Altes Speisefett: Fürth will flächendeckend sammeln
20.3.2021, 16:00 UhrAusgangspunkt war vor drei Jahren ein Modellversuch, an dem neben anderen Kommunen wie etwa Erlangen auch Fürth teilnahm: Vier Sammelautomaten wurden damals auf der Hardhöhe aufgestellt. Die Bürger konnten in speziellen Flaschen altes Fett und Speiseöl sammeln.
Das Material wurde aufbereitet und Dieselkraftstoff beigemischt. Wer die vollen Behälter in den Container warf, erhielt gleich einen neuen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt förderte das Projekt mit 300.000 Euro.
Im Landratsamt war seinerzeit ebenfalls Interesse an dem Modellvorhaben laut geworden. Allerdings war die Teilnahme auf einen Landkreis beschränkt, und da saßen bereits die Rother mit im Boot. Von dort kommt auch die Firma Altfett Lesch, die das Projekt initiiert hatte.
Fürth hofft auf Geld aus Berlin
In Fürth hatte der Umweltausschuss im Dezember 2019 beschlossen, die Sammlung auf das gesamte Stadtgebiet auszudehnen. Passiert ist seitdem wenig, und das hat nichts mit Untätigkeit, sondern vielmehr mit einem Förderprogramm des Bundesumweltministeriums zu tun, erläutert Walter Egelseer, der bei der städtischen Abfallwirtschaft mit der Angelegenheit befasst ist.
Käme Fürth dabei zum Zuge, flösse aus Bundesmitteln ein Zuschuss in Höhe von 40 Prozent der Gesamtkosten. Jährlich rechnet die Stadt mit Ausgaben von rund 130.000 Euro. Laufen würde die Maßnahme insgesamt über zehn Jahre.
Bald gibt es 16 Container in Fürth
In Zukunft werden sich 16 Container über das Fürther Stadtgebiet verteilen. Mit Ausnahme einiger Außenorte soll kein Bürger mehr als einen Kilometer zurücklegen müssen, um sein Fett loszuwerden. Auch die städtischen Recyclinghöfe nehmen Altspeiseöl kostenlos an.
Im April vergangenen Jahres hat die Kommune zunächst eine Projektskizze, eine Art grobe Beschreibung, eingereicht. Im September sei man aufgefordert worden, einen Förderantrag zu stellen, sagt Egelseer. Bis August heißt es nun abwarten, ob Fürth in das Programm kommt oder nicht.
Der Landkreis wird dagegen nicht in eine flächendeckende Sammlung einsteigen. Landrat Matthias Dießl begründete dies kürzlich im Umwelt- und Verkehrsausschuss unter anderem mit den "extrem hohen Kosten für das, was gesammelt wird".
Mindestens 149.000 Euro pro Jahr
Dazu hat die Verwaltung folgende Kalkulationen angestellt: 370 Gramm werden jährlich pro Landkreisbürger erwartet, optimistisch hochgerechnet seien das im Jahr rund 40 Tonnen Speisefett. Gebraucht würden für den gesamten Landkreis 22 Container – bis zu drei pro Stadt oder Gemeinde. Kostenpunkt: jährlich mindestens 149.000 Euro.
Betriebsstörungen und die eventuell notwendige Entsorgung von neben den Behältern abgelagertem Müll waren darin nicht eingepreist. Jede Tonne Fett würde so mit 3700 Euro zu Buche schlagen.
Bei der Beseitigung in der Müllverbrennungsanlage in Nürnberg (MVA) bereiten die Speiseöle und Fett im Restmüll keine Probleme, heißt es. Ganz im Gegenteil: Nach Angaben des dortigen Werkleiters dient die Verbrennung dieser Stoffe der Gewinnung von Strom und Fernwärme – und das bei einem Wirkungsgrad von 90 Prozent.
Zieht man die Gebühren der MVA heran und nimmt dazu noch die Kosten für die Stellflächen der Container auf den Wertstoffhöfen in Zirndorf-Leichendorf und Langenzenn-Horbach, summiert sich das auf lediglich 120 Euro pro Tonne Altfett.
Keine Probleme beim Abwasser
Bliebe noch eine Frage zu klären: Bereitet das über das Abwasser – Spülbecken oder Toilette – entsorgte Öl und Fett Probleme? Eine Abfrage bei den Kommunen ergab: Dem ist nicht so. Denn zum einen sind die Mengen gering.
Zum anderen verfügen Kläranlagen wie die in Roßtal oder Veitsbronn über sogenannte Kompaktanlagen mit Fettfang, oder wie in Langenzenn und Wilhermsdorf über einen Fettabscheider und einen Faulturm. In letzterem kommt die schmierige, aber energiereiche Masse der Stromgewinnung zugute.
"Fett gehört nicht in die Toilette", meinte Kreisrätin Irene Franz (SPD) und empfahl, "weiter über das Thema nachzudenken". Damit stand sie aber allein.
Die klare Mehrheit im Ausschuss sprach sich dafür aus, die Angelegenheit bei den Wertstoffhöfen zu belassen. Man wolle sich weiteren Ideen nicht verschließen, sagte der Landrat, aber auch mit Blick auf die Bürger als Gebührenzahler stünden Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis.
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