wiederum freut sich der bislang in Würzburg unterrichtende Professor Randolf Hanke auf die Eröffnung des von ihm geleiteten Röntgenentwicklungszentrums des Fraunhoferinstituts für integrierte Schaltungen am 11. Juli durch Ministerpräsident Horst Seehofer. So treten vielerorts in der ehemaligen Industriestadt Fürth Wissenschaftler in die Fußstapfen der Arbeiter. Und, wie das Beispiel von Karin Falkenberg zeigt, verlieren sie dabei nicht zwangsläufig die Bodenhaftung.

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